13 Mai 2018

Die Alte Hackerei zum elften Jahr

Zum ersten Mal seit langer Zeit war ich pünktlich in der »Alten Hackerei«, verlaberte nicht zu viel Zeit vor der Tür, sondern zahlte meinen Eintritt, holte mir ein Bier und stand punktgenau zur ersten Band im Konzertraum. Anfangs verloren sich keine fünfzehn Leute vor der Bühne, was die Band nicht störte – dann aber füllte sich der Raum zügig.

Auf der Bühne tummelten sich drei junge Männer – kurzzeitig überlegte ich, dass alle drei zusammen gerade mal so alt sein könnten wie ich –, die eine großartige Punkrock-Mixtur ins Publikum ballerten. The Murderburgers, so der Name der Band, kamen aus Schottland. Wenn sie sich untereinander unterhielten, verstand ich kein Wort, und auch manche Ansage des Sängers war nur schwer zu verstehen.

Die Musik war ein furioses Gebräu, die mich an kalifornische Bands aus der Mitte der 80er-Jahre erinnerte, aber durchaus eigenständig. Der Sänger klopfte launige Sprüche, in denen es eigentlich nur um vorehelichen Geschlechtsverkehr und Selbstbefriedigung sowie Furzen und Rülpsen ging. Das war alles andere als intellektuell, erwies sich aber als ein großartiger Spaß.

Nach diesem Auftritt bummelte ein wenig herum und stellte fest, dass der hintere Teil des »Hackerei«-Geländes wie ein Volksfest wirkte. Ganze Familien hatten sich eingefunden, saßen an Biertischen oder machten beim Karaoke-Wettbewerb mit. Vor allem waren haufenweise Kinder und Jugendliche unterwegs, was ein witziger Gegensatz zum Geschehen im Konzertraum war.

Dort kletterten dann die Herren von Crim auf die Bühne. Da gab es kein großes Zögern, die Spanier legten sofort los. Vergleiche fielen mir schwer, letztlich war es unglaublich kraftvoller und wuchtiger Punk, der ohne Pause nach vorne gebolzt wurde, mit knalligen Melodien.

Ansagen gab es nur wenige, und es hörte sich bei deb Spaniern echt witzig an, wenn sie Stücke mit »eins-zwei-drei-vier« einleiteten, um dann auf Spanisch loszubrettern. Crim erwiesen sich als richtig starke Band, die Musik blies mir ordentlich die Ohren durch. Und als am Ende eine Coverversion gespielt wurde, brauchte ich wegen des Tempos gut eine Minute, bis ich erkannte, dass ein Stück von Cock Sparrer gespielt wurde.

Zwei Bier später drängte ich mich wieder in den Konzertraum, der mittlerweile sehr voll war. Die englische Band Wonk Unit, die ihren Stil selbst als »Honk Punk« bezeichnen, erwies sich als Partykracher schlechthin. Vom ersten Ton an wurde getanzt; und es war ein sehr lustiger und harmloser Pogo – wenn die eine Hälfte der Pogo-Menge aus Frauen besteht und die andere Hälfte aus brillentragenden Männern, kann eigentlich nichts schiefgehen.

Die Engländer spielten einen wunderbar abwechslungsreichen Punk mit vielen Melodien, mit gelegentlichen Ska- und Reggae-Einsprengseln, das alles witzig und flott gespielt. Wobei das Gerede des Sängers und seine Show für viele Lacher und ein dauerbreites Grinsen sorgten. Ich fand's toll.

Danach war ich buchstäblich beglückt. Ich ging hinaus ins Freie, stellte fest, dass es in Strömen regnete, und beschloss, erst mal weiter Bier zu trinken und Unsinn zu reden. Das gelang mir sehr gut, und als ich irgendwann zu sehr später Stunde – immerhin wurde es noch nicht hell – mein Fahrrad durch die nächtliche Stadt steuerte, regnete es nicht mehr. Angesichts meiner großartigen Stimmung hätte das aber auch nichts mehr ausgemacht.

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