14 Juli 2016

Readbox und die digitale Zukunft

Ich habe Ralf Biesemeier von der Firma readbox publishing – die Kleinschreibung ist gewollt – im Frühjahr 2011 auf der Buchmesse in Leipzig kennengelernt; wir trafen uns danach noch einmal aus geschäftlichen Gründen. Bei den Begegnungen mit ihm hatte ich stets den Eindruck, dass der Readbox-Geschäftsführer recht genau wusste, wohin sich der digitale Buchmarkt entwickeln wird.

Auf der Internet-Seite pubiz.de war dieser Tage ein interessantes Interview mit Ralf Biesemeier zu lesen, das diesen Eindruck, den ich gewonnen hatte, weiter bestärkt. In dem Interview geht es vor allem um seine eigene Firma und deren Wachstum, was ich mit Interesse gelesen habe – spannend fand ich ebenso einige allgemeine Thesen, die er aufstellte.

Was er über E-Books sagt, gilt gleichermaßen für andere digitale Produkte: »Ich glaube, dass grundsätzlich die Chancen im Internet so groß sind wie noch nie, auch kleine Nischen profitabel zu bedienen.« Mit den »gelernten Mechanismen der physischen Welt« funktioniere das aber nicht mehr; die Verlage müssten »weniger Handel und (wesentlich) mehr Direktgeschäft« anstreben.

Auch ein spannender Ansatz, den ich hundertprozentig teile: Er denkt an »kurze, eher schnell (und vor allem einfach und auch günstig) zu konsumierende Stücke«, wenn es um die Zukunft des E-Books geht. Es gehe dabei auch um »ein attraktives Alternativangebot zu CandyCrush und Facebook-Katzenvideos«.

Die Musik-Industrie überlebte unter anderem dadurch, dass sie ein »Album« in einzelne Stücke zerlegte und diese einzeln für recht viel Geld verkaufte. Vielleicht ist ein Teil der Zukunft für digitale Literatur die Sammlung kurzer Texte: keine Kurzgeschichtensammlung, weil so was echt nur Minderheiten kaufen und lesen wollen, sondern die Rückkehr der klassischen Fortsetzungsgeschichte, wie es sie schon im 19. Jahrhundert in den Tageszeitungen gab ...

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