07 August 2015

Maigret mit augenzwinkerndem Humor

Das ist ein ungewöhnlicher Krimi: »Maigret und das Dienstmädchen« erschien als fünfundzwanzigster Band der Maigret-Reihe, und ich las ihn mit einiger Verwunderung. Georges Simenon verfasste diesen Roman 1942, also während der Besatzungszeit. Der Autor zeigt wieder einmal das Frankreich der einfachen Leute, vor allem aber stellt er ein Dienstmädchen namens Félicie vor, das sich nicht so verhält, wie es der Kommissar gerne hätte.

Ich mag die Maigret-Romane unter anderem deshalb, weil sie stets einen Einblick in gesellschaftliche Zusammenhänge geben. Damals muss das ungeheuer modern gewesen sein, heute lese ich so eine Geschichte als historischen Roman – und zwar einen, der nicht geschwätzig ist, sondern der seine Handlung auf den Punkt bringt.

Beim vorliegenden Roman spielt die Handlung in so einer Kleingartensiedlung, wie man sie auch aus Deutschland kennt: Großstädter, die aufs Land ziehen, um sich dort ihre Träume zu verwirklichen, Kleinbürger mit vielen Zäunen und Regeln, die nicht wollen, dass ein Fremder ihre Kreise stört. Und als ein Mord geschieht, wird es knifflig genug, hinter die moralischen Fassaden zu blicken.

Umso schwieriger wird das ganze, weil das Dienstmädchen Félicie ständig aufdringlich ist, seine Witze über den Kommissar macht, sich eher so verhält, als wollte es ihn verführen – auch wenn nicht mal eine Andeutung auftaucht –, und den guten alten Maigret so ganz schön verwirrt. Er kann sie nicht leiden, aber er findet sie faszinierend. Sie nervt ihn, aber sie ist der Schlüssel zur Lösung des Falles.

Wie immer muss der Kommissar wühlen und stöbern. Er schickt seine Untergebenen aus, die Bordelle und Nachtclubs durchstöbern, er lässt Erkundungen einholen und nervt die Anwohner der Kleingartensiedlung. Der Schlüssel zu alledem ist allerdings das Dienstmädchen, mit dem er sich die meiste Zeit herumschlägt.

Georges Simenon schildert Maigret zumeist von außen; nur selten geht er in die Innensicht des Ermittlers. So erfährt man nie vollständig, was er denkt und fühlt. Dass er den Fall am Ende auflöst, versteht sich fast von selbst. Dass er Félicie dann ungern zurücklässt, kann man sich denken. Und so bleibt am Ende der Lektüre ein Gefühl zurück, das ich bei Maigret-Romanen eher selten kenne: ein wenig wehmütig fast.

Ach ja:

Wer mehr über den Roman wissen möchte, kann sich auf der entsprechenden Internet-Seite ausführlich über den Inhalt informieren. Es gibt sogar einen Wikipedia-Eintrag zu dem Werk, der verrät, wie oft es beispielsweise verfilmt wurde.

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