30 Juni 2015

Über schwäbische Hausfrauen

Angela Merkel, die deutsche Bundeskanzlerin, bemüht gern das Bild der »schwäbischen Hausfrau«, wenn es um das Sparen geht. Mir ist nicht ganz klar, warum einer Frau, die in der Uckermark sozialisiert wurde, die schwäbische Hausfrau in den Sinn kommt – aber ich habe Politiker sowieso nie so richtig verstanden.

Ich wurde im Haushalt einer schwäbischen Hausfrau sozialisiert, bei meiner Mutter, und diese war sehr sparsam. Wenn's irgendwie ging, wurde preiswert und auf Vorrat gekauft. Und wenn es machbar war, wurden Dinge zweimal benutzt. Wasser, mit dem man den Salat gewaschen hatte, floss nicht einfach ab; es wurde umgefüllt, weil man es später dazu benutzen konnte, die Pflanzen im Garten oder im Wohnzimmer zu gießen.

Gelernt habe ich daheim, was Sparsamkeit heißt. Die schwäbische Knauserigkeit wurde mir in die Wiege gelegt, und Geld wurde nur ausgegeben, wenn es nötig war.

Wenn es aber nötig war, etwas grundsätzliches anzuschaffen oder zu bauen, wurde ein Kredit aufgenommen. Da war sich die schwäbische Hausfrau mit ihrem Fabrikarbeiter-Ehemann einig: Wer ein altes kleines Haus renovieren musste, musste Schulden machen und an diesen dann viele Jahre lang abzahlen. (Mein Vater war Rentner, als die Schulden endlich weg waren ...)

Schulden sind also nicht grundsätzlich falsch oder unnötig. Man muss sie manchmal machen, um Investitionen für die Zukunft zu tätigen. Das hat die schwäbische Hausfrau kapiert – und das bereits in den 70er-Jahren.

Es ist bezeichnend, dass dieses Land derzeit von einer Bande von Politikern regiert wird, die Sprachbilder benutzen, die sie nicht verstehen. Und es ist bezeichnend, dass die Bevölkerung – übrigens auch die in Schwaben lebende – diese Sprachbilder auch noch gut findet und die Bande wählt ...

2 Kommentare:

Homer G. Adams hat gesagt…

Falsch.
Es geht nicht um,s Schulden machen, sondern sie pünktlich, Rate für Rate, zurück zu zahlen.
Das haben doch ihre Eltern sicher getan ,Oder ?

Enpunkt hat gesagt…

Wenn ich mich nicht ganz irre, musste mein Vater – als in den späten 70er-Jahren die Kurzarbeit eingeführt wurde und die Arbeitslosenzahl erstmals stark stieg -, damals auch mit der Bank »nachverhandeln«.

Ansonsten haben wir natürlich die Schulden pünktlich bezahlt. Taschengeld gab's deshalb keines ...