22 Februar 2015

Ein Guest House in Trinidad

Manchmal ist es schon interessant, eigene Erinnerungen mit aktuellen Bildern zu vergleichen. Das Internet mit seinen unerschöpflichen Vorräten an Bildern und Dokumenten ist eine merkwürdige Erinnerungshilfe.

So ging es mir dieser Tage, als ich einen Rechnungsbeleg des Airport View Guest Houses in der Hand hatte – das liegt in Piarco, einem Ort in Trinidad. Dort war ich im November 2002 für eine Übernachtung, und ich mochte es sehr.

In meiner Erinnerung war das ganze ein eher schlichtes Gästehaus. Mein Zimmer war sauber, die Toilette und das Bad waren auf dem Flur, ich hatte einen schönen Balkon und eine nette Grünanlage direkt vor der Tür. In den Gemeinschaftsräumen standen Fernseher und dergleichen zur Verfügung; das Gästehaus hatte damit eher einen Hostel-Charakter.

Von dem Haus spazierte ich in einer überschaubaren Zeit in die Innenstadt, die Bushaltestelle war in der Nähe, und von dort aus konnte ich flott zum Strand fahren. Alles war sehr angenehm dort, und ich hatte das Personal als locker und positiv-unprofessionell in Erinnerung.

Mittlerweile ist das Gästehaus im Internet vertreten; man kann es über diverse Seiten buchen, und es prunkt mit allerlei Beschreibungen, die mit meiner Erinnerung nicht viel zu tun haben. Will ich also eine Geschichte schreiben, die in diesem Haus spielt, muss ich meine Erinnerung bemühen – die heutige Realität hat mit dem damals von vor über einem Dutzend Jahren nicht mehr viel zu tun ...

1 Kommentar:

Hans Franke hat gesagt…

Ja, das ist das Problem mit der Erinnerung einerseits und dem Weiterschreiten der Zeti andererseits. Ich hatte ein sehr aehnliches Erlebnis am Montag. Auf dem Weg nach Peiting bin ich falsch abgebogen (die haben da dermassen viele neue Strassen in den letzten 30 Jahren gebaut, da muss man sich verfahren) und ueber Uffing in Murnau gelandet. Ein Ort in dem ich vor 35 Jahren meine Bundeswehrzeit verbracht habe. Bis zum Ortseingang wars auch noch wie gewohnt. Winzige Nebenstrasse und Bayerische Doerfer. Aber ploetzlich ist da, gleich neben dem Bahnhof ein Kreisverkehr, wo in meiner Erinnerung Gaerten waren. und gleich danach, gefuehlt im Ort, ist weiterer gigantischer Kreisverkehr in die Landschaft geschnitten (5-6m unterhalb dem was vorher Boden war). Sammt 'Alle Richtungen' Schildern.

Was folgte war eine Anhaeufung von Supermaerkten, Baumaerkten, Einkaufszentern und aehnlichem mit viel Neon und Parkplaetzen. Die glaenzenden Autohaeuser nicht zu vergessen. Ich hab mich mach Amerika versetzt gefuehlt - der obligatorische McDonalds inklusive.

Murnau war auch vor 35 jahren schon ein Zentrum mit Leben, Geschaeften und Tourismus aber aehnlich wei bei Deinem Gaestehaus liegen zwischen Damals und Heute Welten.

Frueher gab es zwei Kasernen am Nordende, da wo die B2 nach Muenchen geht. Ich dachte schon ich waer irgendwie weiter draussen angekommen, aber falsch, all das ist im Ort entstanden. Eine der Kasernen war dann auch tatsachlich geschleift worden - und durch Einkaufsmoeglichkeiten mit viel Gruenflaeche im US Stil ersetzt. Die andere war dann zum Glueck noch da, und ich bin schnell rausgefahren aus diesem Alptraum.