25 Januar 2015

Kafkaeskes Kabarett

Was ist davon zu halten, wenn ein rundlicher Mann im Anzug mit rotem Hemd auf die Bühne kommt, den Blick auf den Boden gerichtet, so dass man die Fastglatze sieht, und dann davon erzählt, dass er morgens erst einen Kaffee benötigt, um so richtig in die Gänge zu kommen? Richtig!, das ist der Start eines Kabarett-Programms, in diesem Fall von und mit Matthias Egersdörfer, der am gestrigen Samstag, 24. Januar 2015, im »Tollhaus« in Karlsruhe gastierte.

Was Egersdörfer macht, lässt sich kaum beschreiben. Eigentlich erzählt er eine Geschichte, die sich durch den ganzen Abend zieht. Sie hat Irrungen und Wendungen, sie beginnt mit dem allmorgendlichen Kaffee, enthält Verwandlungen der Haupterson und Begegnungen mit rauchenden Südsizialienern und schwimmenden Meerjungfrauen – das alles in einer Abfolge von schrägen Wortbildern, genialen Lyrik-Anfällen, wüsten Beschimpfungen und sich immer neue aufschaukelnden Fantasiegebilden.

Das muss man gesehen haben, das ist echt sensationell. (Auf seiner eigenen Internet-Seite präsentiert der Kabarettist haufenweise Filme, auf denen man einiges angucken kann.) Zeitweise saß ich im Publikum, hatte den Mund offenstehen und konnte nicht fassen, was der Mann auf der Bühne von sich gab; dann wieder lachte ich Tränen, und das ununterbrochen.

Zu Hochform lief der Mann auf, wenn er auf das Publikum einging. Einzelne Personen wurden von der Bühne herunter grob beschimpft, entweder als »taz-Leser« oder »Neonazis« diffamiert oder aufs übelste verarscht – es war großartig für uns, die wir weit hinten saßen und das alles aus gesicherter Position aus anschauen konnten. Das war stets so spontan, dass ich aus dem Lachen und Staunen wieder nicht herauskam.

Man kann es kurz machen: Der »Knödel« auf der Bühne, wie sich Egersdörfer in seinem fränkischen Dialekt selbst bezeichnete, ist eine »Rampensau« im wahrsten Sinne des Wortes – sein Programm ist absolut empfehlenswert. Gerne mal wieder!

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