16 Mai 2014

Schreibschulen und dergleichen

Als ich im Mai 1995 zum ersten Mal nach Wolfenbüttel fuhr, um an der dortigen Bundesakademie für kulturelle Bildung als Dozent zu arbeiten, war ich schrecklich nervös. Ich hatte noch nie zuvor über das Schreiben von Romanen referiert und zog mich während des Seminars vor allem auf die Position zurück, die Sicht des Redakteurs zu bilden.

Das ist lange her, und damals wollten wir im deutschsprachigen Raum »so etwas ähnliches wie die Clarion Workshops« anbieten. Zumindest war das meine Vision. Ob uns das in Wolfenbüttel gelungen ist, mögen bitteschön andere Leute beurteilen.

Nur: Mittlerweile gibt es überall in der Republik allerlei Schreibschulen, in Österreich gibt es darüber hinaus beispielsweise das Schreibcamp. Und mittlerweile steigen auch die Verlage in das Thema ein, was ich höchst interessant finde. Waren es bislang vor allem amerikanische Verlage, die sich im Bereich der »Autorenschulung« tummelten, gibt es jetzt mindestens zwei deutsche Anbieter.

Die Rowohlt Krimischule richtet sich – wie der Name schon nahelegt – vor allem an Autorinnen und Autoren, die Krimis schreiben wollen. Bisher fand sie einmal statt; man muss gespannt sein, wie das weitergeht.

Wesentlich »breiter« ist die Bastei Lübbe Academy (nur echt mit englischem Begriff und fehlenden Bindestrichen) aufgestellt. Hier unterrichten bekannte Schriftsteller und Verlagslektoren in den unterschiedlichsten Genres.

Die Richtung finde ich interessant: Autoren werden auf diese Weise vielleicht professioneller, vielleicht werden sie auch dazu erzogen, »stromlinienförmig«  zu schreiben. Es mangelt nicht an kritischen Stimmen, die darüber lauthals jammern und wehklagen.

Ich sehe es eh entspannt. Der Untergang des Abendlandes wird nicht kommen, nicht dadurch ... Wenn es mehr deutschsprachige Autoren gibt, die packende Romane liefern, ist sicher öfter einer dabei, dessen Werke ich ebenfalls gerne lese.

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