20 Februar 2014

Ausschnittsdienst-Aus

Manchmal gibt's Firmen, die einen durch ein Leben begleiten. Der Heyne-Verlag ist so eine – seit ich Science Fiction lese, mag ich die Science-Fiction-Reihe dieses Verlages ... Infopaq ist allerdings eine Firma, die so gut wie niemand kennen dürfte. Und jetzt ist sie eh weg vom Markt, was mich ein wenig erschüttert, zumindest teilweise.

Kurzer Blick in die Vergangenheit: Als ich in den 80er-Jahren meine ersten tappsigen Gehversuche in der bunten Welt der Medien unternahm, gab es einen Ausschnittdienst, über den man sich die Resultate von Presse-Aktionen schicken ließ. Die Firma nannte sich Argus, residierte in Stuttgart, und in den Räumlichkeiten bei Argus saßen – angeblich – den ganzen Tag irgendwelche Studenten herum, die Zeitungen durchblätterten und sie nach Stichworten durchforsteten, die sie von den Kunden genannt bekommen hatten.

Vor allem in den Zeiten, als ich in der Pressearbeit tätig war, gehörte die Argus-Zusammenarbeit immer dabei. Von Argus bekam ich stapelweise Zeitungsausschnitte, in denen es um Fußballspieler, Motorradhelme, Winterreifen oder Schmieröle ging; je nach dem, welchen Kunden ich zu betreuen hatte.

Als ich in den 90er-Jahren für eine gewisse Weltraumserie immer mehr Aktivitäten entfalten durfte, gab's einen anderen Partner. Das war die Firma Infopaq – das allerdings war nichts anderes als der Rechtsnachfolger der Firma Argus, die sich zwischendurch als Observer Argus Medie bezeichnet hatte. Von Infopaq bekam ich über Jahre hinweg die Ausschnitte zu Presseberichten, in denen über mich als Person oder meine Arbeit geschrieben wurde.

Dass Infopaq nach mehreren Umbesetzungen und Verkäufen zuletzt sehr »international« geführt wurde, wusste ich nicht. Wie ein Artikel in der Gewerkschaftszeitung »M« berichtet, wurden Koffer voller Zeitungen von einem Kurier nach Tallinn geflogen, also in die Hauptstadt von Estland. Dort scannten irgendwelche Leute die Zeitungen – dann kamen die Scans mithilfe einer Datenleitung nach Vietnam.

Die Vietnamesen »segmentierten« das ganze »maschinengerecht«, bevor die Suchmaschinen ihre Arbeit übernahmen. Es folgte eine Qualitätskontrolle in Kornwestheim, worauf dann in Estland die Originalzeitungen ausgeschnitten wurde. Das kann man sich kaum vorstellen – aber so schildert es der Artikel in »M«.

Nach Lektüre des Artikels war ich geradezu froh, den Vertrag mit Infopaq vor zwei Jahren gekündigt zu haben. Und ich war nur kurz traurig, von der Insolvenz des Unternehmens zu vernehmen – die war im Spätjahr 2013 erfolgt.

Jetzt stehen rund hundert Leute auf der Straße, um die es mir leid tut. (Und für mich sind fast dreißig Jahre abwechselnder Zusammenarbeit vorüber.) Aber seien wir mal ehrlich: Überrascht das jetzt irgend jemanden?

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