27 November 2013

Superschurken in »Noir«

Ed Brubaker ist ein Autor, den ich sehr schätze: Er hat es geschafft, die Elemente des modernen Krimis so für grafische Literatur zu verarbeiten, dass dabei spannende Comics herauskamen, die man als Krimi-Fan lieben muss. Seine Arbeiten für die Serie »Daredevil« fand ich großartig, und seine Krimi-Serie »Criminal« war eine wahre Freude.

Bei »Criminal« arbeitete er zum wiederholten Mal mit dem Zeichner Sean Phillips zusammen – und die beiden haben mit »Incognito« einen weiteren Kracher geschaffen. Bisher sind in deutscher Sprache nur zwei Bände erschienen, aber die haben es in sich; über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen. Im Prinzip handelt es sich um Krimis, die in Roman-Form gut in eine »Noir«-Reihe passen würden.

Drei Sätze zum Inhalt: In einer Welt, in der es Superhelden und Superschurken gibt, ist Zack Andersen einer von jenen, die sich »zwischen den Seiten« bewegen. Als ehemaliger Schurke ist er nach einem Zeugenschutzprogramm jetzt auf der Seite des Gesetzes tätig. Und so sind alle hinter ihm her: die alten Kollegen, die ihn hassen, und die Polizei, die ihm nicht traut.

Das klingt nach einer altvertrauten Geschichte, wie man sie aus zahlreichen Filmen und Romanen kennt. Ein Ex-Verbrecher, der jetzt für die »Guten« kämpft – das habe ich oft genug mitbekommen. In einer leicht »superheldischen« Welt, wie es sie in der amerikanischen Comic-Industrie mittlerweile zu Dutzenden gibt, kann das Duo Brubaker-Phillips aber dennoch eine ganz eigenständige Geschichte erzählen.

Knackige Dialoge, fiese Action, ein Haufen Verschwörungen und schmutzige Auseinandersetzungen: Brubaker führt seinen Helden durch einen Haufen Dreck, bei dem man als Leser so richtig mitfühlt. Die teilweise sehr kleinteiligen Zeichnungen, die Phillips beisteuert, wirken gelegentlich wie Skribbles für ein Storyboard, aus dem dann ein Kinofilm entsteht: schnell und dynamisch, mit einem Hauch von Schmutz und viel knalliger Action.

Beide Bände von »Incognito« habe ich mit wachsender Begeisterung gelesen. Erschienen sind sie vor zwei Jahren, kaufen kann man sie immer noch über einschlägige Comic-Buchhandlungen und Versender. Und die Lektüre lohnt sich sowieso!

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