28 September 2013

Sprechblasen in der Sprechblase

Als ich in den ganz frühen 80er-Jahren auch immer stärker mit der Comic-Szene in Verbindung kam, hatte das Magazin »Sprechblase« seinen ganz eigenen Charme: Es wandte sich an die Comic-Nostalgiker, an die »alten Männer« (aus meiner damaligen Perspektive), die vor allem an alten »Sigurd«- und »Akim«-Geschichten Interesse hatte. Vor allem war es ein sorgsam getarnter Verkaufskatalog für die Aktivitäten des Verlegers; das Magazin diente in meiner Wahrnehmung auch stets dazu, die neuen Comics des Hethke-Verlages zu bewerben.

Das ist lange her. Schaue ich mir heute eine »Sprechblase«-Ausgabe an, werde ich immer wieder mit gut zu lesenden, informativen und auch überraschenden Beiträgen überrascht. Ein schönes Beispiel dafür ist die Nummer 227, die im Juni 2013 erschienen ist und gewissermaßen das Jubiläumsheft zum 35. Geburtstag des Heftes darstellt.

Die alte Verbindung zu den Fans klassischer Comis ist geblieben. Welches Farbmagazin berichtet heute noch über Piccolo-Hefte und kleinauflagige Fan-Publikationen? Wo sonst würde die alte italienische Serie »Fulgor« so schön gewürdigt? Wer sonst würde einen uralten Zeichner wie Harry Ehrt mit detektivischen Mitteln aus der Versenkung holen?

Aber längst sind die Schwerpunkte auch moderner geworden. Es geht um die Neuauflage der alten »Prinz Eisenherz«-Geschichten oder um den neunzigsten Geburtstag des Superhelden-Erfinders Stan Lee ... okay, dabei handelt es sich um eine Verneigung vor der Comic-Vergangenheit.

Vielleicht kriege ich so die Kurve: Die »Sprechblase« von heute ist in gewisser Weise immer noch nostalgisch, längst aber in einem positiven Sinne. Man verneigt sich vor der Vergangenheit und guckt bereitwillig in sie zurück, verbindet sie aber mit der Gegenwart und glorifiziert sie nicht mehr.

Das Magazin ist auf jeden Fall empfehlenswert und lesenswert – sehr schön! Ach ja: Man kriegt's im Comic-Handel, kann es aber auch abonnieren. Die Internet-Seite hilft da weiter.

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