14 April 2013

Schwedenpunk trifft Über-30


Seit die Stadt Karlsruhe den sogenannten Kulturpark Ost ausbaut, verwandelt sich das ehemals ziemlich triste Gelände des Alten Schlachthofs in rasanter Geschwindigkeit. Das sah ich, als ich am späten Abend des Samstags, 13. April 2013, mal wieder mit dem Rad dorthin kam.

Saubere Autoparkplätze wurden jetzt da eingerichtet, wo früher die Container mit den übel riechenden Fleisch- und Knochenabfällen standen. Richtige Straßen führen durch das ehemals schlaglochübersäte Gelände. Und haufenweise »Party-People« hatten sich vor dem »Substage« eingefunden, um dort an einer »Ü-30-Party« teilzunehmen.

Die Party war so überfüllt, dass Dutzende oder gar Hunderte Menschen vor der Tür warten mussten. Zum Ausgleich war in der »Alten Hackerei«, wohin ich pilgerte, nicht viel los: Wenige Dutzend Leute verteilten sich gut auf den Konzertraum, saßen auf Barhockern, spielten am Tischkicker oder standen an der frischen Luft herum.

Von daher war es für die »Hackerei«-Abendbilanz gut, dass Leute von der »Ü-30-Party« aufs Punk-Konzert kamen. Das sorgte dann für eine witzige Mischung im Publikum, vor allem auch deshalb, weil die übergewechselten Konzertbesucher eine andere Auffassung davon hatten, wie man sich zu Punkrock zu bewegen hat.

Die erste Band des Abends profitierte davon. Boatsmen aus Schweden traten auf, als wollten sie die Nachfolger von Turbonegro werden, Lederwesten und Lederkappen inklusive. Musikalisch wurde sehr rotziger Rock'n'Roll mit gelegentlicher Motörhead-Kante und einem Schuss Punk geboten; die Texte und die Ansagen klangen nicht sonderlich klever. Aber ohne einige »Ü-30«-Gäste hätte die Band vor einem luschig an der Theke herumlungernden Publikum gespielt ...

Danach kam die Hauptband des Abends: Chuck Norris Experiment, ebenfalls aus Schweden, ein knalliger Sound, der schnellen Punk mit rotzigem Rock'n'Roll verband, eigentlich eine Musik, die in die Füße gehen sollte. Ich wippte auch ein wenig auf und ab, sah aber nicht so recht ein, als einziger den Seniorentanz zu eröffnen.

Nach einiger Zeit, in der die Band einen Kracher nach dem anderen rauspfefferte und überhaupt nicht ermüdet wirkte, bewegten sich doch immer mehr Leute. Irgendwann herrschte vor der Bühne gute Stimmung; die Schweden wurden von gut zwei Dutzend Zuschauern abgefeiert. Und als irgendwann eine Blondine in weißer Bluse und mit hochhackigen Schuhen und eine andere Blondine mit gestreiften Kleid tanzten, hatten sich die »Ü-30-Party« und der Punkrock an diesem Abend endgültig versöhnt ...

Danach kam Punkrock-Disco. Ich trank noch einige Biere, laberte mit Bekannten den üblichen Unfug, den man auf Konzerten labert, und sattelte zu sehr weit vorgerückter Stunde mein Rad. Alles gut!

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