30 Januar 2013

In den Dschungel geglotzt

Ich weiß, dass ich es nicht machen sollte: Wann immer ich bei einer Talkshow einschalte oder beim Herumzappen hängen bleibe, ärgere ich mich. Meist nerven mich die Plattitüden der Teilnehmer, oftmals sprachliche Entgleisungen, in erster Linie finde ich mich selbst doof, weil ich hängen bleibe und zugucke.

Bei der »Markus Lanz«-Sendung am Dienstag, 29. Januar 2013, schaue ich zu genau dem Moment zu, an dem die Runde zu entgleisen droht. Eine Schauspielerin, deren Name mir nichts sagte, schnauzte einen Mann an, dessen Gesicht ich nicht kannte – ihr Ton war rüde, sie kam mir besoffen vor, und ich fand sie unerträglich.

Teletext macht's möglich, anschließendes Googeln hilft weiter: Es war die Schauspielerin Katrin Sass, die wohl auch schon Preise kassiert hat, die auf Peer Kusmagk traf; der Mann hat wohl einmal im »Dschungelcamp« gewonnen. Sie regte sich über diese Fernsehsendung auf, über die Menschen, die in ein sogenanntes Dschungelcamp gehen und dies alles nur des Geldes wegen täten.

Ich verstand sie nicht. Kein Wunder: Da ich den Stein des Anstoßes im Fernsehen nie gesehen habe, kann ich mich darüber nicht ärgern. Ich verstehe aber sowieso niemanden, der offenkundigen Unsinn freiwillig anguckt, das auch noch über einen längeren Zeitraum hinweg, und sich dann öffentlich darüber empört.

So ein »Dschungelcamp« ist ja nicht mit einer Horde von Nazis vergleichbar, die einem in der Nacht mit Knüppeln gegenübersteht. Da habe ich ein Problem. Bei einer Fernsehsendung habe ich kein Problem: Ich mach' die erst gar nicht an.

Mein »Dschungelcamp«-Konsum im Jahr 2013 beläuft sich auf rund fünf Minuten, die sich wohl beim Durchzappen ergeben haben. Das genügte mir, damit ich wusste, dass ich es nicht interessant finde. Vielleicht hätte die Schauspielerin sich auch so verhalten sollen?

Andererseits: Ihretwegen guckte ich eine halbe Stunde »Markus Lanz«. Selbstverständlich war das völlige Zeitverschwendung – andererseits fühlte ich in dieser Zeit gut unterhalten ... zwar mit der Marke »Fremdschämen« unterlegt, aber immerhin. Wahrscheinlich sind solche Talkshows das für mich, was für andere Leute so ein Promi-Gammeln im australischen Urwald ist.

1 Kommentar:

Christoph Kaufmann hat gesagt…

Wenn ich es richtig verstanden habe, hat sich Frau Sass in erster Linie darüber aufgeregt, dass das Dschungelcamp für den Grimme Preis nominiert wurde.

Das finde ich auch ziemlich ärglich. Dadurch verliert dieser doch sehr angesehene Preis sehr an Wert.

Frau Sass ist übrigens ein ziemlich tolle Schauspielerin und ich finde das auch mal ganz erfrischend, wenn man sich mal so richtig schön aufregt.