31 Oktober 2012

Jon Spencer lädt zur Blues Explosion

Die Mixtur aus Blues und Punk liegt eigentlich schon immer nahe, und man muss sich wundern, dass nicht schon früher Musiker auf den Gedanken verfallen sind, die beiden Stilrichtungen zu vereinigen. Blues kam aus den Armenvierteln der Schwarzen, war gewissermaßen die »Musik von unten«; zumindest in den frühen Jahren galt für Punk dasselbe.

Letztlich ist es vor allem Jon Spencer, der seit 1990 aus New York mit seinem räudigen Sound seine Mixtur aus Blues und Punk und anderen Stilrichtungen über die Welt bolzt. Die neue Platte heißt »Meat And Bone«, was kein sehr vegetarierfreundlicher Titel ist, und sie ist richtig gut geworden – sie achtjährige Pause hat der Jon Spencer Blues Explosion offenbar nicht geschadet.

Mal rattert die Band ihre Stücke schnell und fast punkig hinaus, dann schleppt sie sich durch die Songs, als müsste sie eine Pause einlegen, bevor der nächste Gang auf den Baumwollfeldern ansteht. Der Gesang ist eindrucksvoll, die Instrumentierung wuchtig und packend zugleich.

Das ist nicht unbedingt eine Hit-Platte, aber eine Platte, die immer stärker ins Ohr geht. Jeden Tag wollte ich die Blues Explosion nicht hören – aber die gebotene Mixtur ist eindrucksvoll und mitreißend, abwechslungsreich und hart zugleich. Punk ohne Geschwindigkeit gewissermaßen – eine coole Sache!

Nicht immer taufrisch

Ooops, diesmal ein Foto aus dem Jahr 1997: Aufgenommen wurde es in Hamburg, am Tag davor war eine APPD-Veranstaltung. Dabei wurde das eine oder andere Bier getrunken.

Entsprechend müde wirke ich auf dieser Abbildung ... Das ist jetzt fünfzehn Jahre her, und manchmal fühle ich mich auch 2012 recht müde.

30 Oktober 2012

Fundgrube für Unterhaltungsliteratur

Ein Fanzine, das ich immer komplett durchlese, trägt den hübschen Titel »Blätter für Volksliteratur« und kommt aus Österreich. Laut Angaben der Herausgeber erscheint es seit 1961, und es beschäftigt sich mit dem, was aufgeregte Jugendschützer gerne als »Schmutz und Schund« bezeichnen, mit Unterhaltungsliteratur natürlich.

Im heutigen Zeitalter der Computerspiele ärgert sich niemand mehr über halbnackte Damen auf einem Titelbild; Schießereien oder Gewaltsprüche in Romanen hauen auch niemanden mehr um. Hier hat sich viel verändert.

Umso netter, dass die aktuelle Ausgabe 4/2012 auf eine Facette im Schaffen von Karl May hinweist, die mir völlig unbekannt war. So erschienen anfangs des 20. Jahrhunderts einige Karl-May-Ausgaben mit eher »mystischen« Titelbildmotiven inklusive halb- bis ganz nackter Männer. Wieso und weshalb das so war, erklärt der Artikel nicht, wohl aber einige Hintergründe zum Illustrator – so was finde ich interessant.

Gern lese ich auch Beiträge über die »Tom Swift«-Romane, die in den USA sehr populär waren und erstaunlicherweise immer noch erscheinen, oder über den Kurzgeschichten-Autor Cornell Woolrich. Das kleinformatige und mit 24 Seiten nicht sehr umfangreiche Fanzine ist stets lesenswert und überrascht mich immer wieder durch Beiträge, die mir vorher neu waren. Das finde ich klasse – eine echte Empfehlung!

29 Oktober 2012

An der Eitelkeit gepackt

Jeder Mensch ist eitel. Wenigstens ein bisschen. Ich mache da keine Ausnahme. Und im Sommer diesen Jahres wurde ich so richtig an meiner Eitelkeit gepackt, schaffte es dann aber doch im letzten Moment, die fünf Sinne auf einer Linie zu sortieren.

Der Reihe nach: An einem Freitag klingelte mein Telefon. Am Apparat war ein sehr nett klingender Mann, der sich als Redakteur ausgab, so in etwa in meine, Alter. Er hatte es schon mehrfach versucht, war dann aber an meiner Sturheit gescheitert, dass ich zeitweise nicht an mein Telefon gehe ...

Er sei Redakteur für ein großes deutschsprachiges Wochenmagazin, und es gehe um die Chaostage. Diese jährten sich im Spätjahr 2012 zum dreißigsten Mal. Da wollte er eine Reportage dazu machen, und ich wäre ein möglicher »Kandidat« für ein Porträt.

Ich wandte ein, dass ich 1982 nicht dabei gewesen sei, ebensowenig 1983 und 1984 – so gut sich das in meiner Biografie auch machen würde. Ich hätte mich erst 1994, 1995, 1996 und 2000 auf den Straßen Hannovers herumgetrieben, von irgendwelchen provinziellen Kleinkram-Chaostagen in den 80er- und 90er-Jahren mal abgesehen. Über 1982 könnte ich nichts sinnvolles erzählen.

Dann schmeichelte er meiner Eitelkeit. Ich sei ja schließlich in den 90er-Jahren sehr aktiv geworden, ich hätte ja auch noch diesen ungewöhnlichen Beruf, das könnte man doch gut verbinden, und überhaupt ... Alles in allem sah ich mich schon in einer großen Reportage in einer großen deutschsprachigen Zeitschrift ganzseitig abgebildet. Meine Eitelkeit hatte zugeschlagen.

Übers Wochenende dachte ich nach, nicht nur einmal, sondern längere Zeit. Wer hatte etwas davon, wenn ich meine Fresse zum Thema Chaostage herzeige? Die internationale Punkrock-Szene gleich mal gar nicht. Die von mir herausgegebene Serie ebenfalls nicht.

Und ich selbst gleich zweimal nicht – außer einer Befriedigung meiner Eitelkeit gab's hier nichts zu holen. Vor allem nicht in einem Magazin, das ich selbst nicht lese, das ich aus gutem Grund nicht gut finde ... Ich war auf einmal selbst von mir fasziniert, wie leicht ich mich bequatschen lasse, für ein wenig Ruhm und Bekanntheitsgrad.

Am Montag meldete ich mich bei dem Journalisten und sagte ab. Ich habe es bis jetzt noch keine Sekunde bereut.


28 Oktober 2012

Schmaler Roman über eine hässliche Geschichte


Ich schätze die Romane von Georges Simenon, die der unglaublich fleißige Schriftsteller in den dreißiger Jahren verfasste. Bekannt wurde er mit seiner Reihe um den Kommissar Maigret, die ich sehr gern lese – aber eigenständige Romane verfasste er ebenfalls dutzendweise. Einer davon ist »Das Haus am Kanal«: kein Krimi, auch wenn es Tote gibt, stattdessen ein fieses Sozialdrama, das einen nach der Lektüre nicht so einfach loslassen wird.

Hauptfigur ist ein 16 Jahre altes Mädchen, das nach dem Tod seiner Eltern aufs Land kommt: raus aus der Großstadt Brüssel, in ein kleines Dorf zwischen Deich und Ackerland. Dort hat das Mädchen nicht nur sprachliche Probleme zwischen Flamen und Wallonen zu bewältigen, sondern stellt auch schnell fest, dass es seine Probleme mit den wortkargen Menschen auf dem Dorf hat. Es fängt an, sein attraktives Äußeres einzusetzen, um Ziele zu erreichen, die es sich selbst noch gar nicht richtig vorstellen kann.

Der Roman endet selbstverständlich ohne jegliches Happy-End. Auf dem Weg dahin gibt es auch wenig zu lachen: Ständig regnet es, pfeift ein kalter Wind über das Land, sind die Menschen stumm und hässlich, geht man sich gegenseitig auf die Nerven oder schweigt sich tagelang an. Die Menschen begegnen sich fremder als viele Außerirdische in irgendwelchen Science-Fiction-Romanen – das schildert Simenon eindrucksvoll und fesselnd.

»Das Haus am Kanal« ist kein Spannungskracher, aber ein Roman, der einen packt und in das Geschehen hineinzieht. Der Roman kommt ohne Sympathieträger aus, sogar die Hauptfigur wird einem herzlich unsympathisch. Durchgehend ist die Stimmung des Werks düster und kritisch, von Verfall und Niedergang bestimmt.

Dazu kommen die eindrucksvollen Bilder, die Simenon beschwört: eisige Kanäle im Nebel, ein altes Bauernhaus am Rand der Zivilisation, ein totes Kind in einem Graben, stumme Zwiesprache an einem Kaminfeuer. Es ist ein Buch, das man so schnell nicht vergisst und dessen Bilder noch einige Zeit nachwirken.

Toll. Wieder einmal.

26 Oktober 2012

Interview zu NEO

Ich finde es ja immer gut, wenn ein Interview mit mir veröffentlicht wird. Auch wenn es »nur« um meinen Job geht, bringe ich einen entsprechenden Hinweis gern hier im Blog. Das Interview, das ich jetzt meine, erschien in der aktuellen Ausgabe der »Andromeda Nachrichten«.

Wer es lesen mag, kann es auf der PERRY RHODAN-Homepage tun. Dort erscheint es in zwei Teilen. Der erste Teil kam am Montag, der zweite folgte dann am Donnerstag.

25 Oktober 2012

Ein Höllenheer aus vier Killern

Man kann nicht behaupten, dass ich jemals ein Fan der Gruselheftserie »John Sinclair« gewesen bin. Schon als Jugendlicher stand ich eher auf Raketenheftchen aller Art, vor allem auf die mit einem ganz bestimmten Weltraumhelden, und mit Gruselromanen konnte ich nie so viel anfangen.

Ich bezweifle zwar, dass sich das noch irgendwann ändert, aber ich habe dieser Tage »Das Höllenheer« angehört, ein aktuelles Hörspiel aus der Reihe der »John Sinclair Classics«. Dabei handelt es sich um die Umsetzung eines uralten Jason-Dark-Romans, erstmals erschienen im Jahr 1975 in der Reihe der »Gespenster-Krimis«.

Bei der Hörbuch-Version war jetzt Dennis Ehrhardt für das neue Skript sowie die Regie verantwortlich. Weil ich weiß, was der Mann beim ebenfalls recht alten »Dämonenkiller« und seinen neuen »Dorian Hunter«-Hörspielen geleistet hat, war ich sehr gespannt.

Die Geschichte ist rasch erzählt: John Sinclair, ein Agent des britischen Scotland Yard, kommt auf die Spur einer Sekte von Götzenanbetern. Die Männer huldigen der indischen Göttin Kali, sie bringen ihr Menschenopfer dar, und ausgerechnet Sinclair soll eines dieser Opfer werden. Es kommt recht schnell zur direkten Auseinandersetzung des Agenten mit den Dämonen und Götzendienern, und dabei geht recht viel zu Bruch.

Warum der Roman und damit das Hörspiel »Das Höllenheer« heißen, ist angesichts von vier Bösewichtern ein wenig schleierhaft. Klar gibt es Hintermänner, selbstverständlich lauert hinter der Bedrohung gleich eine viel größere – aber der Titel dürfte dem Hang zur trashigen Übertreibung geschuldet sein, der in den 70er-Jahren sehr beliebt war.

Unterm Strich ist das egal: Das Hörspiel ist nämlich erstaunlich spannend. Das liegt an der guten Dialogführung ebenso wie an der sehr gelungenen Geräuschkulisse; die Stimmung, die sich übermittelt, klingt immer packend und reißt einen richtig mit.

Aus dem uralten Heftroman entstand ein modernes Grusel-Hörspiel, in dem Smartphones und andere technische Geräte völlig selbstverständlich eingesetzt werden. Störend fand ich höchstens den Geisterjäger selbst, der mir sehr arrogant und großkotzig vorkam; das ist aber geschmäcklerisch.

»John Sinclair«-Fan werde ich wohl kaum werden. Aber dieses »Classic«-Hörspiel fand ich richtig gelungen, ein Beleg dafür, dass man aus klassischen Stoffen sehr wohl eine vernünftige moderne Version gestalten kann.

Mein Text im Jahrbuch

Wie in jedem Jahr, so bin ich auch heuer mit einem Text im »PERRY RHODAN-Jahrbuch 2011« vertreten. In diesem Jahrbuch wird auf das vergangene Jahr zurückgeblickt, und genau darum geht es auch in meinem Text, der gut zwei Druck-Seiten umfasst: Ich schreibe über die positiven Dinge, die 2011 geschehen sind, denke aber auch an die traurigen Themen.

So empfinde ich den Tod des beliebten Schriftstellers H.G. Francis immer noch als sehr traurig – ihn hätte ich so gern auf der Bühne des PERRY RHODAN-WeltCons 2011 gehabt. Auf der anderen Seite gab's endlich eine vernünftige Dokumentation über »meine« Serie, die sogar in einigen Kinos zu sehen war – und das ist ein Grund, sich in einem Jahresrückblick noch einmal zu freuen.

24 Oktober 2012

Stein zum Anstoß



In meiner »ersten Gedicht-Phase«, also zu Beginn der 80er-Jahre, machte ich das, was heutzutage auch jeder macht, der sich für einen Lyriker hält: Ich verarbeitete diverse Themen aus meinem täglichen Leben. Schaue ich mir das ganze dreißig Jahre später an, guckt mir aus diesen Texten ein anderer Mensch entgegen als aus dem Spiegel. Das dürfte aber normal sein ...

Ein schönes Beispiel ist der Text »Stein des Anstoßes«, den ich am 22. Dezember 1982 schrieb; das verrät zumindest die handschriftliche Notiz auf dem Blatt Papier. Das ganze klingt, als beziehe er sich auf einen Abend in der JuZ-Disco.

Ich zitiere mich selbst: »Grob und ungefügt / die Gesichtszüge eckig und verhärtet, / am Rand der ebenen Fläche, / über die die Füße huschen.«

Wie es sich gehört, muss so ein Text dann auch mehrere Strophen haben: »Die Schlechtwetterseite / ist bereits dick bemoost, / als Schutz, / und die Streifen des Pullovers / erinnern an Felsgrate / trotz de blonden Haare, / die über den Rücken fallen.«

Der Abschluss macht mich selbst noch neugierig – ich habe nicht die geringste Ahnung, worauf sich mein jüngeres Ich dabei bezog: »Und ab und zu / stolpert jemand / über diesen begrenzenden / Eckstein.«

23 Oktober 2012

Eine Pizza in Asti

Rückblick auf den Piemont-Trip im August 2012

Wenn es eine Stadt gibt, die für viele Leute den guten Wein und die schönen Lokale des Piemont symbolisiert, ist es wohl Asti. Kein Wunder, dass wir bei unserem Piemont-Trip auch dieser Stadt einen Besuch abstatteten.

Wir parkten an einem großen öffentlichen Platz, wo nicht einmal eine Gebühr verlangt wurde, und schlenderten dann durch die Hauptstraße sowie die vielen Nebenstraßen und Gassen. Es war ein herrlich sonniger Sommernachmittag und -abend, und wir genossen das Schlendern und Bummeln.

Ein Eis futterten wir an einem belebten Platz, auf dem einige Jungs mit einem kleinen Ball spielten: Jeder Tritt wurde mit Geschrei und Jubel verbunden. Auf den umliegenden Bänken saßen alte Männer und junge Paare, schauten den Jungs zu, redeten miteinander oder aßen etwas – wie wir.

Später bekamen wir richtigen Hunger und entschlossen uns kurzerhand eine Pizzeria anzusteuern, die ihren Außenbereich auf einer Verkehrsinsel hatte; ein wenig außerhalb des Verkehrslärms, einige Dutzend Schritte von der eigentlichen Altstadt entfernt. Wir saßen in der beginnenden Dämmerung, es war immer noch herrlich warm, und alles stimmte.

Bis die Pizza kam. Es war das einzige schlechte Essen während des diesjährigen Italien-Trips: Die Pizza triefte vor fett und schmeckte nicht besonders gut. »Der Hunger treibt's rein«, sagt man im Schwäbischen, also aßen wir sehr viel von den Pizzen, bevor wir aufgaben. Warum es den anderen Menschen um uns herum sichtlich schmeckte, fanden wir nicht heraus.

Wir zahlten und gingen, einigermaßen frustriert rollte ich aus der Stadt. In unserem kleinen Landhotel ließen wir uns dann noch eine Flasche guten Rotweins, eine unglaublich leckere Käseplatte und einen großen Grappa schmecken – so war der Abend nicht verdorben und endete mit der passenden Bettschwere.

22 Oktober 2012

Australien denkt

Das fand ich sehr nett: Diese Woche kam eine Informationsschrift aus Australien bei mir an. Titel des ganzen war »Think Australian 2012«; ich habe dieses Heft schon mehrfach erhalten. Es enthält allerlei Informationen zur Verlagsszene »down under«, und ich erhalte dieses Heft wegen meines Jobs.

Nur ist es ja eigentlich mein »Guide to Australien Exhibitors and Books at the Frankfurt Book Fair«. Wohlgemerkt – es ist ein Heft, das mich durch die diesjährige Frankfurter Buchmesse führen und zu austalischen Verlagen geleiten soll.

Und dieses Heft kam ziemlich genau zwei Wochen zu spät auf meinen Schreibtisch. Das kann zwar Schuld der deutschen oder der australischen Post sein, aber so richtig viel gedacht hat man sich in diesem Fall wohl nicht in »down under« ...

21 Oktober 2012

AN zur Buchmesse


So stelle ich mir ein gedrucktes Fanzine heutzutage vor: Es ist sauber gedruckt, hat ein professionelles Layout und enthält haufenweise Fotos, die auch noch piekfeine Details zu erkennen lassen. Die Rede ist von der aktuellen Ausgabe 239 der »Andromeda Nachrichten«, kurz AN, die es zugleich als Con-Programm für den BuchmesseCon am 13. Oktober 2012 gab. (Siehe mein Hinweis in diesem Blog vom 16. Oktober.)

Auf sage und schreibe 184 Seiten im A4-Format gibt es einen Inhalt, der sich wirklich sehen lassen kann. Natürlich geht es um den BuchmesseCon: Das Programm wird vorgestellt, und alle Autorinnen und Autoren, die mit Lesungen auf dem Con auftreten, werden schön präsentiert.

Darüber hinaus gibt es Rückblicke auf frühere Cons, nicht nur den BuchmesseCon. Das liest sich gut, und dank der vielen Fotos erhält man als Leser einen gelungenen Einblick in Veranstaltungen, die man aus den unterschiedlichsten Gründen nicht besuchen konnte.

Darüber hinaus bietet das Fanzine die üblichen Bestandteile der »Andromeda Nachrichten«: Das Kino und die Computerspiele werden gewürdigt, es gibt Besprechungen zu aktuellen Büchern und Fanzines, ergänzt durch irrsinnig viele Informationen. Wer dann noch eine Satire oder eine Kurzgeschichte lesen möchte, ist hier ebenfalls bestens beraten.

Ich bin begeistert!, und das ist nicht gespielt. Michael Haitel, der sich gelegentlich bei Begegnungen als arger Stinkstiefel tarnt, hat zum wiederholten Mal ein rundum gelungenes Fanzine präsentiert. Super!

Peter wird vierzig

Schon wieder ein kleines Jubiläum! In der aktuellen Ausgabe 104 der Zeitschrift OX ist wieder einmal eine aktuelle Folge von »Und: Hardcore!« enthalten, dem dritten Roman um Peter Pank. Es ist die Folge vierzig – und damit ist tatsächlich ein weiteres kleines Jubiläum erreicht.

Ich bin selbst immer wieder baff, wenn ich mir anschaue, wie sich diese Serie entwickelt hat. Als ich mir Mitte der 90er-Jahre überlegte, fürs ZAP einen Fortsetzungsroman zu schreiben, dachte sicher niemand daran, dass es diesen so lange geben würde. Vor allem ich nicht ...

Um was geht's in der neuen Folge? Peter Pank und Chris – die Punkette, in die er sich ziemlich verschossen hat – sind im eiskalten Januar 1987 in Stuttgart unterwegs. Nach einer sehr ernüchternden Begegnung mit der Drogenwelt müssen sie überlegen, wie es weitergeht.

Vor allem Peter muss dringend handeln, und er erkennt so langsam, dass er sich zu lange hat herumschubsen lassen. Nur: Was und wie zum Teufel soll er handeln? Wenn's denn so einfach wäre ...

19 Oktober 2012

Die Schande von Frankfurt

Noch ein Nachtrag zu Frankfurt: Ich kenne mich in dieser Stadt nicht aus, besuche sie praktisch nur zur Frankfurter Buchmesse und war früher öfter bei Konzerten in der »Au«, dem besetzten Haus. Und höchst selten gehe ich nachts durch die Innenstadt.

Das tat ich an einem Abend während der Frankfurter Buchmesse – weil ich auf dem Weg zur sogenannten Digital Night war. Und ich war auf diesem Weg einigermaßen entsetzt von den Unmengen an Obdachlosen, die auf den Straßen, in Hauseingängen, vor Schaufenstern und sonstwo schliefen.

Es war ein kühler Abend in der Bank-Stadt von Deutschland und damit auch von Zentraleuropa, mich fröstelte. Gleichzeitig rollten sich überall Menschen in ihre Schlafsäcke ein, um einigermaßen geschützt durch Vordächer und ähnliches ihren Ruheplatz für die Nacht zu finden. Ringsum sah ich die bonzigen Geschäfte, um mich herum erhoben sich buchstäblich die Türme der Banken in den Himmel.

Es passte nicht zusammen, und es passt immer noch nicht zusammen. Ich empfand ein Gefühl von Scham, und ich fand es geradezu peinlich, mit meinem ach so schicken Anzug an den Obdachlosen vorüberzugehen – um diese Zeit bettelte übrigens keiner mehr.

Wie halten es die Banker aus, wenn die jeden Tag dieses Elend wahrnehmen? Ist es ihnen wenigstens peinlich, oder bekommen sie von den Obdachlosen gar nichts mit? Blenden sie die Menschen aus? Ich fand den Gegensatz zwischen bettelarm und stinkereich in dieser Fußgängerzone einfach nur beschämend ...

18 Oktober 2012

Was passiert in Tübingen?


Die beschauliche Studentenstadt Tübingen war in den 80er-Jahren für mich ein wichtiger Konzert-Ort. Im Epplehaus spielten praktisch alle relevanten Punkrock- und Hardcore-Bands auf; seit ich aber nicht mehr im Schwäbischen wohne, komme ich nicht mehr nach Tübingen. Das sollte ich ändern: Irgendwas geschah mit dem beschaulichen Ort, denn neuerdings kommen von dort richtig gute Bands.

Eine davon ist Hysterese, die ich dämlicherweise noch nie live gesehen habe, von der ich aber schon einiges lesen konnte. Die erste Platte kam 2011 raus, und sie knallt von vorne bis hinten. Abwechselnd singen und schreien ein Mann und eine Frau, die Texte sind englischsprachig, und der Sound ist sowohl ungestüm als auch melodisch.

Die künstlerische Gestaltung des Textblattes und des LP-Covers sprechen für sich, die Informationspolitik der Band ist eher zurückhaltend – das ist von Anfang an keine Musik für eine wie auch immer gearbeitete »breite Masse«. Und das macht die Band noch zusätzlich sympathisch!

17 Oktober 2012

Servicewüste am Stadtrand

Die Buchmesse ist vorüber, aber über das Hotel könnte ich mich noch immer aufregen. Ich nenne  sicherheitshalber nicht den Namen, um keinen Prozess an den Hals zu bekommen – aber ich war an jedem Morgen mindestens einmal richtig sauer.

Der »öffentliche Parkplatz« oder auch »unser bewachte Parkplatz« kostete pro Stunde zweieinhalb Euro, und der Tagessatz betrug freundlicherweise dann 17,50 Euro. Anders gesagt: Morgens führte mich mein Gang immer zum Automaten neben der Rezeption, um erst einmal mein Ticket zu bezahlen, bevor ich mein Auto  dem Parkplatz fahren konnte. Dieser lag zudem so ungeschickt, dass man mit den ganzen Klamotten einmal ums ganze Hotel gehen musste.

Immerhin war das Frühstück in Ordnung – für 22 Euro pro Nase. Messepreise ... Normalerweise ist es preiswerter. Ich esse üblicherweise ein Brötchen, trinke einen Kaffee und einen Orangensaft. Dafür finde ich 22 Euro recht ... sportlich. Ich gab mir Mühe, mehr zu essen, ich bin ja Schwabe – aber das Geld bekam ich nicht verfressen.

Abends gab's Büffet. Aus Zeitgründen, weil ich gleich wieder auf unsere eigene Veranstaltung wollte, musste ich darauf zurückgreifen. Hätte ich es nur nicht getan: Die einigermaßen preiswerten Hauptgerichte waren allesamt nicht vegetarisch. Also nahm ich einen Salat und zahlte dafür auch eine anständige Stange Geld.

Die Zimmer waren sauber, die Schall-Isolierung angesichts des nahen Flughafens sehr gut, der Service an der Rezeption meist überlastet, aber freundlich. Man lernt nie aus, vor allem nicht bei Buchmessen: Das Hotel lag außerhalb, war dafür recht teuer und unterm Strich nicht gut. Im nächsten Jahr werde ich wieder von Karlsruhe nach Frankfurt und zurück pendeln – das ist preiswerter und unterm Strich weniger stressig.

16 Oktober 2012

Interview in den AN

Ein gelungenes Interview mit mir erschien dieser Tage in der aktuellen Ausgabe der »Andromeda Nachrichten«. Dabei handelt es sich um das Fanzine des Science-Fiction-Clubs Deutschland e.V., den es auch schon seit über 50 Jahrne gibt.

Auf zwei Seiten geht es in dieser Ausgabe, die es pünktlich zur Frankfurter Buchmesse gab, über meine Arbeit bei der Science-Fiction-Serie PERRY RHODAN NEO und den damit zusammenhängenden Aufgaben. Das passte insofern ganz gut, weil es auf der Buchmesse ja auch einen »Auftritt« von zwei Autoren und mir zu genau diesem Thema gab.

Die Fragen stellte Ralf Boldt, und die Beantwortung hat mir Spaß bereitet. Jetzt sollte ich das Fanzine nur noch lesen: Es sieht auf jeden Fall gut aus und wartet mit einem ziemlich coolen Titelbild auf. Schöne Sache.

15 Oktober 2012

Sauf- und Klolektüre

Nach einer Buchmesse habe ich die Nase voll von anspruchsvoller Literatur und hochtrabenden Gesprächen. Nicht, dass ich persönlich soo viel damit zu tun gehabt hätte, aber die Messe hinterlässt einfach einen entsprechenden Eindruck in meinem Hirn.

Da ist es gut, daheim stets ein Buch zur Hand zu haben, das solche Eindrücke sofort zerstört. Ich meine damit »Anständig trinken« von Kingsley Amis, in der Version mit handschriftlichen Notizen und zahlreichen Zeichnungen von Eugen Egner, die Version also, in der das »an« gestrichen worden ist und das Buch somit konsequenterweise »ständig trinken« heißt.

Und damit ist der Inhalt schon gründlich erfasst: Es geht um den Alkoholkonsum, preiswert und gepflegt, lecker und knallig – Hauptsache, man ist hinterher gut besoffen. Das Buch richtet sich interessanterweise gegen »Trinkspießer«, gegen Leute also, die sich beim Saufen auf Regeln beziehen und sich etwas auf ihre Alk-Kenntnisse einbilden.

Es geht um das Mixen von Cocktails, das Ertragen von Kopfschmerzen, das gemütliche und das schnelle Trinken, die Beschaffenheit einer guten Bar und anderer Themen, die von gesteigertem Interesse für jeden sind, der gerne mal einen oder zwei über den Durst trinken möchte. Wohlgemerkt: möchte. Wer trinken muss, weil es nicht anders geht, hat eine Krankheit.

Im Original heißt das Buch »On Drink«, es erschien erstmals 1972 und wurde seitdem x-mal veröffentlicht. Auch im deutschsprachigen Raum gibt es das Buch in verschiedenen Versionen. Meine liebste Version ist natürlich die mit den Krakeleien.

Das Buch sieht aus, als hätte es einer im Vollsuff gelesen und immer wieder irgendwelchen Kram reingeschmiert. Das macht die Lektüre gleich doppelt interessant und amüsant, und ich habe es mit Vergnügen mehrfach durchgeblättert und gelesen.

Immer wieder liegt das Buch zur erbaulichen Lektüre bei uns im Klo und hellt dort gelegentlich das Leben auf. Und nach der Buchmesse kann das besonders nötig sein ...

14 Oktober 2012

Auf der Con-Bühne von Dreieich


Beim BuchmesseCon in Dreieich bei Frankfurt war ich schon gelegentlich auf der Bühne: immer dann, wenn ich einen Preis für »meine« Serie entgegen nehmen konnte. Am Samstag, 13. Oktober 2012, gab es eine Premiere: Ich stieg als Moderator auf die Bühne.

Das geschah eher unfreiwillig. Leider war Mike Hillenbrand, der eigentliche Moderator, krank geworden und konnte deshalb seine Aufgabe nicht übernehmen. Also übernahm ich die Rolle – und verließ mich darauf, dass Hermann Ritter mich ordentlich einplanen würde.

Gemeinsam moderierten wir die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises 2012: Romanautoren, Grafiker, ein Übersetzer, Fans und Profis, alles schön gemischt. Zumindest mir machte das Spaß, aber ich war die ganze Zeit über schrecklich nervös. So aber hatte ich wenigstens für einen Abend die Aufgaben vertauscht ...

13 Oktober 2012

Die Bundeswehr hat's schwer

Buchmesse in Frankfurt, vierter Tag: Am Stand schräg gegenüber ist die Bundeswehr im Großeinsatz. Zwei Männer in Ausgehuniform versuchen, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Die beiden sind eisern – sie kommunizieren mithilfe des Mikrofons, sie gestikulieren, sie sprechen auch in kleinsten Runden auf junge Männer und Frauen ein.

Was sie reden, weiß ich nicht, aber ich kann es mir denken. Die Truppe braucht neue Rekruten. Und wo kriegt man die sonst als da, wo viele junge Leute sind? In der Halle 3.0 auf der Frankfurter Buchmesse, dort zwischen Comic- und Jugendliteratur-Bereich.

Das Problem für die Offiziere ist nur: Der Großteil der Jugendlichen dreht ihnen den Rücken zu. Genau gegenüber der Bundesregierung gibt es Stände, an denen Manga-Figuren und irgendwelcher Merchandise-Kram verkauft wird – und das ist sichtlich spannender.

Von Schweden aus in die Welt

Bereits im vergangenen Sommer erhielt ich die CD einer jungen Sängerin namens Mona Nylin – sie ging damals im Zeitdruck unter und wurde erst in diesem Spätsommer gewürdigt. Wenn ich das Info richtig kapiert habe, stammt die Sängerin aus Schweden, ist aber mittlerweile international erfolgreich geworden.

Die elf Stücke auf der CD »Presence« sind meist in englischer Sprache, einmal auch in schwedisch, einmal in französisch. Herausragend ist die Stimme, die mal sphärisch klingt, dann wieder mit einiger Wucht um die Ecke kommt – die Frau kann auf jeden Fall singen.

Manchmal wird sehr zurückhaltend instrumentiert, nur ein Klavier und die starke Stimme beispielsweise; manchmal kommen einige Instrumente mehr zum Einsatz. Unterm Strich ist es aber schlichtweg angenehmer Liedermacher-Sound: Ich werde da sicher nie ein Fan davon werden, stelle aber fest, dass Mona Nylin mir recht gut gefällt.

12 Oktober 2012

Ziemlich zermatschter Zwischenstand

Im Verlauf einer Buchmesse kommt man unweigerlich an den Punkt, an dem man nur noch Quatsch redet. Bei mir war dieser Punkt am dritten Messetag erreicht. Vom Tageslicht sah ich über Stunden hinweg nichts mehr; außer der Toilette und dem eigenen Messestand nahm ich nichts wahr, und immer mehr Besucher am Stand gingen mir auf die Nerven.

Ich ging dazu über, unbewusst alle Namen zu vertauschen. Wohlgemerkt auch die von Menschen, die ich seit Jahren und Jahrzehnten kannte. Und ich fing damit an, irgendwelchen Quatsch an die Leute ranzulabern, die am Stand vorbeikamen.

Es wird Zeit, dass die Messe vorübergeht. Obwohl es ja eigentlich – wie in jedem Jahr – immer irgendwie Spaß macht ...

11 Oktober 2012

Meine Heldin des Tages

Es gibt Zumutungen auf einer Buchmesse, die kann sich ein Außenstehender nicht vorstellen. An diesem frühen Abend ist es Jazz-Gedudel, das durch die Messe dröhnt und das Summen und Brummen und Brausen von Tausenden Menschen nicht übertönt, sondern einfach noch weiter »bereichert«; sehr anstrengend und um diese Zeit ein wenig sehr blockierend.

Man sagte mir, heute habe die Sonne geschienen. Mein Radius auf dieser Buchmesse beschränkt sich indes darauf, zwischen Toilette und Messestand zu pendeln.

Und immer dann komme ich am Stand der Bundesregierung vorbei. Dieser ist deutlich größer als der »meine«, es ist aber weniger los. Eine Moderatorin, deren Beharrungsvermögen ich nur bewundern kann, moderiert praktisch ununterbrochen allerlei Gewinnspiele, und das tut sie auch, wenn nur zwei Leute am Stand stehen.

Das finde ich tapfer. Dieser Frau widme ich dieses Posting – sie ist mein persönlicher Held oder meine persönliche Heldin am zweiten Buchmessetag.

Dienstleistungswüste Frankfurt

Glaubt man den Buchmesseberichten, wie sie in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht werden, ist ein wichtiger Punkt der jeweiligen Aktivität, möglichst viele Veranstaltungen zu besuchen. Paaaartyyy!, für die Buchbranche. Das kann man gut finden, muss man aber nicht.

Da ich Lust auf Party hatte, stolperte ich in die Digital Night, stellte fest, dass sie für meinen Geschmack zu voll war – was ja eigentlich ganz toll ist –, und stolperte dann weiter. Wir strandeten in einem indischen Restaurant, das sensationell war: Das Essen war gut, die Bedienung angesichts des mäßig besetzten Restaurants komplett überfordert.

Zwei Stunden später hatten wir endlich das Abendessen, weitere zwei Stunden später war ich im Hotel. In diesem Hotel war ich jetzt zweimal bei dieser Messe: das erste und das letzte Mal. Zimmerkarten, die nicht funktionierten, ein Parkplatz, der 17,50 Euro pro Tag kostete, und andere Scherze mehr.

Gedemütigt und zermatscht strandete ich dann am heutigen Donnerstag morgen wieder auf der Buchmesse. Hoffen wir auf halbwegs sinnvolle Termine ...

10 Oktober 2012

Rotz in der Halle

Die Fahrt zur Buchmesse – es dürfte die fünfundzwanzigste in meinem Leben und in Frankfurt sein – verlief gut, alles schien sich ordentlich zu entwickeln. Doch dann bekam ich einen Heuschnupfen-Anfall, der seit dem frühen Morgen anhält.

Mein halbstündlicher Gang zur Toilette hat nur eine Funktion: frisches Papier zu holen; meine Papiertaschentücher waren ruckzuck aufgebraucht. Und so sitze ich am Messestand, die Nase läuft, die Augen tränen, und ich niese immer mal weder durch die Botanik.

Meine Messegespräche beginnt ich seitdem mit Sätzen wie: »Es sieht so aus, aber ich bin nicht krank, und ich bin vor allem nicht ansteckend.« Zweifelnde Blicke sind mir dann gewiss. Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Medikamente anschlagen ...

09 Oktober 2012

Rostock und der NSU

Wer sich über Nazi-Strukturen im deutschsprachigen Raum informieren möchte, kommt am »Antifaschistischen Info-Blatt« aus Berlin, allgemein »Antifa-Info« genannt, nicht vorbei. Das belegt die Ausgabe 95 sehr schön, die im Sommer dieses Jahres erschienen ist, die ich jetzt aber erst gelesen habe.

Der Schwerpunkt ist »Das Pogrom von Rostock«; diese Ereignisse sind ja auch genau zwanzig Jahre her. Noch einmal wird rekapituliert, was damals in Rostock passiert ist; die Schwäche der Antifa wird ebenso thematisiert wie das totale Versagen von Politik und Polizei. In einzelnen Beiträgen kommen Antifas zu Wort, die damals versuchten, das Pogrom zu verhindern.

Das Heft zieht Verbindungen von den Ereignissen in Rostock zu den Terror-Anschlägen des sogenannten NSU sowie die Verstrickungen von Polizei und Geheimdiensten. Das liest sich spannend und erschütternd zugleich; hier finden sich mehr Details als in irgendwelchen »Spiegel«-Reportagen.

Darüber hinaus bietet das Magazin auf seinen 60 Seiten im A4-Format weitere Artikel, etwa über den Mythos Rudolf Heß oder die politischen Veränderungen in Griechenland und Ungarn. Wie immer eine abwechslungsreiche und wichtige Lektüre!

Wer mag, bekommt das Magazin im örtlichen Infoladen – falls es in euren Käffern so etwas gibt ... – oder eben im Abonnement.

08 Oktober 2012

Querschnitt aus doitschem Lande

Ich weiß nicht mehr genau, die wievielte Sendung es war, die ich am Sonntag abend, 7. Oktober 2012, im Freien Radio Karlsruhe, dem Querfunk also, moderierte und »ausstrahlte«. Aber es ging zum wiederholten Mal schlicht um Punkrock und dergleichen aus Deutschland – ziemlich bunt gemischt und ohne große Rücksicht auf stilistische Feinheit.

Den Einstieg machte Hardcore-Punk mit den Spermbirds und ihrer aktuellen Platte sowie den Bone Idles aus Karlsruhe. Die Tower Blocks aus Berlin sowie Riot Company aus Hildesheim standen danach für Streetpunk mit englischsprachigen Texten und einem geringen Hang zur Peinlichkeit.

Deutschsprachigen Sound, der keinerlei Deutschpunk-Klischees befriedigt, kam von Disco//Oslo, der Tischlerei Lischitzki und Pascow – eine sehr gute Mixtur. Und zum Abschluss gab's zuerst noch mal Hardcore von Lights Out!, der nach 1981 klingt, und den Emopunk vom Marathonmann.

Sieht man von den üblichen Pannen ab, die ich wohl auch noch in weiteren zehn Jahren produzieren werde, war es eine recht unterhaltsame Sendung. Leider ist die Resonanz heutzutage gleich null – früher erfuhr ich recht schnell beim Gang in die »Haifischbar« oder in die »Kombe«, wie die Sendung angekommen war ... aber bekanntlich sind die 90er-Jahre schon richtig lange vorbei.

07 Oktober 2012

Bibliographisches Lexikon


Ich weiß nicht mehr genau, wann mein Abonnement des »Bibliographischen Lexikons der utopisch-phantastischen Literatur« begonnen hat. Irgendwann in den frühen 90er-Jahren, als es noch kein Internet gab und man sich Informationen sehr mühsam besorgen musste.

In dieser Zeit startete der Corian-Verlag seine Loseblatt-Sammlungen, und ich abonnierte zwei davon. Eine davon war das eben genannte Lexikon, die andere der sogenannte Werkführer. Und beim Bibliographischen Lexikon erschien dieser Tage die Folge hundert.

Früher war die neue Lieferung des Lexikons eine echte Freude für mich: Ich fischte die losen Blätter aus der Verpackung, ich sortierte sie in die Lexikonbände ein, und während ich sie einsortierte, las ich mit großem Interesse, was in den sachkundigen Texten über Autorinnen und Autoren zu finden war.

Seien wir ehrlich: Das ist alles reichlich antiquiert, und in den vergangenen drei, vier Jahren habe ich die losen Blätter nicht einmal mehr abgeheftet. Will ich heute etwas über einen Schriftsteller und sein Werk wissen, gehe ich an meinen Computer und durchforste das Internet.

Der einzige Grund, warum ich mein Abonnement nicht schon seit langem gekündigt habe, ist wohl eine gewisse Faulheit. Und eine sture Beharrlichkeit: Wenn ich das Abo kündige, kann ich eigentlich die gesamte Sammlung wegwerfen – ich bekomme dann ja auch keine Updates mehr.

Aber vielleicht sollte sich in meinem Leben an der einen oder anderen Stelle dann doch mal die Vernunft durchsetzen. Im Jahr 2012 erscheint mir eine Loseblatt-Sammlung zur Science Fiction als doppelt antiquiert und anachronistisch ...

06 Oktober 2012

James Bond zum fünfzigsten

Die Medien waren in den vergangenen Tagen voll mit Berichten über »007«, den gefährlichsten und tödlichsten Geheimagenten des englischen Königreiches. Meine Begeisterung für die Bond-Filme begann recht spät.

Früher fand ich Bond doof, obwohl ich das ganze nur anhand einiger Ausschnitte beurteilen konnte. Ich schaute mir keine Neuerscheinung im Kino an, und mangels privatem Fernsehgerät verpasste ich über Jahrzehnte hinweg alle Wiederholungen. Ich mochte weder die chauvinistische Art, in der Englands Geheimagent Nummer eins mit Frauen umsprang, noch die arg kolonialistische Sicht auf die Welt außerhalb der britischen Inseln.

Als ich älter wurde, entwickelte ich eine zynische Ader. Auf einmal fand ich die Filme richtig klasse; mit den alten hatte ich weiterhin meine Probleme. Ausgerechnet Pierce Brosnan weckte mein Interesse an James Bond.

Dabei war Pierce Brosnan ein Bond, den ich persönlich gehasst hätte: was für ein Schönling, was für ein arroganter Typ, was für eine sarkastische Art! Die Filme waren aber spannend und in ihrer überzogenen Art sehr cool. Das mochte ich: mit dem Panzer durch Moskau rollen, das war schon kühn gedacht ...

Der aktuelle Bond-Darsteller ist allerdings der beste. Daniel Craig ist nicht so hübsch wie Brosnan, und er macht nicht die supercoolen Sprüche, aber ihm nehme ich ab, dass er gegnerische Agenten erschießt und sich tatsächlich mit irgendwelchen Bösewichten prügelt. Die bisherigen Streifen, in denen er den James Bond gab, gefielen mir alle.

Was mir den Blick auf die Zukunft erleichtert ... Kommt der nächste Bond-Kinofilm, werde ich ihn mir mit einem Saal mit großer Leinwand anschauen, mit einem Bier und reichlich Popcorn!

Frankobelgischer Comic-Klassiker

Bekannt wurde Maurice Tillieux durch die wunderbaren »Jeff Jordan«-Geschichten: Comic-Krimis in den fünfziger und sechziger Jahren, die es jetzt in einer gelungenen Gesamtausgabe gibt. Weniger bekannt ist er hierzulande als Zeichner von einseitigen Kürzestgeschichten geworden, in denen der Junggeselle Cäsar die Hauptrolle spielt.

Als fettes Buch – mehr als 350 Seiten in einem schönen Hardcover – präsentiert sich jetzt eine »Cäsar«-Gesamtausgabe, die recht neu bei Ehapa erschienen ist. Ich habe sie über Wochen und Monate hinweg gelesen, immer mal wieder zwei, drei Seiten, und ich habe mich dabei gut amüsiert.

Cäsar und seine Widersacher – das ist ein Thema, aus dem Tillieux zahlreiche Gags entwickeln konnte. Ärger mit der Polizei, Ärger mit dem kleinen Mädchen aus der Nachbarschaft, Ärger mit der Haushälterin und dem schlechten Wetter: Der gute Junggeselle tappt von einem Problem in das andere.

Man merkt den Geschichten an, dass sie alt sind, dass sie aus den 60er-Jahren stammen. Ein Junggeselle verhält sich heute anders, er benötigt keine Putzfrau, und dadurch wirken viele Gags heute altmodisch. Ich mag sie trotzdem, denn gerade diese altmodische Art macht den Charme dieser Geschichten aus.

Diese Gesamtausgabe wird nie ein Comic-Bestseller werden, aber in meinem Schrank wird sie einen schönen Platz erhalten. Und ich bin sicher, dass ich eher mal wieder einen »Cäsar«-Einseiter lesen werde als einen der anspruchsvollen Graphic-Novels der vergangenen Jahre ...

05 Oktober 2012

Garagen-Sound aus Schweden


Nicht zum ersten Mal wundere ich mich, welche guten Bands aus Schweden kommen. Ganz neu für mich sind die Tyred Eyes; dabei handelt es sich laut Info um zwei Brüder und zwei andere junge Männer, die Garagen-Rock spielen. Das ist fürs erste nicht spektakulär – was die Burschen aber machen, ist schon extrem gelungen.

Das belegt die Platte mit dem umständlich langen Titel: »The Piercing Stare, The Thousand Lies« klingt schon recht kompliziert. Allerdings sind auch die Stücke teilweise recht skurril, was die Titel angeht. Wer als Band ein Stück »Party like it's 1939!« betitelt, hat auf jeden Fall ein Herz für Provokation.

Die coole Mixtur aus Orgel-Punk und Gitarren-Rock der alten Schule zeht mich sofort in ihren Bann. Die Band scheint wenig falsch zu machen: Alle Stücke stimmen, sie sind melodisch und knuffig, sie machen Laune und gehen sofort ins Ohr und in die Beine.

Pogo-Sound ist das nicht unbedingt, aber das war sicher auch nicht das Ziel. Vergleiche fallen mir schwer, die müsste ich aus dem Band-Info des Labels abschreiben. Die elf Stücke auf der Platte, die es als schön gestaltete CD und als Vinyl gibt, sind allesamt klasse.

Ob ich der Band jetzt eine große Zukunft versprechen kann, weiß ich nicht. Mit dieser ersten »großen« Platte, der eine Seven-Inch und anderes Zeugs vorausging, haben die vier Jungs auf jeden Fall einen gelungenen Sprung nach vorne hingelegt.

04 Oktober 2012

Messe-Stress und Messe-Tratsch

Zu den festen Terminen im Jahr gehört bei mir schon seit Jahrzehnten die Frankfurter Buchmesse. Es sind einige Tage, an denen ich mich in einen Anzug zwänge und eine Krawatte um den Hals schlinge – ich übernehme dann die Rolle als seriöser und gestrenger Chefredakteur. Ich führe Lizenzgespräche, ich spreche mit möglichen Kooperationspartnern, ich informiere Leser.

Derzeit bin ich sehr stark mit den Vorbereitungen auf die Messe beschäftigt. Das heißt in diesem Fall auch, dass ich eine Pressemappe überarbeiten muss, die wir auf die Messe mitnehmen wollen, oder dass ich noch die letzten Termine vereinbare. Es wird wieder viele wichtige Gespräche geben, das ist jetzt schon sicher – wobei man immer erst ein halbes Jahr danach herausfindet, was denn wirklich wichtig war ...

Längst aber hat die Frankfurter Buchmesse für mich auch einen sozialen Charakter. Ich treffe Kolleginnen und Kollegen aus anderen Verlagen, die ich seit vielen Jahren kenne – der Gedankenaustausch ist häufig nicht rein fachlich, sondern geht in den Branchen-Tratsch über. Aber das gehört dazu. 

Mit Autoren plaudere ich gern über ihre neuen Projekte, und das ist stets spannend. Gelegentlich bin ich hinterher neidisch auf ihren Erfolg, meist aber freue ich mich darüber, wenn es wieder jemand »geschafft« hat, den ich kenne und mag.

Es sind nur noch wenige Tage, und die Anspannung wächst. Aber mal ganz ehrlich: Ich freue mich auch 2012 wieder auf die Frankfurter Buchmesse!

03 Oktober 2012

Robert, H.P. und ich

Dass ich einmal auf einer Liste von Autoren auftauchen würde, bei denen neben mir noch H.P. Lovecraft und Robert E. Howard gelistet werden, damit hätte ich vor dreißig Jahren nie gerechnet. Aber jetzt ist es passiert: Im zehnten »Phantasia Almanach« bin ich mit einem Beitrag über Howards Fantasy-Roman »Almuric« vertreten.

Der »Phantasia Almanach« wird von der Edition Phantasia herausgegeben, ist von der Auflage – rund 200 Exemplare – ein Fanzine, vom Inhalt aber eher ein literarisches Magazin. Frühere Ausgaben widmeten sich beispielsweise James Graham Ballard, während die vorliegende Nummer zehn auf Robert E. Howard eingeht.

Der Autor wurde durch seine »Conan«-Geschichten bekannt, schrieb darüber hinaus in den wenigen Jahren seiner aktiven Schriftstellerei haufenweise andere Texte. Einige davon sind in diesem Band enthalten: vier sehr kurze Texte sowie die Kurzgeschichte »Die Erscheinung im Ring«, eine Boxer-Story mit einem phantastischen Beiklang, die sich richtig gut lesen lässt.

Wie immer ist dieser »Phantasia Almanach« eine gelungene Ausgabe: schönes Layout, sauber übersetzte Texte, lesenswerte Artikel zu Howard. Das 24 Seiten starke Heft gibt es für Kunden der Edition Phantasia – und spätestens das sollte ein Grund sein, sich mal genauer mit dem kleinen, aber sehr feinen Verlag zu beschäftigen.

02 Oktober 2012

Im Käfig und im EXODUS

Mit meiner Kurzgeschichte »Im Käfig« bin ich in der aktuellen Ausgabe 29 des Science-Fiction-Magazins »Exodus« vertreten – darüber freue ich mich in diesen Tagen sehr. Das Magazin hat sich schwer gemacht und sieht sehr professionell aus: 112 Seiten Umfang, ein schickes Softcover-Format, eine hervorragende Gestaltung. Der Untertitel »Die neue Dimension der phantastischen Science Fiction« passt wirklich.

Meine Geschichte ist sehr lakonisch gehalten, sie wird nicht von allen Lesern als Science Fiction betrachtet werden. Aber ich freue mich vor allem darüber, dass sie so schön präsentiert wird.

Als Schwerpunkt-Thema dient übrigens das Werk des Künstlers Thomas Franke, der schon in den 70er-Jahren – damals noch aus der DDR – mit seinen Science-Fiction-Illustrationen für Aufsehen sorgte. Auch seine neuen Bilder gefallen mir sehr gut.

Gelesen habe ich das Magazin noch nicht, aber ich gebe eine absolute Kaufempfehlung ab! Und sei's nur deshalb, weil ich drin bin ...

Slime und ich mögen nicht mehr


Zu Recht gehört Slime zu den prägenden Bands der Deutschpunk-Geschichte: Vor allem in der ersten Hälfte der 80er-Jahre setzten die Hamburger echte Maßstäbe. Die Musik war knallig und melodisch, die Texte politisch und klar, die Auftritte stets voller Energie.

Das ist dreißig Jahre her. Im Sommer 2012 kam die neue Platte raus, die den schönen Titel »sich fügen heißt lügen« trägt. Texte des anarchistischen Dichters Erich Mühsam werden dabei zu Musikstücken verarbeitet.

Ich kenne die neue Platte nicht, aber ich erhielt die CD »Rebellen 1979 – 2012« geschenkt, die es wohl als Gratis-Beilage zu irgendwelchen Musikzeitschriften gab. Ich hörte sie an, und ich wusste hinterher, warum ich mir die neue Platte nicht kaufen werde.

Es sind Stücke von früheren Platten enthalten: Höre ich heute »Deutschland« von der ersten Langspielplatte, erschienen 1981, läuft es mir heute noch kalt den Rücken hinunter. Diese Mischung aus knalligem Punk und Dub-Sounds, dieser Text, der für manchen plump klingen mag, der aber ein radikales Punk-Statement ersten Ranges ist – das Stück gehört zu meiner persönlichen Punk-Hitparade.

Auch andere Stücke auf dieser CD, die von alten Platten stammen, sind klasse. »Alle gegen Alle« ist immer noch super. Zwei alte Stücke gibt's in einer neuen Version von 2010 zu hören – das ist prompt nichts mehr, zu viel Rock, zu viel Hardrock, zu viel aufgesetzter Pathos.

Ganz schlimm sind aber die neuen Stücke. Im Doublebass-Gewitter versackt jeglicher Punkrock, das ist irgendeine bizarre Mischung aus Metal und Deutschrock. Das Stadion-Publikum, das bei den Toten Hosen oder bei Beatsteaks begeistert »abhottet«, wird diese kommerzielle Rock-Mixtur möglicherweise schätzen. Ich wand mich vor Entsetzen, als ich das hörte.

Verstehe mich bitte keiner falsch: Ich gönne der Band den späten Erfolg, dieser darf gern kommerziell sein. Aber mir muss ja nicht alles gefallen – und so krame ich von den alten Helden lieber die Vinylscheiben aus den frühen 80er-Jahren hervor und höre die zum hunderttausendsten Mal.

01 Oktober 2012

Ami-Punk im Blick

Die meisten Bands, die ich am Sonntag abend, 30. September 2012, in meiner Radiosendung spielte, waren doch recht unbekannt. Zumindest heutzutage. Denn im Enpunkt-Radio im Freien Radio Querfunk ging es um »Punkrock und Hardcore aus den USA« – bei solchen Themen gebe ich mir immer Mühe, einige ausgefallene Bands zu bringen.

Okay, ich hatte Rise Against, die längst kommerziell sind, aber dafür Aufnahmen der Burschen ausm Jahr 2001. Und ich hatte Hot Water Music, die als Emo-Ikonen fast schon Weltruhm haben – aber da hatte ich Aufnahmen von 1995.

Mit den Toxic Reasons und den Zero Boys hatte ich Bands aus Indiana, deren große Zeit in den 80er-Jahren war; mit Ultraman hatte ich eine Band aus St. Louis, die Ende der 80er-Jahre zweimal bei uns im Großraum Stuttgart aufspielte. Und The Forgotten waren zumindest in den 90er-Jahren in Irokesen-Nietenlederjacken-Kreisen sehr beliebt.

Die Sign Offs aus Cleveland, Ohio, oder Horace Pinker aus Tempe, Arizone, waren aber nie sonderlich bekannt; zumindest die erste Band ließ es 2001 richtig ordentlich krachen. Unbekannt bleiben wohl für immer die Frauen von Supersnazz, von denen ich seit 1993 nichts mehr gehört habe.

Aber es war eine sehr bunte Sendung, sehr unterhaltsam und abwechslungsreich. Zumindest für mich – denn leider ist das Feedback auf die Radiosendung heute sehr schwach.