23 April 2012

Die Frarikirche

Hierzulande sind Kirchen für mich zwar kein Feindbild, aber sie lassen mich gleichgültig. Ich betrete sie nur, wenn ich muss. In den letzten Jahren war das eigentlich nur bei Hochzeiten oder Todesfällen nötig. Im Ausland ist das anders: Da schaue ich mir eine Kirche durchaus mal unter geschichtlich-künstlerischen Gesichtspunkten an.

Am zweiten Tag unseres Venedig-Aufenanthaltes standen wir auf einmal vor einem riesigen Sakralbau. Ein Blick in den Reiseführer belehrte uns, dass es sich um die Frarikirche handelte, genauer gesagt, die Santa Maria Gloriosa dei Frari. Es kostete drei Euro Eintritt, das Gebäude wurde empfohlen – also gingen wir hinein.

Ich war gebührend beeindruckt. Schon die Architektur ist faszinierend: hohe Decken, eine strenge und zugleich verwirrende Gliederung, Altäre und Seitenschiffe. Dazu kommen haufenweise Bilder und Statuen, die allesamt Jahrhunderte alt sind.

Künstler wie Tizian, dessen Name sogar mir etwas sagte, oder Bellini sind vertreten: Die Bilder sind riesengroß, die Statuen geradezu lebensecht – sieht man von den Dimensionen ab. Ich verbrachte viel Zeit damit, mir diese Kunstwerke anzuschauen, und fand das alles ziemlich klasse.

Die Vorstellung, in einem Gebäude zu stehen, dessen Kunst vor Jahrhunderten erschaffen wurde, und so quasi eine Zeitmaschine zu betreten, fand ich faszinierend. Ich kam mir vor wie in einem historischen Roman. Als ich Stunden später wieder an das Sonnenlicht trat, wirkten die Bilder und Statuen geradezu nach.

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