12 Februar 2012

Festival zum hundertsten

Am Samstag, 11. Februar 2012, feierte das OX-Fanzine das Erscheinen seiner hundertsten Ausgabe mit einem Festival in Solingen. Da durfte ich natürlich nicht fehlen, und so fuhren wir zu zweit am Samstag mittag los – bei strahlendem Sonnenschein und vielleicht vier Grad minus.

Weil die A3 bei Köln gesperrt war, eierten wir über irgendwelche Landstraßen, schauten uns die Innenstadt von Köln-Mühlheim und von Leverkusen an und kamen erst kurz vor 20 Uhr im »Cobra« in Solingen an. Sniffin' Glue, die ich unbedingt hatte sehen sollen, waren da bereits mit ihrem Auftritt fertig.

Einige hundert Leute waren da, viele grauhaarige Männer darunter – ich war auf jeden Fall nicht der älteste. Dass Punk keine Jugendkultur mehr ist, belegte dieses Festival ganz eindeutig; es waren aber genügend junge Leute anwesend, was ich gut fand.

Als erste Band sahen wir Pascow: teilweise bebrillte Saarländer, die knalligen Deutschpunkt mit guten Texten machen. Ich finde die Band schon auf Platte gut und mochte sie auch live sehr. Das ist Deutschpunk in den Zehner-Jahren, und das ist um Längen besser als der Aufguss alter 80er-Jahre-Kapellen.

Leider erwies sich Jingo de Lunch danach als Enttäuschung. Vielleicht wurde die Band auch schon in den späten 80er-Jahren überschätzt; damals mochte ich sie sehr. An diesem Abend in Solingen wirkte die Band mit ihrem Hardrock-Metal-Mix, als sei sie aus der Zeit gefallen. Nach zwei Stücken und einem langen Gitarrensolo verließen wir die Halle.

Es gab Bier und vegane Würstchen, man konnte sich im Freien bei fallenden Temperaturen auch gut unterhalten, und so verpassten wir glatt den Pepstpapst oder wie immer der Solo-Künstler aus Aachen sich nannte. Soll aber skurril gewesen sein.

Zum Ausgleich überzeugten EA 80. Die alten Herren aus Mönchengladbach, die ich bei ihrem letzten Auftritt in Karlsruhe langweilig gefunden hatte, lieferten ein druckvolles Punkrock-Brett an. Der Sänger hüpfte wie in alten Zeiten in den Pogo-Mob, die Band ließ es ordentlich krachen – das ist nach über dreißig Jahren ohne Pause eine völlig überzeugende Leistung.

Ob es so schlau war, Wire als letzte Band aufs Programm zu hieven, weiß ich nicht. Die alten Engländer brachten viele Stücke aus ihrer Wave-Phase, brachten aber auch ihren Punkrock, der 1977 völlig neu und originell war und heute nach wie vor überzeugend ist: Pogo gibt's da aber keinen, und die Stimmung ist naturgemäß verhalten. Man steht halt rum und guckt sich interessiert die Band an. Toll war's trotzdem.

Nach ein Uhr kamen wir aus dem Gebäude, dann ging's auf die Autobahn. Da ich wegen Übermüdung öfter Pause einlegen musste, waren wir erst gegen fünf Uhr morgens wieder in Karlsruhe. Eine schöne Expedition war's auf jeden Fall!

1 Kommentar:

Stefan Gaffory hat gesagt…

Allzu viel hast du bei "Sniffing Glue" auch nicht verpaßt. Solider Exploited- Punk, auf Platte ein völliges Brett, live ebenfalls ziemlich gut... aber leider matschiger Sound und ein noch ziemlich passives Publikum.
Ansonsten kann ich deinen Eintrag genau so unterschreiben.