09 Januar 2012

Warum ich nie Punk wurde

1978 gab es bei uns in der Kleinstadt einen Plattenladen, der besser war als die üblichen seriösen Musikgeschäfte; da trieben sich unter anderem die älteren Jungs aus unserer Schule herum. Gelegentlich ließ ich mich dort blicken, vor allem deshalb, weil der Plattenladen keine fünfzig Meter vom Jugendzentrum entfernt war.

Eines Tages hatten mich die Ramones, die ich bislang vor allem aus dem Deutschlandfunk, dem Radio Beromünster und aus der »Bravo« kannte, ausreichend angefixt, und ich ging in den Plattenladen. Ganz neu war zu diesem Zeitpunkt nämlich die Platte »Rocket To Russia« auf dem Markt, die ich aus der »Bravo« kannte.

Der Plattenladen führte diese Langspielplatte nicht. Die herumlungendern Jungs, die teilweise schon 17 oder 18 Jahre alt waren, veräppelten mich, weil ich so »doofe Krachmusik« hören wollte. Und da ich auf jeden Fall eine Platte kaufen wollte, hörte ich mir fleißig andere Musik an.

Das End' vom Lied war, dass ich mit der »Never Say Die« von Black Sabbath abzog. Diese Platte war in jenem Sommer absolut brandneu, und wer zu den »harten Jungs« gehören wollte, musste diese Art von Hardrock hören.

So wurde nix aus meiner Karriere als erster Punkrocker in Freudenstadt. Zum »harten Jungen« wurde ich ebensowenig, obwohl ich mir im Laufe der Zeit noch einige Black Sabbath-Platten besorgte. Die habe ich seit dem letzten Umzug nicht mehr in die Hand genommen, während ich die Ramones immer noch anhören kann ...

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