06 Dezember 2011

Hassliebe zu McDoof

Meine ersten Hamburger aß ich im Café Achteck in Freudenstadt. Dabei handelte es sich um einen ehemaligen Kiosk, der in den 70er-Jahren von einem »Ausländer« geführt wurde, mutmaßlich einem Jugoslawen, und in dem wir Jungs nach der Schule gerne mal einen Hamburger oder Pommes futterten oder von ihm auch mal ein Bier kaufen durften. Das Wort Hamburger sprachen wir selbstverständlich deutsch aus und wunderten uns, was die Stadt Hamburg mit dem Fleischklops zu tun hatte.

McDonald's kannten wir damals noch nicht. Dabei ist diese Kette seit 1971 in Deutschland vertreten. Das erste Mal futterte ich 1981 bei McDonald's; es war in der Filiale in Stuttgart, die mitten in der Fußgängerzone lag, und für mich, der ich aus einem Dorf im Schwarzwald kam, war das fast ein Paradies.

Später wurde es schick, McDonald's scheiße zu finden. Ein Buch von Günther Wallraff, in dem er die Arbeitsbedingungen unter anderem bei dieser Kette schilderte, trug dazu bei; zudem gehörte die Firma zur amerikanischen Massenkultur, und die hatte man in den 80er-Jahren zu hassen.

Wenn ich McDonald's aufsuchte, geschah das zu der Zeit aus einem einzigen Grund: Die Toiletten waren sauber. So war es vom Kaiserplatz in Bonn, damals Treffpunkt der Punk-Szene, ein Leichtes, sich beim »McDoof« aufs Klo zu setzen. Und bei Auslandsreisen bot die Firma stets ordentliche Klos – als ich anno 1983 in Avignon mit fürchterlichem Durchfall strandete, war McDonald's richtig wichtig.

Seit den frühen 90er-Jahren bin ich Vegetarier, dennoch besuchte ich immer wieder McDonald's. Ich bin nicht religiös, und mir ist der moralische Gehalt der Kette zumeist egal.

Nicht nur bei meinen Aufenthalten im Ausland – Frühstück in Chicago zum Sound von »Chattanooga Choochoo« –, sondern auch bei Reisen durch Deutschland war ich »drin«. Teilweise musste ich, weil die Reisebegleiter einen Anfall von »ich mag jetzt einen Burger« hatten, teilweise, weil ich nachts um zwei Uhr auf der Autobahn noch Lust auf Pommes mit Mayo bekam.

Langer Rede kurzer Sinn: Vierzig Jahre gibt's jetzt McDonald's in Deutschland. Dazu muss ich nicht gratulieren, aber ich nehme es ohne Groll zur Kenntnis.

2 Kommentare:

Gurney hat gesagt…

Wusstest Du, dass McDonalds anfangs der Siebziger in Europa nahezu konkurrenzlos expandieren konnte, weil zuvor ein Flugzeug mit den designierten Europa-Managern von der in den USA damals marktbeherrschenden Burger King-Kette abgestürzt war? Hat mir ein Ex-Manager von McD mal erzählt. Er hatte in einem der "dienstältesten" McD-Restaurants seinen Job gelernt, in Freiburg.

Enpunkt hat gesagt…

Whow. Das ist mir tatsächlich neu. Vielleicht sollte ich zu dem Thema auch mal ein Buch lesen, ist sicher interessant.