31 Dezember 2011

Starker Abschied

Ein Jahr lang wirbelte Manfred Müller aus Köln durch die Redaktion des »Fandom Observer«; das hat dem Fanzine richtig gut getan. Mit der Nummer 270, die er im Dezember 2011 veröffentlichte, hat er seinen endgültigen Abschied erklärt. Wenn man bedenkt, dass er 1992 seine erste Ausgabe dieses Fanzines gestaltete, ist das in Ordnung.

Vor allem, wenn man bedenkt, welche interessante Ausgabe er zuletzt publiziert hat. Natürlich kann nicht jeder Beitrag gelungen sein, aber die Vielfalt überzeugt. Neben den üblichen Bestandteilen des Heftes – die vielen Rezensionen von Fanzines und Büchern sowie die Vorstellungen von Filmen – gibt es schließlich haufenweise Reportagen, Artikel und Interviews.

Man kann als kritischer Leser zwar darüber schmunzeln, dass die Dame, die den Autor Tommy Krappweis interviewte, so richtig gar keine Ahnung von Fantasy zu haben scheint, wird dafür aber mit einem gelungenen Interview mit der Autorin Gesa Schwartz belohnt. Es gibt Nachrufe auf H.G. Francis und Viktor Farkas sowie einen Bericht vom MuCon in München – und ruckzuck ist eine sehr gelungene Ausgabe gelesen.

Es ist sehr schade, dass Manfred Müller als Redakteur des »Fandom Observer« aufhört. Man kann es verstehen. Dummerweise hat er die Messlatte für seine Kollegen in den nächsten Monaten sehr hoch gelegt ...

23 Dezember 2011

Ich bin blau


Wenn es ein Bild gibt, das für das Jahr 2011 und die andauernde Anspannung in den letzten zwölf Monaten steht, dann ist es eines, das auf dem PERRY RHODAN-WeltCon aufgenommen wurde: Ich stehe auf der Bühne, das Scheinwerferlicht lässt mich blau erscheinen, und schaue sehr ernst ins Publikum.

Ein gleichermaßen schönes wie passendes Bild. Finde zumindest ich.

22 Dezember 2011

Allerlei Romane rezensiert

Seit dem PERRY RHODAN-WeltCon 2011 habe ich es tatsächlich geschafft, wieder einige Romane zu lesen und auch zu rezensieren. Diese Besprechungen erschienen auf der PERRY RHODAN-Homepage, und ich verweise gerne auf einige der aktuelleren.

So kam im Dezember unter dem Titel »Ein Blick in das französische Herz der Finsternis« die Besprechung eines Simenon-Romans. »Tropenkoller« fand ich stark, vielleicht weil er auch in Afrika spielt, aber ich bin mir sicher, dass ich hier keine Mehrheitsmeinung vertrete.

Als »SF-Krimi mit phantasievoller Prämisse« bezeichnete ich den Roman »Die Stadt und die Stadt« des britischen Schriftstellers China Miéville; den lernte ich übrigens mal bei einem WeltCon in Chicago ein wenig kennen, wenn ich mich düster erinnere. Sein Roman ist sehr phantasievoll und nicht unbedingt etwas für die Puristen.

Stark fand ich die dritte Ausgabe von »Omen«, die von Frank Festa herausgegeben und verlegt wurde. Das Phantastik-Journal kommt als schön aufgemachtes Paperback in den Handel - ich bezeichnete es als »Pflichtlektüre für Fans von Horror und Dunkler Phantastik«.

Ein komplett »Lesenswertes Sachbuch für Science-Fiction-Fans« ist ein Sachbuch, das den hübschen Titel »Abschied von Weltraumopern« trägt und Beiträge von Rainer Eisfeld aus dem vergangenen Vierteljahrhundert zusammenfasst. Wer sich für Hintergründe der Science Fiction interessiert, ist hier bestens beraten.

Hab' ich in meinem Blog eigentlich schon auf »Eine Jugend im ollen Westberlin« hingewiesen? Falls ja, ist das nicht schlimm - auf diesen Roman weise ich gerne zweimal hin. Falls nein, ist das unverzeihlich. Unter dem Titel »Bloß weg hier« veröffentlichte Frank Böhmert einen richtig gut zu lesenden Roman, dem ich viele Leser wünsche.

21 Dezember 2011

Tiefster Wald

Im Dezember 2011 besprach ich für den Fandom Observer den Roman »Die Alchemie der Unsterblichkeit« der Autorin Kerstin Pflieger. Die Besprechung fiel sehr kritisch aus; das liegt sicher daran, weil die Autorin sowohl meine aktuelle Heimat Karlsruhe als auch meine ehemalige Heimat, den Schwarzwald, in einem historisch-phantastischen Roman verwurstet hat.

Jetzt kündigt der Fantasy-Newsletter des Goldmann-Verlags das neue Werk der Autorin an. Ich zitiere: »... entführt Kerstin Pflieger ihre Leser erneut ins tiefste Schwarzwald des 18. Jahrhunderts«. Aha. Ganz ernsthaft: Da muss man doch nicht mehr wissen.

Schwarzenbacher Talsperre

Schaue ich mir Bilder aus der Vergangenheit meiner Eltern an, fällt es mir schwer, diese Bilder mit meinen Erinnerungen in Einklang zu bringen. Ein schönes Beispiel ist eine kleinformatige Fotografie, die laut handschriftlicher Notiz meiner Mutter den 3. Mai 1951 dokumentiert; das war ein Donnerstag.

Sie war damals 21 Jahre alt, hat lange Haare und trägt eine Jacke, die offensichtlich gegen schlechtes Wetter schützen soll; dazu einen langen Rock. Mein Vater, damals gerade 26 Jahre alt geworden und seit nicht einmal drei Jahren aus der Kriegsgefangenschaft zurück, fällt vor allem durch eine Mütze auf, die wie eine Baseballkappe aussieht, deren Schirm man nach hinten gedreht hat.

Laut Notiz war es ein Ausflug an die Schwarzenbacher Talsperre, einige Dutzend Kilometer von unserem Dorf entfernt und im Nordschwarzwald gelegen. Im Hintergrund sieht man die Sperranlagen; alles sieht eher grau und kühl aus. Die beiden, die dicht beieinander stehen, machen den Eindruck, als hätten sie mit dem kleinen Motorrad meines Vaters einen Ausflug unternommen.

Sie wirken glücklich: arme Leute, die sich einen gemeinsamen Ausflug leisten konnten. Fast auf den Tag genau heirateten sie drei Jahre später.

20 Dezember 2011

Frau Doktor mit der Abschiedsplatte

Die zehnköpfige Band Frau Doktor sah ich im Lauf der Jahre zwei-, dreimal und fand die Mischung aus Ska und ein wenig Punk und anderen Klängen stets sehr gut. Mit der CD »Grenzen der Gemütlichkeit«, die im September 2010 erschienen ist, liegt gewissermaßen das Abschiedswerk der Band aus Wiesbaden vor, die mehr als ein Dutzend Jahre durch die Lande tourte.

Wie es sich für das Label gehört, ist die CD schön gestaltet, und die 19 Stücke sind auch durchweg gelungen. Sie enthält 15 Stücke, die man von anderen Platten her kennt, ebenso aber einige neue.

Manche davon sind ein wenig sehr dudelig oder pendeln mir zu sehr in den Reggae hinüber. Dafür krachen einige andere um so mehr. Und nachdem ich mir die ruhigeren Stücke mehrfach angehört hatte, gefielen mir diese ebenfalls.

Schade, dass sich die Band aufgelöst hat. Mit der CD hinterlässt sie zumindest ein gelungenes Denkmal.

19 Dezember 2011

Menü der Elemente

Für die Nachwelt muss ich das einfach aufschreiben, wenngleich es schon einige Tage her ist: Am Sonntag, 11. Dezember 2011, waren wir zum »Menü der Elemente« im Restaurant »fünf« in der Nordstadt von Karlsruhe. Dort sind wir öfter, und wenn es spezielle Themen-Menüs gibt, freut es mich.

Ganz klar: Ich nahm die vegetarische Variante des Menüs. Wer Fleisch mochte, bekam irgendwelches Wild. Das gebotene Element war »Erde« - kein Wunder, dass es viele Wurzelgemüse-Sachen gab.

Als Vorspeise - oder Amuse bouche - gab es Kartoffelbrot im Blumentopf mit Gelbwurz-Saté-Sauce. Es war eine winzige Portion, aber eine völlige Köstlichkeit.

Dann kam die Suppe: eine Schwarzwurzel-Schaumsuppe mit Rote-Beete-Chips. Dazu erhielt ich einen trockenen Grauburgunder aus der Pfalz. Eine wunderbare Kombination.

Der Höhepunkt und das Hauptgericht: getrüffelter Topinamburflan mit Pilz-Kastanienragout im Wurzelgemüse-Körbchen. Das Ragout war unglaublich lecker, und dazu gab es einen Corvina Garda aus der Cantina di Custoza - in der hatte ich selbst schon einmal Wein gekauft.

Auf der Zunge schmelzen ließ ich mir den Nachtisch: Ingwerparfait mit Erdmandelkaramell und Saatenflorentiner. Ich genehmigte mir noch einen Espresso sowie als krönenden Abschluss einen Grappa.

Das mag zwar alles ein wenig dekadent klingen - aber ich fand alles total klasse und lecker. Zudem mag ich das Restaurant und die Leute, die dort arbeiten; da passt dann alles zusammen.

18 Dezember 2011

Letztes Seminar für 2011

Nach drei Tagen in Wolfenbüttel ist die Erschöpfung jedesmal groß. Das liegt nicht nur daran, dass es durchaus anstrengend sein kann, sich mit den Texten anderer Autoren zu beschäftigen, intensiv mit den Autoren zu diskutieren und vor allem auch immer einigermaßen schlaue Sachen zu sagen. Es liegt unter anderem daran, dass es nachts sehr spät wird und ich auf im Schnitt vier bis fünf Stunden Schlaf komme.

Es wäre selbstverständlich klüger, als Dozent in einem solchen Seminar bereits um elf Uhr abends ins Bett zu gehen und morgens um sieben Uhr dann sportlich-fit aufzustehen. Das schaffte ich leider in all den Jahren nie, allen guten Vorsätzen zum Trotz. Es wird stets drei Uhr, und es bleibt stets eben nicht bei nur einem Bier.

Dafür machte es dann doch sehr viel Spaß: engagierte Teilnehmer, lebhafte Diskussionen, viele Verbesserungen bei den Kurzgeschichten - mir gefiel, was ich sah, und mir gefiel, was sich veränderte. Die Feedback-Runde mit den Teilnehmern machte mir klar, dass es den misten ebenfalls gefallen hatte - das Seminar schien gut angekommen zu sein.

Spannend ist jetzt vor allem folgendes: Von welchen Autoren wird man in nächster Zeit mehr hören? Aus früheren Seminaren haben es längst einige geschafft - sicher nicht wegen der Seminare allein. Aber sie haben Bücher in renommierten Verlagen veröffentlicht, und die waren stets gut lesbar.

17 Dezember 2011

Kurzgeschichten-Seminar

Wieder einmal bin ich in Wolfenbüttel an der Bundesakademie für kulturelle Bildung, diesmal zusammen mit Uwe Anton als Co-Dozent. Die Teilnehmer sind kritisch und agil, die Gespräche sind auch in den Pausen anstrengend und ergiebig zugleich. Das Thema ist die SF-Kurzgeschichte, wobei wir die Genre-Grenzen nicht zu eng fassen wollen.

Los ging es am Freitag abend, 16. Dezember; der Samstag ist traditionell der anspruchsvollste Tag. Die Teilnehmer bekommen Textaufgaben; es wird intensiv an bereits erarbeiteten Texten gearbeitet, und es gibt ständig Rückmeldungen.

Unter anderem ging es uns darum, den Teilnehmern zu zeigen, wie man Texte nötigenfalls wie am Reißbrett erstellen kann: Wie kann ich eine Figur anlegen, wie mache ich einen Handlungsschauplatz nachvollziehbar?

16 Dezember 2011

Zuglautsprecher

Wieder einmal war ich mit der Bahn unterwegs, und alles klappte. Der Wagen war ordentlich beheizt, der Sturm außerhalb des Zuges interessierte mich nicht, und die Verspätung am Ende der vier Stunden betrug keine halbe Minute. Das finde ich super!

Schräg hinter mir im Großraumwagen, vielleicht vier oder fünf Reihen, saß ein Mann mit eindeutigem schwäbischem Akzent. Wie ich später saß, unterhielt er sich mit einer älteren Dame.

Wobei unterhalten das falsche Wort ist. Er redete ununterbrochen, von Karlsruhe bis Fulda, und die ältere Dame sagte ab und zu mal ein Wort. Und er sprach laut genug, dass es jeder mitbekommen konnte.

Was er für einen stressigen Job habe. Wie sehr er sich als Anwalt mit den Ansprüchen von Hartz-IV-Empfängern herumschlagen müsse. Wie nervig das mit den Mietnomaden sei und welche Schwierigkeiten es da gäbe. Und so weiter und so fort.

Zeitweise musste ich ihm zuhören, zeitweise konnte ich mich gut auf mein Manuskript konzentrieren. Gut ging es, als ich einpennte; wahrscheinlich lullte mich das ununterbrochen heruntergelaberte neoliberale Geschwätz gut ein. Zugfahren kann auf unterschiedliche Weise zum Abenteuer werden.

15 Dezember 2011

Glam-Achtziger

Die Klamottenmarke »Takko Fashion« ist mir insofern bekannt, dass ich einen Laden von außen kenne: Kaufe ich abends in einem der großen Supermärkte ein, komme ich unweigerlich an einem »Takko« vorbei. Ohne jemals ein Produkt der Firma gekauft zu haben, gelange ich zu dem Eindruck, dass es nicht unbedingt die höchstwertigen Dinge sind, die dort angeboten werden.

Schön ist aber der neue Prospekt der Marke, den ich aus dem heimischem Briefkasten fischte. Unter dem Motto »Get The New Look 2012«, das wieder mal die Vorliebe für schlechte Angliszismen in der deutschen Werbung beweist, werden haufenweise Klamotten präsentiert.

Als »Der wichtigste Trend zum Jahreswechsel« wird ausgewiesen: »Die 80ies sind sieder da!« Über das verschrobene Englisch stolpere ich hinweg, denn dann kommt der nächste Satz: »Und damit jede Menge Glam Rock.«

Aha. Die 80er-Jahre. Der Glam-Rock. Und »die Zeit der großen Party«, denn »ohne Glamour geht nichts«. Der Werbetexter von heute kennt sich eindeutig nicht in der Popkultur aus (Glam-Rock war in den 70ern, ihr Banausen!), kann weder deutsch noch englisch und stolpert stilsicher durch alle Sprachklischees.

Im Prospekt selbst sieht man unter anderem eine junge Dame, die aussieht wie Madonna in der Mitte der 80er-Jahre. Das kann man gut oder schlecht finden - mit Glam hat das nichts zu tun. Aber ich muss das ja auch nicht verstehen.

14 Dezember 2011

Schnarch-Metal

Wie sehr man mit wuchtiger Musik ganz schön langweilen kann, das beweist die Band Everblame. Die drei jungen Männer stammen aus Ludwigshafen, werden laut »Intro« als »Hochdruck-Schwergewichts-Alternative« bezeichnet und machen im Prinzip Numetal. Ich habe ihre CD »Frantic« gehört, und ich bin nach dem Anhören einigermaßen ratlos.

Die Herren können spielen, das ist völlig klar. Sie lassen's gelegentlich rummsen, gammeln ansonsten aber in den Stücken herum, als hätten sie die Handbremse bis zum Anschlag angezogen. Das ist so wie mit irgendwelchen Eckenstehern, die gerne fürchterlich hart tun, bei der geringsten Androhung körperlicher Gewalt aber den Schwanz einziehen.

Empfehlenswert ist ein Besuch der Band-Homepage. Es gibt eine Reihe von Texten, bei denen ich mir ein Grinsen nicht verkneifen kann: »Auch live sind sie eigentlich immer unterwegs, denn auf der Bühne liegt das Herzblut von Everblame und dort gehören sie auch hin!«

Was an der Platte »roh, dreckig und voll auf die Zwölf« sein soll, wie das Band-Info behauptet, weiß ich übrigens nicht. Vielleicht bin ich einfach schon zu alt für so langweilige Musik - oder habe einfach zu viel Hardcore in meinem Leben gehört. (Ich werde die CD weiter verschenken; gibt ja genügend Leute, die solche Musik mögen.)

13 Dezember 2011

Im Weihnachtstrubel


Dieses Bild wollte ich euch nicht vorenthalten: Es wurde letzte Woche aufgenommen, genauer gesagt am 7. Dezember 2011, in einer Kneipe in Karlsruhe. Mit einem Handy ... und wir waren alle nicht mehr hundertprozentig nüchtern bei der abteilungsinternen Weihnachtsfeier ...

Sich geehrt fühlen

Mit Michael Nagula stehe ich seit 1980 in indirektem Kontakt. Indirekt deshalb, weil wir uns damals nicht kannten, er aber dafür sorgte, dass eine Kurzgeschichte von mir veröffentlicht wurde - und ich mein erstes Honorar als »freier Schriftsteller« erhielt. Im Lauf der Jahrzehnte wurde unser Kontakt ein wenig direkter, und wir arbeiten seit Jahren immer wieder zusammen.

Mit dem zweiten Teil der »PERRY RHODAN-Chronik« hat er nun den Job gehabt, die Jahre 1975 bis 1980 der Science-Fiction-Serie zu beschreiben. Dabei werde ich unversehens zu einem seiner »Protagonisten«; zwar nur als Randgestalt, aber immerhin.

Das Buch selbst habe ich noch gar nicht gelesen, es ist quasi druckfrisch. Aber als jemand, der nicht vor dem »Ego-Googeln« zurückschreckt, schaute ich erst mal, was Michael Nagula über mich schreibt. Nichts schlimmes auf jeden Fall - schauen wir mal, wie sich das in weiteren Teilen der Chronik verhalten wird ...

12 Dezember 2011

Von Rechts wegen - zitiert

»Kontext: Wochenzeitung« ist eine Internet-Zeitung aus Stuttgart, der man nicht zu nahe tritt, wenn man sagt, sie habe sich aus dem Widerstand gegen Stuttgart 21 entwickelt. Einmal pro Woche liegt die Zeitung in Auszügen als vierseitige Beilage der »taz« bei, und ich lese sie immer wieder gern.

Der Aufmacher-Artikel in der Ausgabe vom 11. Dezember 2011 trägt den Titel »Von Rechts wegen« und ist von besonderem Interesse. Mit einer sauberen Recherche wird dargestellt, wie die sogenannte Terrorzelle aus Jena und Zwickau anscheinend mit »unserer« Region zusammenhängt.

Unter anderem gebe es - so der Artikel - Beziehungen zu Rechtsanwälten in Stuttgart und Rastatt (wo ich ja auch arbeite); ebenso gebe es Verbindungen zu der Skinhead-Band Noie Werte aus Stuttgart. Mit deren Umfeld kam ich in den 90er-Jahren gelegentlich in Berührung - im wahrsten Sinne des Wortes.

Wer immer noch glaubt, dass dieser Nazi-Terror nur aus dem Osten kommt, sollte diesen Artikel auf der Internet-Seite der Zeitung lesen. Es ist keine unbedingt spaßige Lektüre, aber es lohnt sich.

11 Dezember 2011

Phantastische Ermittler

Heute haben Fanzines weniger Auflage als in den 80er-Jahren, kommen dafür aber mit einer ISBN und einer professionellen Gestaltung um die Ecke, nennen sich im Untertitel »Das Magazin für Phantastik« und tun so, als seien sie professionell. Mit dem Inhalt hat das nichts zu tun, doch ich freue mich ernsthaft, wenn hinter der ganzen Optik auch was vernünftiges zu finden ist.

In diesem Fall geht es um das Fanzine »Phase X«, dessen Ausgabe 8 ich zuletzt gelesen habe – und zwar richtig gern. Es erscheint im kleinen Atlantis-Verlag, der sich in den letzten Jahren richtig gemausert hat, ist als schickes Paperback gebunden und hat 124 Seiten Umfang. Der Preis von 6,90 Euro ist völlig angemessen, da gibt es nichts zu meckern.

Das Fanzine wird von Interviews und Artikeln zum Thema »Phantastische Ermittler« geprägt. Klassiker wie der Science-Fiction-Detektiv Dominic Flandry werden ebenso beleuchtet wie der Geisterjäger John Sinclair. Die Interviews sind sachkundig und meist auch unterhaltsam; ich habe sie gern gelesen. Eine bunte Mischung wird serviert, die Science Fiction ebenso umfasst wie Horror oder Fantasy.

Ausgesprochen gelungen ist die Kurzgeschichte »Angelus« der englischen Autorin Nina Allan, die mit den Erwartungen des Lesers spielt. Wenn kleine Magazine – oder Fanzines – wie »Phase X« solche Texte ausgraben und dem Leser hierzulande präsentieren, freue ich mich.

Alles in allem eine gelungene Ausgabe, der Schwerpunkt wurde gut gewählt und vor allem gut getroffen. Lesenswertes Fanzine – und es darf sich meinetwegen weiterhin als Magazin bezeichnen ...

10 Dezember 2011

Was für ein Punkrock!-Kracher

Ich bin völlig baff: Die Ausgabe 14 des Fanzines Punkrock! aus Mannheim und Umgebung ist eine echte Granate – wer sich auch nur ansatzweise für diese Szene und die Musik und all das Drumherum interessiert, sollte das Heft kaufen.

Schon im A5-Format fand ich das Fanzine gut, die Nummer 14 kommt im A4-Format und hat ein prächtiges Layout, das auch die gelungenen Fotos bestens zur Geltung bringt. Beim Inhalt hat die Truppe ebenfalls deutlich zugelegt: Ich habe alles gelesen und mich bestens unterhalten.

Mit Bands wie den Streetpunkern Rejected Youth, den amerikanischen Glatzen Harrington Saints, den Jungpunks von Libery Madness und Hysterese ist schon einmal ein bunter Reigen an Interviews vorhanden – und das sind nur einige der gelisteten Das meiste liest sich sehr gut und sachkundig, häufig auch unterhaltsam.

Selbstverständlich enthält das Heft haufenweise Platten-, Fanzine- und Buchbesprechungen; das kennt man schon, wenngleich sie hier sachkundig und lesenswert sind. Schön finde ich, dass auch Tapes rezensiert werden. Und so kommt in dem Heft ein guter Beitrag zu anderen – sehr schön!

Das hammerharte 100 Seiten umfassende Fanzine kostet nur drei Euro – es enthält keine CD, aber das empfinde ich ja mittlerweile glatt als einen Pluspunkt. Zu bestellen ist es beim Plattenhändler eures Vertrauens oder eben direkt auf der Homepage des Fanzines.

09 Dezember 2011

Drei Sekunden Gegenwart

Am Donnerstag, 8. Dezember 2011, stand seit langem wieder mal ein Kabarett-Abend an. Wir gingen in die »Orgelfabrik« in Karlsruhe-Durlach, die sich für solche Veranstaltungen wegen ihrer tollen Räumlichkeiten absolut anbietet. Sonderlich voll war es nicht; ich schätze, dass nicht mehr als fünfzig, sechzig Leute anwesend waren.

Ich kannte den Kabarettisten nicht, er wurde mir aber wärmstens empfohlen. Claus von Wagner stammt aus Bayern, sein Programm nennt sich »Drei Sekunden Gegenwart«, und man kann es als eine Mischung aus Politik und Persönlichem zusammenfassen.

Logischerweise durften Angriffe auf die gängige Politik und eine Verarschung der Bundeskanzlerin sowie des bayerischen Ministerpräsidenten nicht fehlen. Beide bieten sich für solche Themen geradezu an - Claus von Wagner bekam die unterschiedlichen Verarschungen auch gut hin.

Schön fand ich allerdings den Rahmen des gesamten Programms: Er spielte einen jungen Vater, der in einem Konflikt mit seiner Ex-Freundin steht - die beiden haben sich getrennt, und sie hat die gemeinsame Tochter »behalten«. Er legt sich mit dem Jugendamt und dem Gericht an, er forscht in seiner eigenen Vergangenheit, und er stellt sich bei alledem recht blöd an.

Gleichzeitig ist es oftmals bitter - der junge Vater liebt seine Tochter, ist seiner Ex in jeglicher Hinsicht unterlegen und ärgert sich zu allem Überfluss über haufenweise anderen Kram. Das Kabarett-Programm schwankt deshalb zwischen flachen, aber gut gebrachten Witzen, beinharter Polit-Satire und eher ernsthaften Gedanken über Moral, Familie und Beziehungskram.

Vor allem in der zweiten Hälfte, nachdem uns der Kabarettist »warmgespielt« hatte, kamen wir zeitweise aus dem Lachen nicht mehr heraus. Es gab viel zu Klatschen, und es gab sogar eine kleine Zugabe. Ein gelungener Abend mit einem Kabarettisten, den ich mir echt merken sollte!

Conmoto lassen's krachen

Die Band Conmoto ging aus der Asche von Bubonix hervor; ich sah die drei Männer und eine Frau im Herbst 2011 auf der Bühne der »Alten Hackerei« in Karlsruhe. Da zelebrierten die ein anständiges Brett aus Hardcore-Punk und Melodie, und ich kaufte mir prompt ihre Langspielplatte.

Die heißt »Cut Cut Cut«, und die ist richtig saugut! Und zwar so richtig! Zwischen wütendem Gebrüll und sauberem Gesinge pendelt die Stimme der Sängerin, dazu wird musikalisch mal drauflos geknüpppelt, aber eben auch mal mit Breaks und wuchtigen Melodien gebastelt. Das ist meist schnell, aber immer abwechslungsreich – und einige Stücke fressen sich erst nach dem dritten Anhören ins Ohr.

Conmoto haben mich jetzt zweimal überzeugt: einmal live, einmal auf Platte. Das ist ein sauguter Schnitt, und da bin ich mal gespannt, wie das weitergeht ...

08 Dezember 2011

Mich gibt es bei Apple

Mein Buch »Das Tier von Garoua« ist seit 2007 im Buchhandel erhältlich. Wie es sich für ein kleines Buch in einem eher kleinen Verlag gehört, verkauft es sich eher schleppend. Afrika-Geschichten sind nichts, womit man viel Geld verdienen kann.

Was ich aber gut finde: Das Buch ist jetzt auch über iTunes zu kaufen. Wie heißt es so schön? »Dieses Buch ist auf Ihrem iPhone, iPad oder iPod touch mit iBooks und auf Ihrem Computer mit iTunes zum Download verfügbar.«

Ich selbst verfüge über keines dieser Geräte und bin derzeit noch nicht so weit, dass ich mir eines davon zulegen werde. Aber irgendwie finde ich es ja trotzdem »très chic«, bei so einem modernen Zeugs mit so was altmodischem wie einem Buch vertreten zu sein ...

07 Dezember 2011

Glatzenheft aus Österreich

Endlich habe ich mal wieder eine Ausgabe von Oi! The Print gelesen, so richtig von vorne bis hinten. Es war die Nummer 33 des österreichischen Skinhead-Fanzines, das sich aus politischem Hickhack komplett raushält und dafür gelegentlich kritisiert wird. Ich lese das Heft gerne, stolpere allerdings gelegentlich über Bands, bei deren Aussagen ich mich doch sehr wundere.

In der Nummer 33 fand ich den Rückblick »War früher alles besser?« interssant. Musiker von den Ami-Bands Generators und Turbo ACs plauderten aus ihrer Jugend. So was lese ich stets lieber als irgendwelche Interviews.

Wobei ich die in diesem Heft ebenfalls meist lesenswert finde. Die alten Herren von Major Accident oder die auch nicht mehr taufrischen Herren von Supernichts kommen ebenso zu Wort wie die Schweden von Agent Bulldog oder Perkele.

Ein Fanzine, das über Skinheads in Sao Paolo, also in Braslien, ebenso berichtet wie über Falco oder Wolfgang Amadeus und Mozart – das finde ich von der Zusammenstellung her schon mal gut. Dazu kommt ein ansprechendes Layout, durchgehend lesbare Texte sowie ein hervorragender Druck.

Ach ja, eine CD ist ebenfalls dabei, die ich peinlicherweise noch nicht mal angehört habe. Mache ich noch. Mittlerweile ist eh schon die nächste Ausgabe da ... puha. Bestellen kann man die Hefte über die Homepage oder über diverse Versender.

06 Dezember 2011

Hassliebe zu McDoof

Meine ersten Hamburger aß ich im Café Achteck in Freudenstadt. Dabei handelte es sich um einen ehemaligen Kiosk, der in den 70er-Jahren von einem »Ausländer« geführt wurde, mutmaßlich einem Jugoslawen, und in dem wir Jungs nach der Schule gerne mal einen Hamburger oder Pommes futterten oder von ihm auch mal ein Bier kaufen durften. Das Wort Hamburger sprachen wir selbstverständlich deutsch aus und wunderten uns, was die Stadt Hamburg mit dem Fleischklops zu tun hatte.

McDonald's kannten wir damals noch nicht. Dabei ist diese Kette seit 1971 in Deutschland vertreten. Das erste Mal futterte ich 1981 bei McDonald's; es war in der Filiale in Stuttgart, die mitten in der Fußgängerzone lag, und für mich, der ich aus einem Dorf im Schwarzwald kam, war das fast ein Paradies.

Später wurde es schick, McDonald's scheiße zu finden. Ein Buch von Günther Wallraff, in dem er die Arbeitsbedingungen unter anderem bei dieser Kette schilderte, trug dazu bei; zudem gehörte die Firma zur amerikanischen Massenkultur, und die hatte man in den 80er-Jahren zu hassen.

Wenn ich McDonald's aufsuchte, geschah das zu der Zeit aus einem einzigen Grund: Die Toiletten waren sauber. So war es vom Kaiserplatz in Bonn, damals Treffpunkt der Punk-Szene, ein Leichtes, sich beim »McDoof« aufs Klo zu setzen. Und bei Auslandsreisen bot die Firma stets ordentliche Klos – als ich anno 1983 in Avignon mit fürchterlichem Durchfall strandete, war McDonald's richtig wichtig.

Seit den frühen 90er-Jahren bin ich Vegetarier, dennoch besuchte ich immer wieder McDonald's. Ich bin nicht religiös, und mir ist der moralische Gehalt der Kette zumeist egal.

Nicht nur bei meinen Aufenthalten im Ausland – Frühstück in Chicago zum Sound von »Chattanooga Choochoo« –, sondern auch bei Reisen durch Deutschland war ich »drin«. Teilweise musste ich, weil die Reisebegleiter einen Anfall von »ich mag jetzt einen Burger« hatten, teilweise, weil ich nachts um zwei Uhr auf der Autobahn noch Lust auf Pommes mit Mayo bekam.

Langer Rede kurzer Sinn: Vierzig Jahre gibt's jetzt McDonald's in Deutschland. Dazu muss ich nicht gratulieren, aber ich nehme es ohne Groll zur Kenntnis.

05 Dezember 2011

Deutschpunk-Klassiker

Es war nicht unbedingt eine Radiosendung der künstlerisch hochwertigen Töne: Am gestrigen Sonntag abend, 4. Dezember 2011, standen bei mir Deutschpunk-Klassiker auf dem Programm im Freien Radio Querfunk. Wobei ich den Begriff Deutschpunk sehr großzügig auslegte – die Bands mussten nicht unbedingt in deutscher Sprache singen.

Mit den Neurotic Arseholes und Rotzkotz spielte ich immerhin zwei Bands, die ich schon vor über 25 Jahren gut fand. Den Ausgleich liefern dann Der Fluch, die ich 1982 schon doof fand, die aber einfach dazu gehören.

Bildstörung aus Frankfurt finde und fand ich gut, wenngleich Puristen einwenden dürften, das sei »kein echter Punk«. Das gilt erst recht für Xao Seffcheque: Am Tag davor schrieb ich noch, ich wüsste nicht, ob ich das dem Publikum zumuten kann – und jetzt brachte ich das Stück »Happy New Wave« dann doch.

Abgerundet wurde die Sendung durch Aheads, Daily Terror und Normahl. Und Normahl fand ich in den 80er-Jahren richtig klasse; dieses Gefühl ging dann aber schnell verloren. In so einer Sendung sind die Jungs aus Winnenden auf jeden Fall bestens vertreten.

04 Dezember 2011

Happy New Wave und der Punk-Supermarkt

Vor dreißig Jahren kam die Single »Happy New Wave« raus, heute habe ich sie mir endlich mal wieder angehört. Ich überlegte mir, sie im Radio zu spielen, entweder die eine oder die andere Seite – aber das ist völliger Unfug: Niemand versteht heutzutage mehr die zahlreichen Witze auf dieser Single.

Eingespielt wurde sie von Xao Seffcheque, der damals auf vielen Platten zugange war. Unter anderem brachte er auf dem Label Zick Zack den Sampler »Sehr gut kommt sehr gut« heraus, auf dem er allerlei Bands präsentierte – diese Bands gab's in der Form aber nicht. Und als Beilage gab's die Single, die als »Zwick Zwack 01« erschien.

»Happy New Wave« ist eine Verarsche der damals üblichen Sampler von K-Tel und anderen Labels. Der Plan, Palais Schaumburg, ZK, Kosmonautentraum oder Östro 430 sind zu hören; das alles unter »der Knüller von K-Tel«. Schön sind veränderte Textzeilen wie »Wir sind die Hippies von morgen«.

Der »Punk-Supermarkt« auf der B-Seite stellt eine Szene nach, in der sich ein Kunde im Plattenladen über neue Punk- und Neue-Deutsche-Welle-Platten beraten lässt. Eine Mischung aus Hörspiel und eingebauten Song-Stücken. Besonders schön ist dann der letzte Satz, der sich mehrfach wiederholt: »Wieviel Platten wollt ihr denn noch kaufen?«

Die Single gefällt mir heute noch; ich fand es witzig, sie nach so langer Zeit wieder anzuhören, und ich erinnerte mich an viele Elemente daraus. Aber wollte ich das im Radio spielen, müsste ich unglaublich viel erläutern ... obwohl ... ich denke darüber nach.

03 Dezember 2011

Peter immer noch in Nagold

Das hundertste OX rückt mit riesigen Schritten näher – dieser Tage flatterte mir die Ausgabe 99 des Punkrock-/Hardcore-Fanzines ins Haus. Wieder ist mein Fortsetzungsroman »Und: Hardcore!« mit einer aktuellen Folge enthalten, diesmal wieder mit der Standardlänge und nicht unter den Problemen beruflicher Überlastung leidend.

Nach wie vor geht es um die Abenteuer des mehr oder weniger verpeilten Helden namens Peter Pank. In der aktuellen Folge 35 ist er immer noch in Nagold, der kleinen Stadt im Nordschwarzwald, die 1987 so etwas wie eine Hardcore-Metropole war.

Es geht allerdings weniger um Hardcore. Stattdessen reden Peter Pank und eine junge Punkette namens Chris viel, und es kommt – um es schön verbrämt zu sagen – zu einem Austausch von Zärtlichkeiten. Wer mehr wissen will, muss wohl das OX lesen oder eben auf das irgendwann hoffentlich fertige Buch warten.

02 Dezember 2011

Ausflug in den Schmetterling-Park

Erinnerung an Malaysia im Jahr 1999

In Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia, fühlte ich mich in diesem Januar 1999 richtig wohl. Ich unternahm mit Bahn und Bus viele Ausflüge, war auch zu Fuß unterwegs: In der Chinatown wohnte ich verkehrs- und preisgünstig.

So beschloss ich, mir auch mal Taman Rama Rama anzuschauen, den Kuala Lumpur Butterfly Park. Man sagte mir, ich sollte früh dort sein, weil man ab acht Uhr die Tiere am besten beobachten könnte; zudem sei dann noch nicht so viel los.

Ich schaffte es tatsächlich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln pünktlich dort zu sein. Es war ein Zoo, aber einer, in dem es praktisch nur Schmetterlinge und schöne Pflanzen zu gucken gab. Für zwei, drei Stunden war das ein richtig tolles Programm, bei dem ich mich wunderbar unterhielt. Es gab wunderbare Schmetterlinge zu sehen, viele mit grellen Farben, manche richtig groß.

Außer mir tummelten sich viele Malaysier in dem Zoo: Chinesen und Inder. Ein junger Mann trug ein T-Shirt mit einem riesigen Hakenkreuz auf dem Bauch – aber das hat in Malaysia bekanntlich eine andere Bedeutung als in Deutschland.

Ab elf Uhr kamen die Busse mit den europäischen und amerikanischen Reisegruppen, und der Zoo fühlte sich mit dem Kreischen von Kindern, dem hektischen Auftreten von Schritten und dem rasenden Klicken unzähliger Kameras. Ich machte, das ich wegkam – den Schmetterling-Park behielt ich aber in guter Erinnerung.

01 Dezember 2011

Im Rimelin zu Durlach

Manchmal hilft es, den spontanen Vorschlägen von Freunden zu folgen: »Es gibt da ein neues Restaurant in Durlach; wir waren da kürzlich, ohne vorher davon gehört zu haben. Wollt ihr heute abend nicht mitkommen?« Und so fuhren wir zu fünft nach Durlach, wo wir das »Rimelin« ansteuerten, das sich als »Restaurant Mediterran« bezeichnet. (Es gibt übrigens reichlich Parkplätze im Innenhof, und im Sommer lockt eine Dachterrasse!)

Der Innenraum des Restaurants war groß und - an diesem Abend - recht leer. Die Bedienung war freundlich und wirkte kompetent, der Service stimmte. Den Weintrinkern schmeckte der Wein, ich blieb bei einem Bier und stieg danach auf Antialkoholisches um (einer muss ja fahren ...).

Wir nahmen gemeinsam eine Vorspeisenplatte, die für fünf Leute ausreichend an Häppchen bereithält; für zwei Personen könnte das übrigens schon einen volle Mahlzeit sein. Danach gab's Hauptgerichte von Maronengnocchi über Schweinefilet bis hin zur Dorade; alles schmeckte lecker, und die Preise waren absolut im Rahmen.

Mit vollen Mägen und in bester Laune schieden wir. Das »Rimelin« kommt auf die Liste der Restaurants, die wir sicher wieder ansteuern werden. Ein echter Tipp!

30 November 2011

Der Kommissar als Antisemit

Die Romane um den vor allem in Paris, aber auch in ganz Frankreich ermittelnden Kommissar Maigret wurden vor allem in den dreißiger Jahren geschrieben. Antisemitische Vorurteile waren zu dieser Zeit nicht nur in Deutschland üblich; auch Georges Simenon, der Autor der Maigret-Romane, hielt nicht viel von Juden. Dem eigentlich spannenden Roman »Maigret und der Verrückte von Bergerac« verleiht das eine unangenehme Note.

Eigentlich will Maigret in diesem Roman einen gemütlichen Urlaub in der Dordogne verbringen, also in Südfrankreich. Doch dann wird er im Zug in einen seltsamen Fall verwickelt, in dessen Verlauf er angeschossen wird. Die nächsten Wochen verbringt er in einem Krankenbett der Kleinstadt Bergerac.

Dort treibt ein Mörder sein Unwesen, der Frauen überfällt und umbringt. Man glaubt, es handle sich bei ihm um einen Verrückten – und Maigret beginnt, sich in die Ermittlungen einzumischen. Das ist nicht einfach bei einem Mann, der sich nicht aus dem Bett bewegen kann und anfangs sogar selbst als Mörder verdächtigt wird ...

Der Roman ist wieder einmal ungewöhnlich von der Struktur her, zugleich spannend bei der Ermittlungsarbeit. Klischees über Juden, ihr Verhältnis zu Geld oder zu ihrer Familie nerven gelegentlich. Sie sind aber nicht handlungstragend und können getrost überlesen werden.

Ich finde es richtig, dass diese Klischees im Buch geblieben sind und nicht einer politischen Korrektheit zum Opfer gefallen sind: Simenon schrieb seine Romane zu einer Zeit, als derartige Klischees und Denkweisen weit verbreitet waren.

So bleibt unterm Strich: Die Maigret-Romane fesseln mich jedes Mal aufs neue – und ich verzeihe dem Kommissar sogar eine völlig unverzeihliche Denke.

29 November 2011

Mit Jan gegen die Welt


Ich war selten zuvor so pünktlich: Die Lesung im Regierungspräsidium Karlsruhe sollte um 20.15 Uhr beginnen, und ich war exakt zu dieser Zeit vor Ort. Bis ich mein Rad abgestellt und abgeschlossen hatte und im Innern des Gebäudes war, dürfte es maximal 20.16 Uhr gewesen sein. Und die Verantaltung fing genau zu dieser Minute an – whow!

Jan Brandt, der Autor von »Gegen die Welt«, präsentierte sein Buch, und der Raum war gut gefüllt. Einige Dutzend Leute waren anwesend, eine bunte Mischung aus Studenten, Rentnern und Menschen mittleren Alters. Nach einer kurzen Einleitung legte der Autor auch schon los.

Sein über 900 Seiten starker Roman wurde in den letzten Monaten landauf, landab besprochen; ich habe ihn noch nicht gelesen, möchte es aber unbedingt nachholen. Eine Science-Fiction-Serie, für die ich verantwortlich bin, spielt eine wichtige Rolle in den ersten Kapiteln; später gibt es auch Heavy Metal und verliebte Jungs ...

Der Autor las einige Kapitel vor, meist kürzere Sequenzen, immer wieder unterbrochen durch eigene Moderation. Das war sehr amüsant, und im Publikum wurde häufig gekichert. Zu Recht – die Szenen aus dem dörflichen Milieu Ostfrieslands sind scharf beobachtet und pointiert beschrieben. Klasse!

Hinterher gingen die Veranstalter, zwei Studenten, der Autor und ich noch ein Bier trinken. So kam ich in den Genuss, die »Hebelstube« zu besuchen; eine Kneipe, die ich bislang nur von außen kannte. Immerhin gab's Pils, und wir unterhielten uns die nächsten Stunden über Raketenhefte, ernsthafte Literatur, snobistische Buchhändler, Verlage und Redakteure – sehr abwechslungsreich.

28 November 2011

Nach der Abstimmung

Als wir am Sonntag mittag im Wahllokal waren, hatten wir den Eindruck, es sei richtig was los: Ich hatte sogar das Gefühl, dass in Karlsruhe mehr Leute zur Abstimmung gingen als sich an der Bundestagswahl beteiligt hatten. Zeitweise herrschte fast Volksfeststimmung, zumindest was die Zahl der Besucher anging.

Leider hat mein Kreuzle nichts genutzt: Die Befürworter von Stuttgart 21 haben die Mehrheit erlangt. Das jahrelange Trommeln in fast allen Medien hat den Leuten offensichtlich die Ohren derart zugekleistert, dass sie diesen irrsinnig teuren Bahnhof mit allem Drum und Dran wollen.

Gut finden kann ich das nicht. Ich ärgere mich aber auch nicht sonderlich darüber. Der kurze Aufstand der Wutbürger scheint vorüber zu sein, bei der nächsten Wahl wird dann wieder die CDU an die Spitze der Regierung kommen, und alles ist gut.

Und 2020 dürfen wir durch einen neuen Bahnhof in Stuttgart spazieren, in Karlsruhe mit ener sündhaft teuren U-Bahn fahren - und gleichzeitig ist unser Bildungs- und Krankenhaussystem endgültig marode geworden. Man muss halt Prioritäten setzen in diesem Land ...

27 November 2011

Jugendsünde in schwarzweiß


Es wird Zeit, dass ich dieses Foto endlich hier auch dokumentiere: Es wurde bereits 2008 auf den Seiten von sf-fan.de verbreitet, so dass es ja kein großes Geheimnis mehr ist. Das Internet vergisst angeblich nichts, also kann ich dazu beitragen, dass meine eigenen Jugendsünden noch ein wenig länger sichtbar sind.

Das Fanzine »Theren« erschien vom April 1979 bis zum Sommer 1980; in meiner Sammlung befinden sich vier Ausgaben, und ich vermute, dass nicht viel mehr erschienen sind. Es war eines der ersten Fanzines, die ich 1979 überhaupt bestellte und las; eines der typischen Fanzines jener Zeit, die aus Kurzgeschichten, Grafiken, wenigen Artikeln und Buchbesprechungen bestanden.

Ich war ziemlich begeistert von den ersten Ausgaben, hielt mich in meinem übersteigerten Selbstbewusstsein sowieso für einen richtig guten Autor und wollte unbedingt in einer »Theren«-Ausgabe erscheinen. Das gelang mir im Sommer 1980 – ich gewann bei einem kleinen Story-Wettbewerb.

Die Gebrüder Börnsen veröffentlichten meinen Text und wollten ein Foto von mir dazu packen. Ich suchte eine Weile und fand dann eines, das zu diesem Zeitpunkt bereits gut zwei Jahre alt war. Und so kam es, dass mein erstes Foto in einem Fanzine eher skurril wirkt ...

26 November 2011

Von einem alten Bild

Ich träumte, und ich wusste zugleich, dass ich träumte. Es war Sommer, und ich saß mit nacktem Oberkörper auf einem alten Holzdach, unter den Dachsparren; die Ziegel fehlte, und ich drückte den Rücken gegen eine Dachlatte, was ein wenig kratzte.

Zuerst las ich, dann schaute ich mir alte Bilder durch. Es waren Schwarzweiß-Aufnahmen, und ich ordnete sie beim Anschauen sofort zu.

Unter anderem gab es ein Bild, auf dem meine Eltern zu sehen waren: lachend, fröhlich, in einer echten Party-Laune. Ebenso war der Großvater auf dem Bild zu sehen sowie Leute, die ich nicht kannte. Es war ein Bild aus der guten alten Zeit, wie man es sich vorstellte.

Ich wachte auf, als der Wecker klingelte. Im Reflex stellte ich ihn eine halbe Stunde vor und wollte weiterschlafen. Noch während ich wieder einschlief, dachte ich daran, dass es diese gute alte Zeit so nie gegeben hatte, dass dieses Bild einfach nicht richtig sein konnte.

Und als ich wieder aufwachte, plagte mich der Gedanke an dieses Bild. Wieso dachte ich an solche Bilder, wie kam das in mein Hirn? Ich benötigte einen Kaffee, eine Dusche und die halbe Fahrt bis zum Büro, bis es mir einfiel: In dieser Woche jährte sich der Todestag meiner Mutter.

Schon seltsam, welche Streiche einem das Hirn so spielt ...

25 November 2011

Parforce-Ritt durch Zeiten und Möglichkeiten

Der Schriftsteller Norbert Zähringer war mir bis vor einem halben Jahr völlig unbekannt. Wir kamen in Kontakt zueinander, weil er für die Tageszeitung »Die Welt« einen Artikel über PERRY RHODAN schrieb – den Artikel fand ich super, und ich bedankte mich hinterher dafür; eine kurze Korrespondenz schloss sich an.

Mittlerweile habe ich »Als ich schlief« gelesen, den 2006 bei Rowohlt veröffentlichten Roman des Schriftstellers, und ich habe tatsächlich Probleme damit, die Handlung des brillanten Werks zusammenzufassen. Es gibt einen Ich-Erzähler in diesem Roman, der aber – wie der Titel andeutet – einen großen Teil der Geschichte im Koma liegt; es gibt familiäre Beziehungen zwischen einem Nazi-Großvater, der nach dem Krieg in die USA gelangte, und einem iranischen Familienzweig.

Zwischen dem Leben in einer WG im Berlin der 80er-Jahre, dem Dritten Reich, dem Elend eines afrikanischen Kleinstaates, einem Irrenhaus am Aralsee oder einem Forschungszentrum in New Mexiko pendelt die Handlung hin und her, mit immer neuen, ungewöhnlichen Blickwinkeln und in einem Stil, bei dem sich knappe Dialoge mit präzisen Beschreibungen abwechseln.

Vielleicht hilft es, wenn ich den Roman als »Schnurre« bezeichne, als eine Ansammlung von ungewöhnlichen Geschichten und Themen, die teilweise mit irrwitzigen, aber stets passenden Sprüngen aufeinander folgen, die aber immer durch die jeweiligen Figuren und ein ganz bestimmtes Buch zusammengehalten werden.

Letztlich thematisiert der Roman immer eines: Was passiert eigentlich mit den vielen Möglichkeiten, die das Leben bereithält? Welche Zufälle gibt es, und was würde passieren, wenn an irgendeinem Punkt der Vergangenheit die Geschichte anders »abgebogen« wäre? Kein Wunder, dass der Autor gelegentlich das Gleichnis von "Schrödingers Katze" aufgreift.

»Als ich schlief« ist ein ungewöhnliches Buch, das sich Genre-Kategorien erfolgreich entzieht, das ich aber rundum unterhaltsam finde. Die 286 Seiten lasen sich superflott, und ich kann's nur jedem Leser empfehlen.

24 November 2011

Volksabstimmung am Sonntag

Ich bin ja immer gern bereit, Politiker für unfähige Trottel zu halten oder sie gar krimineller Machenschaften zu beschuldigen. Beispiele für diese Meinungen gibt es zu Hauf, jeder kennt selbst welche. Dabei vergesse ich gelegentlich, dass es Menschen in der Politik gibt, die das, was sie tun, einigermaßen ernsthaft betreiben.

Diese Woche werde ich zur Wahl gehen. Bewusst werde ich mein Kreuz setzen, an einer Stelle, deren Sinn mir hundertprozentig einleuchtet. Ich werde für »Ja« stimmen und damit einen Gesetzesentwurf der grün-roten Landesregierung unterstützen, die zumindest teilweise versucht, aus dem unsäglichen Konzept für Stuttgart 21 auszusteigen.

Mir ist dieser Bahnhofneubau nicht völlig gleichgültig, aber ich sehe ihn recht leidenschaftslos. Das Ding ist Geldverschwendung und wird ein unnötiger Protzbau werden. Jahre- und jahrzehntelange Gehirnwäsche sowie eine sogenannte Schlichtung haben dazu geführt, dass die Sicht der Befürworter als die einzig wahre gilt. Da muss ich einfach mein Kreuz dagegen setzen.

Was ich jetzt aber wirklich gut finde und woher mein Lob kommt: Die Landesregierung hat in jeden Haushalt eine Informationsbroschüre verschickt. In dieser wird ausführlich über das Gesetz informiert; zudem werden die Argumente und Gegenargumente zur Stuttgart-21-Diskussion aufgelistet.

Zwar weiß ich schon seit Monaten, wofür ich stimmen werde (auch wenn es mutmaßlich nichts bringen wird ...), aber ich habe die Broschüre dennoch durchgelesen. So eine Information finde ich dann echt gut – und ich hätte nie gedacht, dass ich mal öffentlich die Aktion einer Landesregierung loben würde!

Die Members und ihr zweiter Schlag

Eines der ersten Punkrock-Stücke, das ich jemals hörte, war »The Sound Of The Suburbs« von den Members; bis heute ist das ein richtig großartiger Song. Die Single war in den 70er-Jahren sogar so erfolgreich, dass sie in die offizielle Hitparade in England kam; ich kann sie mir bis heute anhören.

Nach ihrer hervorragenden ersten Langspielplatte, die 1979 herauskam, brachten sie 1980 die zweite in den Handel – diese kaufte ich mir unlängst bei meinem London-Trip. »1980 – the choice is yours« enthält sehr poppigen Punkrock, wie man ihn in den späten 70er-Jahren auf Platte presste. Ein Über-Hit wie der eingangs erwähnte ist nicht dabei, aber alle Stücke sind richtig gelungen.

Der Gesang ist ausdrucksstark und flott, musikalisch rotzt immer mal wieder der Punkrock zwischen den Pop- und Ska-Stücken hindurch. Heute würde das kein Mensch mehr unter Punk zusammenfassen; damals gehörte es offiziell dazu. Eine Klasse-Platte, die ich mir sicher noch oft anhören werde.

23 November 2011

Zeichen der Peinlichkeit

Der Bundestag schämt sich öffentlich, der Landtag von Baden-Württemberg legt eine Schweigeminute ein. Danach geht in beiden Parlamenten das übliche Gezänk zwischen profilierungssüchtigen Menschen weiter.

Man möchte »ein Zeichen gegen rechts« setzen, sich dafür entschuldigen, dass Nazis eine Mordserie laufen lassen konnten, ohne dass jemand ernsthaft gegen sie ermittelte. Und man möchte mal wieder die NPD verbieten.

Ui-ui, da zeigt die wehrhafte Demokratie aber mal ihre Zähne. Das sind fast noch härtere »Maßnahmen« als vor bald zwanzig Jahren, als landauf landab die Lichterketten ihre peinlichen Zeichen setzten (während die Polizei weiterhin die Antifa zusammenprügelte).

Ich bin sicher, wenn die Prügel- und Mord-Nazis das im Fernsehen mitbekommen, da werden die richtig Angst kriegen. Und garantiert ihre Meinung ändern. Ui-ui-ui.

22 November 2011

Polit-Zombie mit Buch unterwegs

Es bleibt einem als angeblich kritischem und mündigem Bürger ja nichts erspart. Nicht einmal Politiker, die man für die nächsten Jahre in der Versenkung glaubte, sind wirklich verschwunden. Und so kommt jetzt auch Karl-Theodor zu Guttenberg wieder zurück – ein Polit-Zombie, der offensichtlich nicht davon ablassen kann, sein Gesicht in jede Kamera zu halten.

Der Herder-Verlag, der unter dem Logo »Lesen ist Leben« im Buchhandel aktiv ist, bringt ein Buch des Adeligen heraus. Das Ding trägt den Titel »Vorerst gescheitert«, kommt diesen Monat noch in die Buchhandlungen und zeigt einen wichtig in die Kamera schauenden Guttenberg auf der Titelseite.

Giovanni di Lorenzo, der Chef der »Zeit«, war sein Interviewpartner; so steht es in der Ankündigung. Wir können getrost davon ausgehen, dass irgendein journalistischer Unterling die Texte zusammengestellt hat, weil di Lorenzo für die eigentliche Arbeit an so einem Interview-Buch wohl kaum die Zeit gefunen hat ...

Angeblich spricht Guttenberg in dem Buch unter anderem »über seinen Umgang mit den eigenen Fehlern, über die Zeit nach dem Rücktritt«; das würde mich ja schon mal interessieren. Viel spannender ist womöglich sein Gerede »über die Voraussetzungen für die Rückkehr eines immer noch enorm populären Politikers«.

Das Buch behandle zudem den schlechten »Zustand der deutschen Politik und Parteien und was dagegen getan werden müsste«. Das klingt überzeugend. Ich kann mir richtig gut vorstellen, was Guttenberg alles erzählt und wie eifrig ihm der Redakteur zuhört.

Ich will ja nicht gemein sein, aber mit dem »Zeit«-Chefredakteur und dem Ex-Minister haben sich zwei getroffen, die gut zusammenpassen. Beide Herren gelten als gutaussehend und eloquent, und das verspricht eine echt tolle Mischung. Der Journalismus ist in Deutschland längst nicht mehr viel wert, vor der Politik empfinde ich nur Ekel. Vielleicht sollte ich mir das Buch doch zulegen ...

21 November 2011

Sehr klassisch erzählter Krimi


Manchmal hilft es durchaus, klassische Romane zu lesen – wobei es eine Frage der Ansicht ist, ab welchem Alter und ab welcher Qualitätsebene ein Roman als »klassisch« zu bewerten ist. »The Dutch Shoe Mystery« ist ein klassischer Krimi, das steht fest, und er ist hierzulande in verschiedenen Übersetzungen und Auflagen erschienen.

Ich las zuletzt die Version von 1961, die im Rahmen der »Blau/Gelb-Kriminalromane« des Humanitas-Verlags Konstanz erschienen ist. In dieser Version trägt der Roman den Titel »Mörder im Hospital«; »1932« hieß der Roman, als er erstmals in deutscher Sprache publiziert wurde, noch »Das zerrissene Schuhband«, 1975 kam der Roman als »Würger im Hospital« heraus, und mittlerweile trägt der Roman den Titel »Das Geheimnis der Weißen Schuhe«.

Wahrscheinlich ist die aktuelle Übersetzung die beste. Denn wenn ich mir die manchmal gestelzten Formulierungen in dem Buch anschaue, wirkt das heute sehr gestelzt. Die Damen werden als »Fräulein« angesprochen, und es heißt nicht »Mr. Queen«, sondern »Herr Queen«.

Anderseits hat das auch seinen Reiz, und der gesamte Krimi ist ja nicht ohne Charme. Es gibt einen Mord im renommierten Dutch Memorial Hospital, und es ist davon auszugehen, dass der Täter zum Personal gehört. Ellery Queen, der Privatdetektiv, nimmt die Ermittlungen auf, die vor allem aus den intensiven Befragungen der Krankenhaus-Angestellten, Patienten und Verwandten des Mordopfers bestehen.

Das ist schön erzählt, kommt ohne jegliche Action aus und bleibt immer auf einer seriösen Ebene. Man spricht sich höflich an, man verhält sich korrekt, und sogar die Morde sind einigermaßen sauber. Und für Krimi-Fans, die gerne miträtseln, gibt es in diesem Roman sogar richtig viel Stoff – ich habe allerdings nicht selbst herausgekriegt, wer der Mörder ist.

Ellery Queen hat im Prinzip zur selben Zeit geschrieben wie der von mir ständig gelobte Georges Simenon. Doch wo Simenon seinen Kommissar tatkräftig und zugleich psychologisch geschickt ermitteln lässt, bleibt Ellery Queen recht brav; das finde ich im Jahr 2011 ein wenig zu ermüdend.

Nicht alle Klassiker sind automatisch dadurch besser als heutige Romane, weil sie so alt sind ...

20 November 2011

25 Jahre im selben Verein

An diesem Wochenende hätte ich eigentlich öffentlich geehrt werden sollen. Ich war bei der Veranstaltung nicht dabei, weil ich »verhindert« war, hatte aber auch sonst keine große Lust, mich zu dem Anlass zu begeben.

Der Grund war nämlich: Ich bin seit diesem Monat sage und schreibe 25 Jahre in der Gewerkschaft. Eine Ehrennadel und eine entsprechende Urkunde wurden mir bereits ins Haus geschickt.

Die Urkunde kann ich in einen Ordner packen, aber was ich mit der Ehrennadel soll, ist mir nicht so richtig klar. Und was ich bei Ehrung tun sollte, war mir ebensowenig klar.

25 Jahre in der Gewerkschaft ... ich würde eigentlich sagen, es sei immer dieselbe, aber so richtig ist das gar nicht: Von der Journalistengewerkschaft über die IG Medien bis hin zu ver.di verlief meine »Karriere«, ohne dass ich selbst etwas geändert hätte. Der Verein fusionierte in den letzten 25 Jahren und änderte sich dabei massiv.

Ich könnte übrigens nicht behaupten, dass ich gern in der Gewerkschaft bin. Es ist eher eine Pflichtsache: Als Arbeitnehmer halte ich es für meine Pflicht, in »meiner« Interessensgemeinschaft zu sein. Aber eine Lustsache ist es nicht.

Wie es aussieht, werde ich weitere Jahre in der Gewerkschaft bleiben. Das kostet Geld und ist eigentlich ganz schön spießig, vor allem wegen der Beharrlichkeit, mit der ich dabei bleibe. Aber ich halte es nach wie vor für sinnvoll ...

19 November 2011

Bücher auf dem England-Trip

Geht man auf eine Auslandsreise, empfiehlt es sich durchaus, vorher den einen oder anderen Reiseführer zu blättern oder gar richtig zu lesen. Das geht mir nicht anders als anderen Leuten – und ich hatte sogar für die eine Woche in London einen Reiseführer dabei. Kann man albern finden, weil sich ja eh alles erfragen lässt – aber die Erfahrung lehrt, dass es auch nicht schadet, ein wenig mehr zu wissen.

Der Standard-Reiseführer von Dumont (»London« von Annette Kossow) erwies sich als sehr gut handhabbar. Zwar hielten wir uns an keine einzige der vorgeschlagenen Touren, aber die kleinen Karten zu den jeweiligen Stadtvierteln sowie die Angaben zu Örtlichkeiten erwiesen sich stets als sehr gut. Zumindest konnten wir abends im Hotelzimmer stets nachlesen, wo wir denn eigentlich genau gewesen waren.

Brillant finde ich die Reihe »Gebrauchsanweisung für ...«, die im Piper-Verlag erscheint. Bisher las ich davon mehrere Bücher, und sie erwiesen sich bei jeder Reise in letzter Zeit als sehr hilfsbereit. Dies gilt auch für »Gebrauchsanweisung für London«, das der Journalist Ronald Reng verfasste.

Die darin aufgeführten Tipps sind, wenn es um Details geht, selbstverständlich veraltet – aber es ist ja auch kein Reiseführer. Stattdessen vermittelt der Autor in humorvoller Art und Weise seine Einsichten und Ansichten zum Stadtleben in der britischen Metropole; das macht richtig Spaß und hilft einem tatsächlich ein wenig weiter.

Ein ziemlich cooles Buch ist »1000 x London für unter 10 Pfund«; es ist als durchgehend vierfarbiges Paperback im Goldfinch-Verlag erschienen. Auf über 320 Seiten enthält es sensationell viele Tipps, die von der englischen Zeitschrift »Time Out« zusammengestellt und für dieses Buch ins Deutsche übersetzt wurden.

Ich blätterte fast jeden Tag, den ich in London verbrachte, in diesem Buch – es ist unterhaltsam geschrieben und enthält unglaublich viele Tipps: wo man gut und preiswert essen kann, wo die angesagten Bands spielen, wo es Blumenmärkte oder coole Ausstellungen gibt ... und so weiter.

Nur: Es waren so viele Tipps, dass wir vor ihnen katapultierten und keinen einzigen umsetzten. Es ist ein wunderbarer Reiseführer, der aber eher für Leute geeignet ist, die in London wohnen oder längere Zeit dort verbringen.

18 November 2011

Polit- und Moral-Spielchen

In den letzten Tagen habe ich so oft Nachrichtensendungen im Fernsehen angeguckt wie schon lange nicht mehr. Der Grund: die sogenannte Zwickauer Terrorzelle und ihre Mordserie sowie die offensichtlichen Versäumnisse der Polizei und des Verfassungsschutzes.

Mit großen Augen und weit geöffneten Ohren hörte ich mir das Gestammel von Politikern, Wissenschaftlern und angeblichen Journalisten an, die sich auf einmal alle bestens mit Neonazis auskannten. Am interessantesten fand ich jeweils die Irritation, die offensichtlich bei einigen Leuten herrscht - manche finden es anscheinend jetzt noch seltsam, dass Nazis gerne Listen von mutmaßlichen Zielen anlegen.

Das ist alles nichts neues, und wer sich für solche Themen interessierte, bekam in den letzten zwanzig Jahren genug »Futter«. Für manche Leute in gewissen Regionen dieser Republik ist Nazi-Terror auf der Straße schon fast normal; sie werden angegriffen, zusammengeschlagen und manchmal sogar umgebracht.

Politik und Polizei haben sich in den letzten Jahren verstärkt auf den real existierenden Terror irgendwelcher Islamisten konzentriert, was ich nicht kritisieren möchte. Und man hat irgendwelche Steinewerfer aus der linken Ecke in die Terror-Rubrik gesteckt, um den »Kampf gegen den Linksextremismus« weiter führen zu können.

Politik und Polizei sind auf einem Auge blind. Das war schon immer so, und das wird - wenn die aktuelle Aufregung wieder mal vorüber ist - auch so bleiben. Und solange das so ist, nutzen die Krokodilstränen von Politikern, die jetzt öffentlichkeitswirksam die Angehörigen der Ermordeten besuchen, wirklich niemandem.

17 November 2011

Ein Interview aus den 90er-Jahren

Ich finde es immer wieder interessant, Aussagen zu überprüfen, die man – in diesem Fall ich – vor vielen Jahren getroffen hat. Die Seite sf-fan.de hat jetzt ein Interview veröffentlicht, das im Jahr 1998 mit mir geführt wurde. Meine Gesprächspartner waren Ulrich Bettermann, den ich jetzt schon seit über dreißig Jahren kenne, und Florian Breitsameter, der ebenfalls seit zwei Dutzend Jahren in der Szene aktiv ist.

Ich erinnerte mich selbst nicht mehr an das Interview, das laut Angaben der Seite auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 1998 aufgezeichnet wurde. Es ist ziemlich ausführlich, geht auf haufenweise Detail-Informationen ein und liefert eine Reihe von Aussagen, die ich heute so vielleicht gar nicht mehr treffen würde.

Auffallend ist übrigens neben dem vielen und sehr interessanten Text noch eines: Mein Haarschnitt war sehr knapp. Es sieht so aus, als hätte mir Ulf kurz zuvor die Frisur rasiert ...

16 November 2011

Wirtschaft für und von Menschen

Wenn man sich die Medienberichte der letzten Monate anschaut, könnte man den Eindruck bekommen, dass die sogenannte Wirtschaftswelt ein Tollhaus ist. Da machen irgendwelche Manager und Bankleute offensichtlich das, was sie wollen, und nehmen gleichzeitig viele Millionen Menschen gewissermaßen als Geiseln. Ab und zu hilft es, in dieser politischen Situation mal ein Sachbuch zu lesen, um sich ein anderes Bild von der Wirtschaft zu verschaffen.

Ich las aus diesem Grund »Humanomics«, ein Sachbuch von Uwe Jean Heuser. Der Mann ist Wirtschaftsjournalist, unter anderem für die »Zeit«, und sein Buch trägt den schönen Untertitel »Die Entdeckung des Menschen in der Wirtschaft«.

Das Buch kam 2008 raus, also bevor die große Bankenkrise losging – somit ist es nicht hundertprozentig aktuell. Aber grundsätzlich gelten viele der darin aufgeschriebenen Erkenntnisse weiterhin.

Denn Heuser stellt tatsächlich den Menschen mit all seinen Fehlern ins Zentrum seines gelungenen und vor allem sehr gut lesbaren Sachbuches ins Zentrum. Nicht der stets ökonomisch korrekt und überlegend handelnde Mensch aus den Lehrbüchern der Ökonomie ist gemeint, sondern der Mensch, der nach Glück strebt und dieses auf seine Weise erreichen will.

Deshalb ist Heusers Buch auch kein Werk über Wirtschaftskreisläufe und sonstige Dinge, sondern vor allem eines, das Erkenntnisse aus Ökonomie mit der Psychologie und der Neurologie verbindet. Letztlich geht es immer wieder darum: Was treibt den Menschen an, und warum treibt es ihn an?

Die Lektüre fand ich durchgehend spannend; ein Buch, das ich garantiert auch mal wieder in die Hand nehmen werde – es ist unterhaltsam geschrieben und kann immer mal wieder kapitelweise angeschmökert werden. Sehr schön! (Ach ja, wen es interessiert: Erschienen ist es im Campus-Verlag.)

15 November 2011

Wenn sich der Redakteur erinnern tut

Auf der PERRY RHODAN-Homepage gibt es die Reihe »Der Redakteur erinnert sich«. In dieser geht es, wie der Titel schon klarmacht, um meine Rückblicke auf Ereignisse der letzten Jahre. Häufig sind das fannische Themen, in letzter Zeit waren es eher fachliche Angelegenheiten.

So ging es in »Ein Abend in der Kneipe und ein Monolith« zwar auch um meine Stammkneipe, aber vor allem um eine Idee für die ATLAN-Taschenbücher. Längeres Nachdenken erbrachte unterm Strich eine Reihe von sechs Romanen, die bei den Lesern gut ankamen; sage keiner, dass Biertrinken nichts brächte.

Ins Jahr 2002 geht »Der neue PERRY RHODAN-Comic startet«. Tatsächlich beleuchte ich in diesem Rückblick den Versuch unserer Redaktion, auf den Markt der Comic-Hefte aufzuspringen, der anfangs der Nuller-Jahre ein wenig boomte. War dann leider nur teilweise erfolgreich ...

Bei »Die Balladen des Todes« handelt es sich wieder um ein ATLAN-Thema. Konkreter gesagt: Irgendwann war ich für das zehnte Buch der ATLAN-Reihe verantwortlich, das von Hans Kneifel verfasst wurde - und daran erinnere ich mich sogar sehr gern zurück.

Die jüngste Erinnerung geht ins Jahr 2001 und in ein kleines Dorf an der Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern: »Eine Fahrt nach Dorfgütingen« hatte als Folge, dass ein neuer Band der »Kosmos-Chroniken« auf den Markt kam - also eine Dienstreise mit positiven Folgen ...

14 November 2011

Bayerisch spachteln in Togo

Eine Erinnerung an Westafrika im Januar 1988

Mein Aufenthalt in Togo, den ich zu Beginn des Jahres 1988 absolvierte, war reich an merkwürdigen Begegnungen. Ich hatte schon genügend Afrika-Luft geschnuppert und überlegte mir nicht nur einmal, durch Benin und Nigeria bis nach Kamerun und Gabun weiterzufahren; reiselustig genug war ich mittlerweile.

Aber ich besaß noch mein Fahrrad, und ich fand es dann doch viel spannender, mit dem klapprigen Rad zwischen Lomé, der Hauptstadt des Landes, und den umliegenden Dörfern hin- und herzufahren. Mit diesem Rad kam ich überall hin: an einsame Strände und in obskure Kneipen.

Mit die seltsamste Kneipe war der »Marox-Grill« mitten in Lomé. Nach Wochen, in denen ich nur afrikanisches Essen zu mir genommen hatte, fand ich diesen Funken von Heimat sehr lustig. Und da ich zu jener Zeit noch kein Vegetarier war, schmeckten mir Schnitzel und Kalbshaxe ganz besonders gut.

Es gab viele Dinge in blau-weißen Rauten zu bewundern, und natürlich gab es leckeres bayerisches Bier. Ich fand den Laden faszinierend, und es störte mich nur wenig, dass er einem Mitglied der Familie Strauß aus Deutschland gehörte – es war lecker und skurril zugleich.

Wobei mich die europäischen Gäste sicher auch skurril finden: Ich sah ziemlich zersaust aus, meine Klamotten wirkten alle zerfleddert, und ich rauschte mit einem klapperigen Rad durch die Straßen der Stadt. Stammgast im »Marox« wurde ich nicht: Ich war zweimal zum Essen dort und trank gelegentlich am späten Nachmittag ein Bier.

Stark finde ich, dass es die Kneipe immer noch gibt und dass sie im Internet – von so was konnte man 1988 nicht einmal träumen – sogar recht gute Bewertungen gibt. Da bekomme ich glatt Lust, mal wieder nach Lomé zu fahren, um bayerisches Bier zu trinken ...

13 November 2011

Schwarzer Sommer aus Wien

Die Band My Name Is Music habe ich vor einigen Monaten zum ersten Mal gehört und auch euphorisch besprochen. Mit »Black Summer« habe ich eine weitere CD-Single erhalten, die ich ebenfalls sehr gut finde.

Das Stück »Black Summer« ist nicht gerade eingängig, geht aber immer stärker ins Ohr. Das Schlagzeug und der Bass hämmern stoisch einen Rhythmus, dazu kommt die Stimme der Sängerin, die drüber wabert – das ist richtig klasse.

Das zweite Stück ist »Killing An Arab«, im Original von The Cure. Aus dem Wave-Klassiker wird bei den zwei Österreichern eine zynische Nummer mit Schüssen und Hintergrundgeräuschen, ruppig und stoisch zugleich.

Saugut!

12 November 2011

Der Camel Club und der Mainstream

Es gibt viele Leute, die halten David Baldacci für keinen sonderlich begnadeten Autor. Damit haben sie recht: Der amerikanische Unterhaltungsschriftsteller und seine Bücher sind zwar beliebt wie geschnitten Brot, aber es handelt sich dabei nicht gerade um höhere Literatur.

Mit »Die Spieler« las ich in den letzten Tagen den mittlerweile vierten Roman dieses Autors. Der Grund, warum ich ihn las, hat übrigens etwas mit dem Übersetzer zu tun. Das ist Uwe Anton, den ich seit vielen Jahren kenne und schätze und mit dem ich bei PERRY RHODAN intensiv zusammenarbeite.

Sagen wir es so: »Die Spieler« ist wieder einmal super unterhaltsam. Es ist die Fortsetzung der Romane »Die Sammler« und »Die Wächter«, kann natürlich ohne Vorkenntnisse verstanden werden, hat aber vor allem einige »Helden« in der Handlung, die man aus den erwähnten zwei Romanen kennt.

Es handelt sich dabei um vier ältere Herren, den sogenannten Camel Club, einen Agenten des Secret Service und eine junge Frau, die sich als Trickbetrügerin durchs Leben schlägt. Zu ihren Gegenspielern gehören führende Personen der CIA sowie der Chef eines Spielcasinos aus Atlantic City. Allein die Personage garantiert eine turbulente und abwechslungsreiche Handlung.

An Verwicklungen spart der Autor nicht; alte Familiengeschichten kommen ebenso auf den Tisch wie Intrigen aus dem Kalten Krieg. Dabei bleibt er in den Personenbeschreibungen eher grobschlächtig, geht nie zu sehr in die Tiefe – und wo man auf Gefühle setzen muss, geht er gleich knietief in die Sülze hinein.

Aber hey!, das ist kein Simenon aus den 30er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, das ist ein Baldacci aus den Nuller-Jahren aus unserem Jahrhundert. Das heißt unter anderem eben, dass die Bücher dicker und die Charaktere flacher werden.

Als unterhaltsamer Thriller mit Action, Geheimdienstkram und so weiter funktioniert das wunderbar. Ich langweilte mich bei der Lektüre nicht, ich ärgerte mich nicht – und ich überlege mir ernsthaft, mal wieder einen Baldacci-Roman zu lesen.

Als Mainstream-Unterhaltungsware ist das, was der Mann so schreibt, ziemlich perfekt. Na also. (Erschienen ist das Buch bei Lübbe; es gibt ein Hardcover, ein Taschenbuch, eine Hörbuch-Version und sicher auch was für den Kindle. Wer also mag, kann sich frei betätigen.)

11 November 2011

Typische Geste


»Machen Sie mal eine typische Handbewegung!« Diesen Satz gab es früher bei so einer Ratesenbdung im Fernsehen. Bei mir gibt es auch einige typische Bewegungen; die eine ist die, dass ich mir mit dem Finger gegen die Nase drücke, wenn ich zu nachdenken versuche.

Das Bild hier stammt von Martin Steiner - er hat es in München geschossen, und es ist schon fünf Jahre alt. Aber ich finde, es trifft die typische Bewegung sehr gut ...

SkaCore von der Waterkant – Braindead

Eigentlich finde ich Dub meist ziemlich nervig: Da wummert der Bass, das ist alles eher langsam und kickt mich nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel, und die waren in den letzten dreißig Jahren meist aus Großbritannien. Mit der Hamburger Band Braindead kenne ich jetzt eine Kapelle aus hiesigen Landen, die Dub zumeist sehr gelungen einsetzt.

Das merke ich mich, wenn ich mir die erste CD/LP des Trios anhöre. Die CD heißt »Weapons Of The Weak«, was ein sehr hübscher Titel ist, und ist seit einem Jahr »auf dem Markt«, war bei mir aber zuletzt ein wenig untergegangen. Die Band und das Label Dirty Faces werden mir das hoffentlich verzeihen.

Wobei mir die Stücke am besten gefallen, in denen die Band ihren rotzigen Hardcore-Punk aus den Boxen knallen lässt. Da wird zwar gelegentlich ein wenig Ska darunter gemischt, vor allem aber werden die Stücke nach vorne gerotzt, dass es mich echt freut.

Die Dub-Sequenzen stören mich nicht, hauen mich aber auch nicht um; am besten ist die Band schlicht dann, wenn sie Hardcore macht. Wer auf so einen Sound steht und wem Ska-Einschübe ebenfalls gefallen, wird – wie ich – seine Freude an der Band haben.

10 November 2011

Alegria – ein Erlebnis

Am Mittwoch abend, 9. November 2011, fuhr ich wieder einmal nach Mannheim, um dort eine große Veranstaltung zu besuchen: Es war die aktuelle Tournee von Cirque du Soleil, dem Zirkus aus Kanada, und die Show hieß »Alegria«.

Um es kurz zu sagen: Es war phantastisch! Ich war nicht nur einmal sprachlos, bekam den Mund vor Staunen nicht zu und schwebte buchstäblich in einer anderen Welt.

Artistik und Akrobatik auf höchstem Niveau: Schlangenmenschen, Trampolinspringer, Hochseilartisten, Tänzer, Sänger, Musiker und Clowns – das alles vereinte sich zu einer Show, die ohne Pause ablief, die einen Höhepunkt nach dem anderen lieferte und keine Zehntelsekunde langweilte.

Das ganze war nicht billig; inklusive der überhöhten Vorverkaufsgebühren kostete eine Karte fast hundert Euro. Aber ich bereute keinen Cent davon. »Alegria« fand ich besser als »Delirium«, die Show des Zirkus, die wir vor einigen Jahren besucht hatten: eindrucksvoll, manchmal sogar ein wenig traurig, musikalisch faszinierend.

Hammer!

09 November 2011

Zweimal Wolfenbüttel in 2012

Bereits jetzt kann ich mich geistig-moralisch darauf einstellen, im nächsten Jahr zwei Seminare an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel mitzubestreiten. Dieser Tage wurde das Jahresprogramm für 2012 verschickt – und es sind wieder einige Seminare dabei, die interessieren mich sogar als Gelegenheitsautor sehr.

Ich selbst bin vom 6. bis 8. Juli 2012 als Dozent bei einem Seminar. Zusammen mit Kathrin Lange geht es unter dem Titel »Sei glaubwürdig!« um »Figurenbau im Fantasy-, Horror- und Sciencefiction-Roman«.

Das zweite Seminar ist vom 31. August bis 2. September 2012; ich arbeite dabei mit Uwe Anton zusammen. Der Titel lautet »Phantastische Literatur schreiben«, und wir haben beim Untertitel »Kurzformen in Fantasy, Horror und Sciencefiction« die bisher enge Genre-Eingrenzung aufgehoben.

Ernsthaft: Ich freue mich schon auf die zwei Seminare. Vor allem freue ich mich darauf, Wolfenbüttel endlich mal wieder während der warmen Jahreszeit zu sehen. In den letzten Jahren waren die Seminare stets im Herbst oder Winter gewesen ...

08 November 2011

Ein Denkmal für ein Fischerdorf

Schaue ich auf die Maigret-Romane zurück, die ich bislang gelesen habe, wird mir immer klarer, wie scharf Georges Simenon in seinen Werken die gesellschaftlichen Gegensätze analysiert hat, wie klar er stets herausgearbeitet hat, weshalb sich manche Mordtaten fast schon entwickeln mussten.

Der fünfzehnte Maigret-Fall, den ich im Urlaub las, ist dabei keine Ausnahme: »Maigret und der geheimnisvolle Kapitän« führt den Kommissar aus Paris in das Fischerdorf Ouistreham in der Normandie.

Der Fall ist seltsam genug. Nachdem in Paris ein alter Kapitän aufgegriffen worden ist, der offensichtlich sein Gedächtnis verloren hat, stellt sich heraus, dass er eine üble Kopfverletzung überlebt hat. Maigret und eine junge Frau, die als Haushälterin des Kapitäns tätig ist, bringen den Schwerkranken zurück in das Dorf am Meer – und dort wird der hilflose alte Mann vergiftet.

Maigret beginnt mit seinen Ermittlungen. Wo immer er fragt, stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Die Fischer verraten nichts, der Bürgermeister hält still, die junge Frau gibt kein Geheimnis preis. Doch der Kommissar gibt nicht auf, und Stück um Stück enthüllt sich eine düstere Geschichte um Liebe und Verrat, die fünfzehn Jahre zurück in die Vergangenheit reicht.

Mit 218 Seiten ist der Roman für Simenon-Verhältnisse recht umfangreich; für die Verhältnisse des Schriftstellers gibt es sogar recht viel Action – allerdings nicht vergleichbar mit heutigen Krimis. Am stärksten ist der Roman immer dann, wenn Maigret seine Verhöre führt, wenn er in der Kajüte an Bord eines Schiffes oder in der gutbürgerlichen Wohnung des Bürgermeisters sitzt oder wenn er im allgegenwärtigen Nebel buchstäblich herumstochert.

Am Ende stellt sich übrigens heraus, dass Simenon diesen Roman ausgerechnet in Ouistreham geschrieben hat, an Bord seines eigenen Bootes, das er oft als Arbeitsplatz am Ende seiner Romane angibt. Damit wird klar, dass er dem Dorf gewissermaßen ein Denkmal gesetzt hat.

Am Ende sitzt Maigret in der Fischerkneipe, trinkt Bier mit den Fischern, raucht Pfeife und hört ihren Geschichten zu – zumindest ich hatte hier für einen Moment das Gefühl, der Schriftsteller und der Kommissar seien an dieser Stelle eine Einheit eingegangen.

Wieder mal ein starker Roman. Ich bin Fan, ich weiß es jetzt. Und ich freue mich auf die nächsten 60 Maigret-Romane ...

07 November 2011

In der Klassiker-Kiste

Für meine Enpunkt-Radiosendung am Sonntag abend, 6. November 2011, griff ich tief in die Vergangenheit: Ich spielte Punkrock-Klassiker aus den Jahren 1976, allesamt aus Großbritannien – nach wie vor finde ich die Musik dieser Zeit großartig und höre die Platten immer noch sehr gern an.

Los ging's mit The Damned und The Clash, womit ja zwei der bekanntesten Bands der 77er-Bewegung gespielt wurden; danach kam mit London eine Band, die heutzutage so gut wie keiner mehr kennt. Mit den Slits kam eine der rotzigen Frauenpunk-Bands der ersten Stunde, mit den Carpettes zudem so ein Zwischenglied zwischen Mod und Punk, und die Undertones schwappten schon 1979 zwischen Punk und Pop.

Zu den echten Klassikern dieser Zeit gehörten auch 999 und Sham 69, die man später gerne in die Oi!-Ecke steckte. Zu der passen auf jeden Fall die Cockney Rejects, deren »Greatest Hits« man auch über dreißig Jahre nach 1980 noch hoch und runter spielen kann.

Eine schöne Sendung, wie ich finde. Und da ich schon so im Klassiker-Modus unterwegs war, entschloss ich mich gleich, am ersten Sonntag im Dezember allerlei Deutschpunk-Klassiker zu spielen, diesmal aus den frühen 80er-Jahren.

06 November 2011

Ein Fan von Bohlen?

Bis zu meinem fünfunddreißigsten Lebensjahr kam ich ohne eigenes Fernsehgerät aus. Das erklärt, warum ich bis heute immer wieder entsetzt bin, wenn ich manche Sachen in der Glotze sehe: Mir fehlt die »Vorbildung« durch jahrzehntelange Prägung.

Mittlerweile habe ich zum dritten Mal – ungelogen! – beim versehentlichen Herumzappen die Sendung »Das Supertalent 2011« erwischt. Und jedesmal blieb ich hängen, guckte mir das ganze jeweils mindestens eine Stunde an, in einer Mischung aus Faszination und Irritation.

Wenn's gut war, entpuppten sich die Vorstellungen als Zirkus- oder Revue-Nummern, also gar nicht mal völlig schlecht. Wenn's schrecklich war, wurde es gleich richtig schlimm. Manche Menschen sollte man aus Gründen des Selbstschutzes verbieten, sich für eine solche Sendung zu bewerben.

Zu allem Überfluss war's tatsächlich unterhaltsam. Das wiederum lag häufig an den Sprüchen des sogenannten Poptitanen, also von Dieter Bohlen. Der Mann kann ein Kotzbrocken sein, aber er argumentiert pointiert und klar. Nicht nur einmal musste ich da lachen.

Was allerdings jetzt dazu führt, dass ich mir Gedanken über mich mache: Wenn ich anfange, Dieter Bohlen gut zu finden, was kommt denn dann als nächstes? Mitfeiern bei Jürgen Drews? Besuch von Ballermann-Partys? Mich gruselt vor dieser potentiellen Zukunft ...

05 November 2011

Kritischer Urlaubsblick

Ich halte mich eigentlich für einen Menschen, der kreativ ist. Im Verlauf der letzten dreißig Jahre entstanden genügend Kurzgeschichten und immerhin zwei Romane, die veröffentlicht worden sind, die also zumindest die jeweiligen Herausgeber und Verleger für lesbar genug fanden. Und grundsätzlich macht mir das Schreiben sehr viel Spaß.

Nur: Im Jahr 2011 bekam ich so gut wie nichts auf die Reihe. Es reichte zu den alle zwei Monate fälligen Folgen von »Peter Pank«, aber mehr schaffte ich nicht - und die wurden schon immer sehr erzwungen.

Der Grund liegt auf der Hand: Es war die permanente Arbeitsüberlastung. Aus diesem Grund nahm ich in meinen Kurzurlaub ja auch einen Computer mit. Klammheimlich hatte ich die Idee, zumindest die eine oder andere Kurzgeschichte zu verfassen.

Ich schrieb nichts.

So gut wie nichts zumindest. Auf dem Balkon, wo ich gut hätte schreiben können, starrte ich auf den Bildschirm, hörte immerhin den Punkrock, den ich auf der Kiste hatte, oder blickte auf das Meer hinaus - aber ich bekam praktisch nichts geschrieben. Und wenn ich was tippte, fand ich es selbst nicht besonders gut.

Das finde ich erschütternd.

04 November 2011

Ich fand ihn klasse

Einen offiziellen Nachruf muss ich noch schreiben, heute reichte es nur für eine erste Mitteilung und diese spontanen Worte: Als ich heute erfahren habe, dass gestern der Schriftsteller Hans Franciskowsky – bekannt als H.G. Francis – gestorben ist, war ich sehr traurig. Die Trauer ist immer noch da.

Hans war ein Urgestein der Szene: seit den 60er-Jahren aktiv, stets voller Ideen und ein eigener Kopf, wie er im Buche steht. Unser Verhältnis war nicht immer ohne Konflikte, weil er eben einen eigenen Kopf hatte – aber wir kamen trotzdem persönlich gut miteinander aus.

So viele Erinnerungen kommen hoch, wenn ich an ihn denke ... In seinem Partykeller habe ich, obwohl ich da schon lange Jahre Vegetarier war, sogar Spanferkel gegessen. Mit ihm saß ich in einer Fernseh-Talkshow im Norddeutschen Rundfunk.

Wir saßen 1991 bei schönstem Sommerwetter auf einer Parkbank in Karlsruhe und plauderten. Er saß in meinem altersschwachen Auto, das wegen der schwergewichtigen Autoren eine Rampe kaum hochkam, und lachte sich halt kaputt. Wir diskutierten stunden- und nächtelang über Verfilmungen, Musical-Pläne und andere neue Ideen. Und so weiter ...

Zuletzt war er sehr krank; ich besuchte ihn vor mehreren Monaten noch am Krankenbett. Wir hofften immer noch, dass er es schaffen würde; sogar im Krankenbett steckte er voller Lebensfreude.

Wir haben einen erfolgreichen Autor verloren. Ich habe einen kritischen Kollegen verloren, den ich als Leser mochte und als Redakteur respektierte. Und ich bin sehr traurig.

03 November 2011

In der Kervansaray

Eine Woche lang war das Hotel Kervansaray Kundu meine Heimat: ein fieses Beton- und Glasgebäude mit 400 Zimmern, direkt am Sandstrand gelegen und für seine unpersönliche Größe dann doch ganz in Ordnung. Zumindest hatte ich ein schönes Zimmer mit Balkon, auf dem bis etwa elf Uhr schön die Sonne herunterbrezelte.

Es wurde oft erst ab elf Uhr warm genug, dass man mit kurzer Hose und T-Shirt oder gar Badehose an den Strand gehen konnte; dann stieg die Temperatur aber rapide an, und ab dem späten Nachmittag schwitzte ich. Nach 17 Uhr wurde es schlagartig kühl, auch das Meer lud dann nicht mehr so sehr zum Baden ein.

Das Essen war gut; da ich »All Inclusive« gebucht hatte, gönnte ich mir manches Bier. Ansonsten hatte ich das Problem, dass das Angebot für Vegetarier nicht besonders umfangreich war – es reduzierte sich wieder mal vor allem auf die Beilagen. Aber da es reichlich Süßigkeiten und Nachtischgerichte gab, wurde ich immer satt ... und nahm garantiert zwei Kilogramm zu.

Ob ich das Hotel jetzt unbedingt empfehlen würde, weiß ich nicht einmal. Für das, was ich wollte, nämlich eine Woche Strand und warm, war es absolut empfehlenswert.

Mit dem Rad konnte ich mir die Umgebung anschauen; hätte ich gewollt, hätte ich mit dem Bus fahren können. Ich war also nicht im Touristen-Eck eingesperrt. Völlig in Ordnung, sehr bürgerlich und ohne irgendwelche spannenden Geschichten danach ...

02 November 2011

Spanische Trompeten aus Kalifornien

Die kalifornische Punk-Band La Plebe überzeugte mich vor gut drei Jahren bei ihrem Auftritt in der »Alten Hackerei« komplett: Das war rasanter Punkrock mit viel Trompetengebläse, ohne in Ska abzurutuschen, und das mit abwechselnd englisch- und spanischsprachigen Texten. Saugut.

Ähnliches gilt auch für die CD »Hasta La Muerte!«, mit der es die Band schafft, die Aggressivität und die Lebensfreude ihres Auftrittes rüberzubringen. Die Stücke sind allesamt dynamisch, das wird immer flott nach vorne gebolzt, und Langeweile kehrt da keine Sekunde lang ein.

Eine richtig gute CD mit Ohrwurm-Charakter, die ich mir x-fach anhören kann. Das ganze klingt übrigens auch nicht unbedingt so, wie man im allgemeinen den Punkrock aus Kalifornien kennt: schwungvoll und mit Melodie, aber eben deutlich krachiger und roher.

31 Oktober 2011

Fotos für die Pressefreiheit

Die Organisation »Reporter ohne Grenzen« setzt sich – wie der Name schon nahelegt – weltweit für die Pressefreiheit ein. Um ihre Arbeit zu finanzieren, gibt die Organisation unter anderem alljährlich die Publikation »Fotos für die Pressefreiheit« heraus. In diesem Jahr war es ein A4-Heft, allerdings mit einem geklebten Rücken, so dass es eigentlich einem großformatigen Paperback nahekommt und ins Regal gestellt werden kann.

Das hat das Buch/Heft auch verdient. Auf 104 Seiten gibt es Reportagen aus allen möglichen Weltregionen: Dagestan im russischen Kaukasus wird ebenso erwähnt wie Kirgisien, China oder das Kosovo, Kolumbien oder Nigeria. Dabei halten alle Reportagen einen kritischen Ton bei; sie zeigen, wie Politik funktioniert und unter welchen Bedingungen die Medien in diesen Regionen funktionieren.

Die Texte und Bilder sind größtenteils schon in Tageszeitungen und Magazinen veröffentlicht worden. Ich kannte sie allesemt nicht – weil man auch als Vielleser nicht alles mitbekommen kann. Die Zusammenstellung ist klasse: Jede Reportage ist gut geschrieben und fotografiert, das ist jeweils ein Beispiel für richtig guten Journalismus. Lesens- und betrachtenswert!

28 Oktober 2011

Ein Tag in der Altstadt

Antalya ist mir seit Jahren ein Begriff, allerdings eher negativ. Der Urlaubsort für Proleten, das Mallorca der Türkei ... und so weiter. Ich urlaube in der Gegend, im Touristen-Hotspot Aksu/Kundu, aber nach Antalya rein musste ich dann doch mal.

Heute mietete ich mir noch einmal ein Rad, diesmal ein größeres und damit mit einer besseren Gangschaltung, und fuhr nach Antalya rein. Die 15 oder 20 Kilometer ließen sich schnell zurücklegen, weil ich dieses Mal eine andere Strecke fuhr, zwar ein Umweg, aber dafür mit weniger Autoverkehr.

Entlang der Steilküste ging es in die eigentliche Stadt hinein - ich hatte teilweise sehr schöne Blicke auf das nahe gelegene Gebirge. Und die Altstadt selbst, die ist wirklich sehr schön. Mit dem Rad konnte ich die vielen Gassen schön durchstreifen, bis ich zum Hafen kam - was für ein steiler Abstieg dahin!

Aber schön war's - ich werde künftig nichts schlechtes mehr über Antalya mehr sagen. Dıe eigentliche Altstadt ist ein echtes Schmuckstück mit vielen schönen alten Häusern und engen Gassen; ein Besuch lohnt sich.

27 Oktober 2011

Keine Fahnen mehr!

Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich eine noch größere Abneigung gegenüber Nationalfahnen entwickelt haben als bisher schon. In der Türkei sind die Leute offensichtlich noch fahnenfixierter als in den USA - sie hängen buchstäblich überall.

Gerne sind sie zwischen Wohnblocks aufgehängt oder dienen als riesige Dekoration an den Fassaden bonziger Hotels. Wer es gerne ein wenig dezenter mag, trägt die Fahne als Aufnäher, als T-Shirt oder sogar als Kopftuch.

Und natürlich hängt sie auch vor jeder Kneipe und vor öffentlichen Klos. Was dann doch schon wieder eine gewisse Ironie hat ...

26 Oktober 2011

Schnelle Straßen und das Glas

Zwischen dem Strandviertel Aksu, in dem auch mein Hotel liegt, und der großen Stadt Antalyae gibt es eine direkte Verbindungsstraße. Diese ist vierspurig und wird von den Einheimischen mıt hohem Tempo benutzt.

Anders gesagt: Wer da als Radfahrer unterwegs ist, wird gehasst und entsprechend behandelt. Hupen und mit drei Zentimeter Abstand vorbeifahren ist eine beliebte Strafe.

Da ich keinen Streit will, weiche ich auf den Weg aus, der direkt neben der Straße verläuft. Es ist ein besserer Ackerweg, auf dem normalerweise die Traktoren rollen; so sieht er aus.

Und ich stelle fest, dass türkische Jungmänner ihre leer getrunkenen Bierflaschen am liebsten auf eine Weise entsorgen: mıt Vollgas aus dem Fenster des fahrenden Autos und auf den Weg neben der Straße. Und so eiere ich zwischen Skylla - der Schnellstraße - und Charybdis - dem Weg mit dem Scherbenmeer - dahin ...

Ein Tag auf dem Rad

Wann immer ich irgendwo im Ausland bin, versuche ich, mir ein Rad zu besorgen, sprich, zu leihen. Auch in Antalya ... rund zwei Kilometer vom Hotel entfernt gibt es einen Stand, an dem man Räder leihen kann: zehn Euro am Tag, und die Burschen da sprechen schwäbisch.

Aus der Rad-Perspektive sieht die Gegend ganz anders aus: Verlässt man die Küstenzone mit den Touristenhotels, kommt recht schnell das eigentliche Land. Ich kam in zwei Dörfer, in denen der eigentliche Ortskern aus alten, kleinen Gebäuden längst umgeben ist von ausufernden Neubauten, teils ganz hübsch, teils fürchterlich pseudomodern.

Wobei die Ansammlung bonziger Hotels aus der Landperspektive auch sehr interessant aussieht. Was man hier in die Landschaft gesetzt hat, wirkt vom Dorf aus wie eine Ansammlung mondäner mittelalterlicher Schlösser und Burgen. Angesichts von Namen wie Kremlin Palace passt das dann ja auch ...

25 Oktober 2011

Überhaupt nicht PC

In Deutschland empfiehlt es sich mittlerweile nicht mehr, Begriffe wie getürkt zu benutzen; das gilt aus gutem Grund als politisch nicht korrekt. Nur scheint man in Antalya anders darüber zu denken.

Das zeigte sich bei einem Spaziergang, den ich heute unternahm. »Getürkte Uhren« - versprach mir ein Werbeschild in einem Bazaar. Das fand ich dann doch recht cool.

24 Oktober 2011

Ein Horror-Journal

Frank Festa ist ein Teufelskerl. Wie sonst könnte man über Jahre hinweg einen Kleinverlag leiten, der nicht gerade Trendliteratur veröffentlicht und trotzdem reichlich cool ist? Ich lese gerade die Ausgabe drei des Horror-Magazins »Omen« und finde das Ding großartig.

Bisher war kein einziger Text schlecht, und das soll mal einer nachmachen. Dass Brian Lumley ziemlich cool ist, wusste ich auch vorher, aber jetzt habe ich es auch gelesen. Hammer!

23 Oktober 2011

Endlich in der Wärme

Ich gönne mir tatsächlich einen Urlaub - und dieser ist in der Türkei. Das ist nicht unspannend, wenn man in einem Internetcafé versucht, sich mit einer sehr ungewohnten Tastatur bekannt zu machen. Es wird also schon allein deshalb bei wenigen und kurzen Notizen bleiben.

Wer es genau wissen will: Es ist Antalya, und es ist Pauschalurlaub. Und all inklusive ist es zu allem Überfluss auch noch. Wahrscheinlich werde ich zehn Kilogramm zunehmen ...

Zug nach Frankfurt

So einfach ist es nicht, nachts zum Flughafen nach Frankfurt zu kommen. Zumindest nicht in der Nacht und am Wochenende - diese Erfahrung machte ich jetzt in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Von Karlsruhe aus fahren um Mitternacht herum zwei Züge, beide werden im Fahrplan und bei der Bahnauskunft im Internet auch ausgewiesen. Den einen kann man aber nur nutzen, wenn man vorher einen Sitzplatz reserviert oder eben gleich schläft; es handelt sich um einen Nachtschlaf-Express oder wie immer das genau heißt.

Also nahm ich den Zug um 23.05 Uhr, stellte fest, dass bei dem auch die meisten Waggons nur für Schlafende waren und ließ mich über seltsame Nebenstrecken bis nach Mannheim schaukeln. Dort stieg ich um in einen sogenannten Railjet. Von dieser Firma hatte ich noch nie gehört; es handelt sich um ein österreichisches Unternehmen, das von Budapest nach Frankfurt fährt und dessen Ansagen mit österreichischem Akzent ablaufen.

Lustig. Alles funktionierte. Aber ich kam mir zeitweise so vor, als müsste einfach alles schief gehen - es war schlicht ungewohnt und entsprach nicht dem, was mir von der Deutschen Bahn her bekannt vorkam ...

22 Oktober 2011

Vitamin X mit saugeilem Hardcore

Die Band Vitamin X kommt aus der niederländischen Metropole Amsterdam; ich habe von denen unter anderem die Langspielplatte »Full Scale Assault«, auf der sich insgesamt zwanzig sehr knappe Stücke befinden. Die Platte kam 2008 raus und bietet ganz klassisch klingenden Thrash-HC, wie er vor 20 Jahren »in« war.

Die vier Musiker sind Straigh-Edger, scheinen aber trotzdem genügend Spaß im Leben zu haben, wenn man den Bildern glauben kann. In ihrer Musik lassen sie's ordentlich krachen: Kurz und knapp ist das alles, immer nach vorne gebolzt und ohne irgendwelche Metal-Anleihen, Hardcore also, wie er sein sollte.

Übrigens ist die Platte auch richtig gut gestaltet: Sie ist so richtig zum Aufklappen, sie ist künstlerisch gestaltet, und das ist schon rein optisch so gut gelungen, dass ich mich darüber in den Nullerjahren und danach gleich doppelt freuen kann.

Großartig.

21 Oktober 2011

Rikk Agnew ist ganz schön alt

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich Rikk Agnew zum letzten Mal live gesehen habe: wahrscheinlich Ende der 80er-Jahre in Filderstadt-Bernhausen. In meiner Erinnerung eine dynamische Band und ein durchgeknallter Sänger, der hinterher seine »faulen« Musiker mit leeren Bierdosen bewarf – zum Gaudium des Publikums –, weil diese nach der dritten Zugabe nicht mehr wollten.

Und jetzt wieder: Donnerstag, 20. Oktober 2011, in der »Alten Hackerei« in Karlsruhe. Publikum und Sänger waren in der Zwischenzeit deutlich gealtert ... Der Rikk Agnew, der auf der Bühne stand, besaß deutlich weniger Zähne als der Mann damals, und er trug zum Ausgleich geschätzte zwanzig Kilogramm mehr mit sich herum. Dazu gab's Klamotten, die eher an einen Sack als an sonst was erinnerten.

Zu allem Überfluss kam ich auch noch zu spät zum Konzert und bekam so nur die letzten zwanzig Minuten mit. Die aber waren ziemlich geil: Der gute Mr. Agnew hat sich eine brasilianisch-deutsch-amerikanische Begleitband zusammengestellt, die es gut knallen ließ, und auch er erwies sich als Klasse-Sänger. Klassiker aus den frühen 80er-Jahren feuerte er mit großer Begeisterung auf uns ab, dass es eine wahre Pracht war.

Die vielleicht drei Dutzend Besucher, darunter ich, hatten ihren Spaß. Wir johlten und jubelten für hundert, und so gab es sogar noch Zugaben. Alle in allem ein sehr gelungenes Konzert; bingo!

20 Oktober 2011

Sonderheft zum BuchmesseCon

Seit Michael Haitel als Chefredakteur der Magazine aktiv ist, die der Science-Fiction-Club Deutschland e.V. (SFCD) herausgibt, haben sich diese durch die Bank gemausert. Das belegt aufs schönste die aktuelle Ausgabe 235 der Andromeda Nachrichten (AN abgekürzt) – das Fanzine hat schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel und wird unter Haitels Redaktion mittlerweile zu einem richtig schicken Magazin.

Das Heft ist gleichzeitig das Con-Buch für den BuchmesseCon, der vom 14. bis 16. Oktober 2011 in Dreieich stattfand und den ich auch besuchte. Jeder Con-Besucher bekam eine AN-Ausgabe, und das ist eine gelungene Werbung für den SFCD.

Unter anderem wurden die vielen Autoren und Herausgeber vorgestellt, die das Programm des Cons prägten. Dazu zählen bekannte Namen wie die Fantasy-Autoren Bernd Perplies oder Gesa Schwartz, aber auch unbekannte Autoren wie Clara D'lestrange oder Holger Stiebing – eine interessante Mischung, die mich tatsächlich neugierig machte und die ich komplett durchlas.

Schön fand ich die bebilderten Berichte von anderen Cons, weil diese augenzwinkernd gehalten waren; so etwas lese ich stets sehr gern. Dazu kommen die üblichen Themen, die ansonsten die AN-Ausgaben prägen: Seitenweise werdem die aktuellen Neuerscheinungen in der Science Fiction und Fantasy aufgezählt, geht es um aktuelle Filme, Fanzines, Bücher und Computerspiele. Teilweise sind die Berichte ein wenig lahm, zumeist aber lesenswert.

Alles in allem sind die 144 Seiten im A4-Format eine erfreuliche Erscheinung in der aktuellen Fanzine-Szene. Da bekommt man ja fast Lust, wieder in den Verein einzutreten. Wer mag, kann aber die aktuelle AN-Ausgabe einfach für acht Euro beim Archivar des Vereins bestellen – weitere Informationen gibt es auf der SFCD-Homepage.

19 Oktober 2011

Plieska ist melancholisch

Der mir unbekannte Musiker und Schauspieler Bernhard Piesk ist laut Info verantwortlich für die »Band« namens Plieska. Er spielt alle Instrumente selbst, er schreibt die Texte und die Musik, und er produziert das ganze auch noch selbst. Das finde ich schon mal richtig stark, und das trägt dazu bei, dass ich die CD »Euphoria« sehr genau anhöre.

Das gelingt mir ganz gut: Plieska ist melancholisch und traurig, klingt immer ein wenig, als stünde da ein einsamer junger Mann auf einem Berg und sänge vor sich hin. Tatsächlich singt er mit einer sehr melodischen Stimme, die mir manchmal zu »hoch« vorkommt.

Wenn man bedenkt, dass der Mann das wirklich allein eingespielt hat, zieht man unweigerlich den Hut: Die neun englischsprachigen Stücke und das eine deutschsprachige Stück sind fast schon schwelgerisch inszeniert; da klimpert das Klavier, da hört man Streichinstrumente, da wird behutsam instrumentiert.

Nicht meine Tasse Bier für jeden Tag, aber gelungene, sehr schöne »Songwriter«-Musik. Passt irgendwie zum Herbst, wo fröhliche Musik nun wirklich nicht ins Ohr gehen mag.

Wenn Rentner reden

Gehe ich ins Training, ist es meist abends; da sind die Berufstätigen, die erst nach Feierabend können, fast unter sich. Ganz anders sieht es tagsüber aus: Morgens zwischen neun und zehn Uhr sind fast nur weißhaarige Herren anwesend. Auch nicht schlecht – so fühle ich mich auch mal wieder jung.

Die Gespräche sind auch nicht schlecht. »Ich gehe jetzt erst mal wieder in Urlaub«, erzählt einer frohgemut. »Bis Mitte Januar bin ich mindestens weg.« Er freut sich, und ich gönne es ihm irgendwie.

»Wir haben schließlich jahrelang eingezahlt«, sagt der andere und meint damit die Rentenkasse. Ich bin höflich oder feige genug, mich nicht ins Gespräch einzumischen.

Die Renten heute werden von uns bezahlt. Das, was die Rentner vor zwanzig oder dreißig Jahren einbezahlt haben, kam den damaligen Rentnern zugute. Da wurde kein Geld irgendwie auf die Seite gelegt, vermehrte sich auf wundersame Weise und wird jetzt ausgeschüttet. Die heutige Rente wird heute erarbeitet. Es ist ganz einfach.

Aber jahrelange Gehirnwäsche hat wohl ihre Ziele erreicht. Und ich kann den alten Herren keinen Vorwurf machen. Ärgern darf ich mich dennoch.

18 Oktober 2011

Galaktisches Forum 2011

Mit die gelungenste Veranstaltung auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war übrigens – war ja wohl klar – das Galaktische Forum am Freitag abend, 14. Oktober 2011. Sprich, unsere eigene PERRY RHODAN-Party, die wir zum nunmehr zehnten Mal veranstalteten.

Wie viele Leute letztlich im »EuroDeli« waren, weiß ich gar nicht: irgend etwas zwischen 80 und 100 Personen, so schätze ich. Es gab welche, die früh kamen und früh gingen, es gab welche, die spät kamen und noch später gingen, und es gab natürlich diejenigen, die als erste da waren und ganz zuletzt die Bar verließen.

Dazu zählten wir Veranstalter. Ich kam gegen 20 Uhr ins »EuroDeli«, als die Kolleginnen bereits aufgebaut hatten; ich trank ruckzuck ein Bier gegen die Nervosität, was nicht viel half, und half dann beim Aufbauen.

Später spielte ich den Grüßgott-August für die Besucher, noch später hielt ich eine vielleicht zwei Minuten lang dauernde Rede, und dann fing ich schon wieder an, die ersten zu verabschieden, die zu anderen Veranstaltungen weitergehen mussten. Gegen halb zwei Uhr nachts verließen wir die Bar und eierten in Richtung Hotel.

Schlauer als letztes Mal waren wir ja. Da die Getränkeversorgung im Hotel nicht funktionierte, hatte ich einfach einen Kasten »Tannenzäpfle« im Auto. Und so saßen wir in der öden Sitzgruppe der öden Rezeption, tranken Bier und redeten dummes Zeugs, während über unseren Köpfen der Fernseher flimmerte und – ohne Ton – den sensationellen SF-Film »Das fünfte Element« zeigte.

Gegen vier wankte ich ins Bett. Ob das dann so schlau war, bezweifelte ich beim Aufstehen wenige Stunden später dann doch ...