10 September 2010

Zeitkristalle und Geschichten


Vor über vierzig Jahren gründete sich in Dresden ein Science-Fiction-Verein. Das klingt nach etwas relativ normalem, denn SF-Vereinigungen wurden in den späten 60er Jahren überall im deutschsprachigen Raum gegründet. Dresden gehörte damals aber zur DDR – und dort war eine solche Gründung nicht so einfach wie in Westdeutschland oder Österreich.

Das bekamen die Aktivisten des Stanislaw-Lem-Klubs bald zu merken. Nach einem kurzen Höhenflug kam bereits das Verbot – aber bis heute gibt es ehemalige Mitglieder, die in der Science-Fiction-Szene aktiv sind.

Diesem Verein, seinen Mitgliedern und den dort entstandenen Texten widmet sich eine Sonderausgabe von »Andromeda«, die bereits im September 2009 erschienen ist. Herausgeber ist Erik Simon, seit Jahrzehnten ein international anerkannter SF-Fachmann – und die Lektüre des 84 Seiten starken A4-Heftes empfiehlt sich für SF-Fans sowie für Menschen, die sich für die Geschichte der untergegangenen DDR interessieren.

Ich las vor allem die Rückblicke auf die Geschichte des Vereins sehr gern, inklusive der Porträts jener Menschen, die in den frühen 70er Jahren in Dresden aktiv waren – gegen einen Staat, der damit überhaupt nichts anzufangen wusste. Darüber hinaus finden sich in dem Heft aber auch Kurzgeschichten sowie der Fortsetzungsroman »Abenteuer auf Sakuntala«, der 1972 unter extrem schweren Bedingungen entstand. Das ist literarisch nicht unbedingt hochwertig, aber dennoch betrachtens- bis lesenswert.

Insgesamt ein Heft, das den herausgebenden Science Fiction Club Deutschland e.V. ausnahmsweise mal schmückt. Wer sich dafür interessiert, kann es für acht Euro bestellen – am besten über die Homepage des Vereins.

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