10 Dezember 2008

Müller ist wieder da

»Dieses Fandom war und ist ein Bodensatz, mittlerweile ein arg destillierter dazu.« Das schreibt Manfred Müller im Vorwort zum neuen »Fandom Observer«. Das Informations-Fanzine knallt mit seiner Nummer 234 richtig rein, und Müller, der jahrelang aktiv im Fandom mitgewirkt und Dutzende von Fanzines publiziert hat, schafft es, mit dem Vorwort zu provozieren. Schauen wir mal, wie viele Leute darauf reagieren.

Das Heft an sich ist wieder einmal gelungen; sogar die Fanzine-Sparte gefällt mir, weil der Rezensent richtig zuschlägt. Und wenn auf der letzten Seite unter dem Titel »Luftschlösser und Seifenblasen« an Ereignisse erinnert wird, die jetzt auch schon zehn Jahr zurück liegen und die damals bereits peinlich waren, wird klar, daß es gut ist, wenn es den »Fandom Observer« noch gibt und Müller sich alle paar Jahre mal rührt.

Ach ja, ein Beitrag von mir ist auch enthalten. Eine Art Interview zum Thema Schreibwerkstätten. Ich schieb's in den Kommentar, dann kann's auch jeder in diesem Blog hier lesen.

1 Kommentar:

Enpunkt hat gesagt…

Creative Writing - Interview mit Klaus N. Frick

Frage: Kannst Du mir ein paar Zeilen zu Deinen Workshops schreiben?

KNF: Seit 1995 finden an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel Schreibseminare statt, die sich vorrangig an Menschen richten, die Science Fiction schreiben und publizieren möchten. Die Basis dafür legte damals Dr. Hartmut Kasper, zu jener Zeit der literarische Leiter der Bundesakademie; heute ist Dr. Olaf Kutzmutz für die Seminare verantwortlich. Er begleitet und steuert sie, unterstützt von zwei Fach-Dozenten.

Der eine davon bin meist ich als Redakteur, hinzu kommt ein Autor. Als Autoren waren unter anderem schon Andreas Eschbach, Robert Feldhoff oder Uwe Anton dabei; zuletzt hatte ich ein Seminar mit Kathrin Lange, und im Dezember ist eines mit Frank Borsch.

Im Regelfall gibt es zwischen 10 und 15 Teilnehmer, die eigene Texte besprechen, die aber auch den einen oder anderen »theoretischen« Vortrag erhalten. Beispielsweise: Wie funktioniert ein Verlag? Was ist ein Autorenvertrag? Was macht eigentlich das Marketing? Und wie komme ich als Autor überhaupt an einen Verlag ran? Vorrangig werden aber Texte geschrieben, Texte diskutiert und durchaus auch gemeinsam verbessert.

Frage: Und wie sieht die Szene des "Creative Writing" in Deutschland aus?

KNF: Es gibt an den Universitäten Hildesheim und Leipzig ja wirkliche Schreibwerkstätten, die in den letzten Jahren eine Reihe hochrangiger Literaturpreisträger »produziert« haben. Wer in Leipzig studiert und es dort im Literaturstudium zu einem vernünftigen Abschluss bringt, hat hinterher sehr gute Chancen, auch einen Vertrag in einem der renommierten Verlage zu erhalten.

Darüber hinaus gibt es an der Bundesakademie unter Leitung von Dr. Kutzmutz und zusammen mit anderen Dozenten eine Reihe von Seminaren wie beispielsweise den »Basiskurs Erzählen«, die sehr gut die grundlegenden Techniken vermitteln. Krimi- oder Drehbuch-Seminare ergänzen das ganze.

Im SF- und Fantasy-Bereich gibt es neben diversen Vereinigungen, die solche Seminare im kleinen Kreis abhalten, meines Wissens nur zwei »Creative Writing«-Einrichtungen, die professionell arbeiten. Das eine ist die eben erwähnte Bundesakademie, das andere ist die von der Autorin Uschi Zietsch mit viel Engagement betriebene Schreibwerkstatt, die zweimal im Jahr stattfindet.

Frage: Ist das viel oder nicht?

KNF: Das ist Ansichtssache. Dass amerikanische Autoren so professionell sind und häufig auch so erfolgreich, hat nicht nur mit Seminaren zu tun, aber sicher auch: Die gehen mit einer gewissen Ernsthaftigkeit daran, ihre stilistischen Fähigkeiten zu verbessern. Hierzulande herrscht nach wie vor häufig die Meinung vor – auch in der SF und Fantasy –, es genüge, eine gute Idee zu haben, dann laufe der Rest von selbst. Ich bin der Ansicht, dass es keinem Autor schadet, sich ab und zu mal fortzubilden ...

Frage: Gibt es mehr davon außerhalb der phantastischen Genres?

KNF: Ganz eindeutig. Für Drehbuchautoren hat sich in den letzten Jahren eine richtige Industrie entwickelt; Krimi-Autoren tagen häufig, und es gibt mittlerweile an jeder größeren Volkshochschule irgendwelche »Creative Writing«-Seminare. Über deren Niveau kann ich natürlich nichts sagen, aber hier hat sich in den letzten Jahren doch viel getan.

Frage: Wie beurteilst Du diese Methode generell?

KNF: Ich halte sehr viel davon. Einige der Menschen, die in Wolfenbüttel auf Seminaren waren, haben es längst zu eigenen Romanen gebracht. Das hätten sie wahrscheinlich auch geschafft, wenn sie nicht auf einem dieser Seminare gewesen wäre – Talent kann man niemandem vermitteln –, aber es beförderte sicher ihren Ehrgeiz und half ihnen, Schwierigkeiten zu überwinden.

Es gibt sicher auch »Creative Writing«-Seminare, die nichts bringen, weil der Ansatz falsch ist oder sich Teilnehmer und Dozenten nicht verstehen. Es gibt sicher auch Menschen, bei denen ist jeder Versuch, ihnen etwas beizubringen, umsonst, und es gibt selbstverständlich Autorinnen und Autoren, die Naturtalente sind, die keinerlei Seminar benötigen, um herrausragende Romane zu verfassen. Aber unterm Strich halte ich viel davon, auch das Schreiben zu lernen.

Frage: Ist sie auf Europa übertragbar oder bleibt das ewig eine Idee, die nur in den USA funktioniert?

KNF: Die Universitäten Leipzig und Hildesheim beweisen seit langem, dass die Methode auch hierzulande funktioniert. In Frankreich gibt es ebenfalls professionelle Methodiken, Autoren auszubilden.