10 Oktober 2008

Schlaues Print, doofes Netz

Die Veranstaltung »kress köpfe 2008«, bei der ich am Mittwoch abend war, schlägt in der Medienbranche tatsächlich gewisse Wellen. Nicht alles, was auf solchen Podien geredet wird, ist richtig genial - aber das wußte ich ja schon. Aber ich fand viele Gesichtspunkte sehr spannend.

Immerhin habe ich 1992 auf einem Schiff angeheuert, das damals schon viele totgesagt haben (der Heftroman als solcher), und habe gesehen, wie 1998 alle glaubten, irgendwann gebe es nur noch elektronische Medien (»Herr Frick, irgendwann werden Ihre Hefte nur noch ein kleiner Teil eines großen Medienbereiches sein«), um dann zu erleben, daß unsere Abteilung heute tatsächlich recht erfolgreich einen Bereich pflegt, den ich im weitesten Sinne als »Elektro« bezeichne. Klingt jetzt arg kompliziert - aber man kann mit dem Internet sehr wohl Geld verdienen, auch als alt eingesessenes Medienunternehmen.

In seinem Handelsblatt-Blog schreibt Thomas Knüwer (Reporter bei dieser renommierten Zeitschrift) sehr kritisch über einige dieser Aussagen. Unter anderem greift er Thomas Koch an, altgedienter Werbemann, der auf dem Podium saß und mit folgender Aussage glänzte: »Print lebt, weil es schlau macht. TV macht doof und Internet nur schnell.«

Ziemlich pointiert, ziemlich klasse in der zugespitzten Art, ziemlich arrogant. Vor etwa zehn Jahren, es können auch schon zwölf sein, schrieb ich in meinem Punkrock-Heft ENPUNKT einen Text unter dem Titel »Alles Internet-Idioten tagein tagaus«, was eine Anspielung auf die alten KFC war.

Im Januar 1996 ging »meine« Serie mit einer Homepage ins Netz, im Jahr 1998 hatte ich endlich meinen eigenen Anschluß. Und heute kann ich mir ein Informationsleben ohne Internet kaum noch vorstellen. Ich habe mich damals schlicht geirrt.

So irrt sich auch Thomas Koch. Print wird es weiterhin geben, weil es weiterhin Leute geben wird wie mich, die ein Heft wie »brand eins« oder »Humanglobaler Zufall« in der Hand halten und schmökern wollen, die gern ein dickes Buch auf dem Sofa oder im Bett lesen, die gern mal sogar einen Heftroman in die Badewanne mitnehmen. Fernsehen macht nur doof, wenn man Deppen-TV guckt; ich glaube, daß mich Fernsehen schlauer macht, weil ich versuche, eher eingeschränkt zu gucken.

Und Internet ist schnell. Und es ist schlau, wenn man es richtig nutzt. Und es ersetzt haufenweise unnötige Zeitschriften. Und vor allem erlaubt es schnelle und pointierte Diskussionen.

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