27 Oktober 2008

Dolfs gesammelte Kolumnen

Seit 1986 erscheint das Fanzine Trust, seit 1986 veröffentlicht Dolf Hermannstädter darin seine Kolumnen unter dem Titel »Got Me?«; jetzt sind die gesammelten Texte in einem Buch erschienen. »Got Me? – Hardcore-Punk als Lebensentwurf«, so ist der Titel überschrieben, eine etwas hochtrabende Formulierung, wenn man sich die Texte näher anschaut.

Über zwanzig Jahre hinweg mault und mosert Dolf, fordert seine Leser auf, Dinge zu hinterfragen und nachzudenken, ärgert sich über die Musikindustrie und unwichtige Bands, schreibt über Saufen und Verliebtsein, über Konzerte und persönliche Treffen, über Amerika-Aufenthalte und Umzüge. Mal sind die Kolumnen sehr persönlich gehalten, mal behandeln sie allgemeine Themen, die auch von einem größeren Interesse sind – im Prinzip alles wie bei einem Blog, wo der Blogger eben das schreibt, was ihm in den Sinn kommt.

Mir persönlich hätte gefallen, wären nur die wichtigsten Kolumnen genommen worden und hätte diese durch diverse Artikel ergänzt. Dann verstünde der heutige Leser eher, was Dolf mit der einen oder anderen Kolumne wirklich sagen will, und würde sich vor allem viele Wiederholungen und Längungen ersparen.

Und die Tatsache, daß die Kolumnen oftmals ohne korrekte Satzzeichen oder gar Absätze formuliert und gedruckt wurden, störte mich damals im jeweiligen Heft-Zusammenhang nicht; kommen aber über 300 Seiten Text zusammen, ist das irgendwann echt nervig.

Insgesamt empfinde ich das Buch als unausgegoren; viele Kolumnen habe ich nur angelesen und dann überblättert. Das ist vor allem unter dem Gesichtspunkt sehr schade, weil Dolf ja etwas zu sagen hat, sich in der Hardcore-Szene auskennt und die Entwicklungen in diesem Punk-Subkultur-Umfeld über Jahre und Jahrzehnte mitbekommen hat. Vieles seiner durchaus wichtigen Aussagen, die er trifft, versuppen in einem Meer von Belanglosigkeiten.

Nach erfolgter Lektüre bin und war ich ein wenig ratlos. Ich stelle das Buch ins Regal; es findet seinen Platz irgendwo zwischen »Please Kill Me« und Martin Büssers Arbeiten, und ich bin sicher, daß ich es mal wieder herausnehmen werde, um darin zu lesen. Aber begeistert hat es mich nicht ...

Erschienen ist das Buch übrigens beim Kleinverlag Mox & Maritz; mit Hilfe der ISBN 978-3-934790-12-4 sollte man es in jeder Buchhandlung bestellen können. Sicher wird es auch beim einen oder anderen Punkrock-Mailorder geführt.

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