28 Februar 2008

Wider die Auto-Flut

Nachdem wir frustriert festgestellt hatten, daß mittlerweile der dritte Schraubenzieher (es heißt fachlich korrekt Schraubendreher, ich weiß, aber ich habe das früher mal anders gelernt) seinen Geist aufgegeben hatte und vorne so langsam zerfranste, gaben wir auf. Wieder mal stand eine Pilgerfahrt in den Baumarkt an - wie es sich für eifrige Heimwerker gehört, nahmen wir das Auto.

Schwungvoll steuerte ich meinen Wagen auf den Parkplatz vor dem freundlichen Baumarkt und bekam eine praktische Parkposition direkt vor der Tür; das hatte ich in all den Jahren zuvor nicht geschafft. Schon beim Einparken fiel mir ein rotgekleideter Mann auf, der am Rand des Platzes stand und eifrig in die frische Februar-Luft schrie. Ich hielt ihn für einen Mitarbeiter des Baumarktes, der seine Angestellten nämlich gerne in einheitliche Klamotten steckt.

Wir eilten an dem Mann vorbei, ich bekam mit, daß er irgendwas von Autos rief, die er irgendwie anders abstellen würde. Aber um diese Zeit hatte ich nur bessere Schraubenzieher, Kreuzschlitze und andere Dinge im Kopf. Sollte der Kerl doch rufen und schreien, was er wollte, ich stand ja richtig!

Als wir wieder rauskamen, hatte ich die Muße, dem Mann etwa dreißig Sekunden lang zuzuhören; es mag auch länger gewesen sein. »Der unnötige Autoverkehr wird unser Ende sein!« schrie er. »Haltet ein in eurem unseligen Tun.« Das war definitiv kein Angestellter des Baumarktes, sondern ein Überzeugungstäter.

Die Predigt, mit krebsrotem Gesicht gebrüllt, ging in diesem Ton so weiter. Ich ging davon aus, daß er schon gut eine Stunde ähnliches in die Weltgeschichte pustete. Und ich schämte mich für etwa eine Sekunde lang dafür, mit dem Auto die zwei Kilometer gefahren zu sein.

Dann aber gab ich Gas. Die Baustelle zu Hause wartete.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Jaja, das kennt man doch (zumindest in ähnlicher Weise).

Eines der größten Probleme der heutigen Zeit, ist die Möglichkeit der schnelle Flucht vor diesen Problemen.

Krieg in Afrika – »Schalt' mal um, ich esse gerade«, der Bettler auf eiskalter Straße – »Ich gebe ihm einen Euro, dann kann ich guten Gewissens weitergehen« oder eben der Klimawandel – »Der Wandel müsste bei mir anfangen. Na gut, ab morgen« ...