31 August 2007

Herzschmerz und Gefühle


Als Jugendlicher neigt man dazu, seine Gefühle zu übersteigern. So heißt es in der Theorie. Ich erinnere mich aber düster daran, daß es bei mir durchaus so war: himmelhoch jauchzend, am nächsten Tag zu Tode betrübt. Vielleicht sind Jugendliche häufig manisch-depressiv, keine Ahnung – sie verlieben sich auf jeden Fall schneller als Erwachsen. Dafür sollte man sie eigentlich beneiden.

Im Archiv der Jugendkulturen ist das Buch »Schmetterlinge im Bauch« erschienen, herausgegeben von der Projektgruppe Herzenssache. Und im gesamten Buch geht es nur um das Thema »wenn Jugendliche sich verlieben«.

Haufenweise Interviews mit ganz unterschiedlichen Jugendlichen, mit Jungs und Mädchen, mit Migranten und Deutschen, mit Schwulen, Lesben und Heteros. Okay, es fehlen Nazis und ausgeprägte Szene-Leute, trotzdem gelingt ein guter Überblick.

Ich habe das Buch gerne geschmökert; es ist nicht unbedingt lustig, aber sehr interessant. Viele Gedanken kommen mir aus meiner eigenen Jugend sehr bekannt vor, bei anderen gucke ich irritiert und wundere mich darüber, was die jungen Leute heute so treiben. Spätestens da merkt man halt doch den Altersunterschied.

Na ja, wer's liest, wird auf jeden Fall mit vielen Einblicken belohnt: 180 Seiten mit vielen Fotos für 15 Euro – ein schicker Paperback-Band dazu!

30 August 2007

Mal schnell italienisch

Etwas ganz seltsames am Mittwoch abend: Ich war vor Mitternacht im »La Strada«, und ich kam mir wirklich völlig falsch vor. Aber es war eine spontane Geschichte: Wir hatten Hunger, wir konnten uns nicht so richtig entscheiden, und deshalb entschlossen wir uns, zu dem Italiener zu gehen, den unsereins früher vor allem nach Besuchen in der »Katakombe« oder nach anderen nächtlichen Aktivitäten ansteuerte.

Lag's am Rauchverbot oder an der frühen Tageszeit - vielleicht 21.30 Uhr -, aber es war wirklich nicht viel los: Mit uns besetzten drei Gruppen einen Tisch, was dazu führte, daß der Kellner ausnahmsweise im Schlendergang unterwegs war.

Die Pizza schmeckte gut, die Lasagne ebenfalls, das Bier ließ sich ebenfalls trinken, und die Portionen waren richtig groß. Das laute Radioprogramm störte ein wenig, gleichzeitig aber ist so was ja auch ein Teil des italienischen Flairs ...

Hungrige Menschen, die zu einem guten Preis eine anständige Qualität suchen, kommen im »La Strada« allemal auf ihre Kosten - zumindest Leute wie ich. Wer nur Feinschmeckergerichte mag oder gerne ausgefallenes ausprobieren möchte, ist definitiv falsch. Das Essen ist aber absolut in Ordnung und schmeckt den meisten, wie ich mir sagen lassen habe.

Das »La Strada« ist ein schlichtes Restaurant, das sehr moderate Preise hat: Zwei Personen kommen mit zwei Mahlzeiten und drei Getränken und einem angemessenem Trinkgeld mit exakt zwanzig Euro davon. Ein echter Tip - und zwar nicht nur nach Mitternacht, sondern auch zu normalen Essenszeiten!

29 August 2007

Krakelig und fit

Wenn ich die Frau ansah, fiel mir sofort dieser alberne Bilderwitz ein: Er zeigte einen Steinzeitmenschen, der unter einem krakeligen »Tattoo«-Logo einem anderen Steinzeitmenschen eine Tätowierung verpasste, selbstverständlich mit einem Faustkeil und einem grobschlächtigen Hammer.

Die blauen Markierungen, die die Dame auf ihrem Oberarm und auf den nackten Beinen spazierentrug, sahen wirklich aus, als seien sie mit genau so einem vorsintflutlichen Gerät angefertigt worden. Es war wie bei einer toten Katze: Ich mußte hingucken, auch wenn es mir selbst peinlich vorkam. Aber was soll man machen, wenn einen die Neugier packt?

Wobei es so schlimm ja nicht wirkte. Eher krakelig und falsch. Bei Männern nennt man es »Knast-Tätowierung«, und ich habe gelegentlich jemanden kennengelernt, der sein Tattoo hinter Gittern bekam.

Bei der Frau allerdings: seltsam. Sie wirkte nicht heruntergekommen, sondern recht fit. Leichtes Sommerkleid, der frisch-augustigen Frühherbst-Temperatur nicht unbedingt angemessen, ein munteres Grinsen im Gesicht, so eilte sie an mir vorbei durch die Innenstadt. Sportliche Schuhe mit Absatz, nichts außergewöhnliches.

Nur die Tätowierungen, die aussahen, als sei ihr blaue Farbe über den Arm, den Ausschnitt und die Beine gekippt worden. Vielleicht hatte sie eine heftige Jugend, dachte ich und zog meines Weges.

27 August 2007

Dick wie ein Buch – und lesenswert

Wer auf der Games Convention an den Stand von KochMedia kam, sah dort wahrscheinlich öfter mal einen Herrn mittleren Alters, der in einer schwarzen Jeans, irgendeinem T-Shirt und schwarzen Converse-Turnschuhen am Stand herumsaß und eifrig in einem Magazin las.

Der Herr war natürlich ich, und das Magazin war die OX-Ausgabe 73. Während einer solchen Messe gibt es immer wieder Leerlauf, und für mich war es praktisch, den Leerlauf stets für kleine homöopathische Lektüre-Dosen zu nutzen.

Auf diese Weise schaffte ich es, das 140 A4-Seiten starke Heft nahezu komplett zu lesen. Wobei die 140 Zeitschriftenseiten einem Buch von etwa 400 Seiten entsprechen dürften – eine beeindruckende Sammlung an Informationen, Interviews und Besprechungen.

Bei den Plattenbesprechungen hat jetzt ein anderer Mensch meine bisherige Rolle übernommen, schlechte Deutschpunk-Platten zu rezensieren. Das tut er sehr schön: Wo ich den Platten im Schnitt zwei bis drei Punkte gegeben habe, wenn ich gut drauf war, vergibt er auch noch für den letzten Deutschpunk-Rotz stramme acht Punkte. So unterschiedlich sind die Geschmäcker ...

Dafür gibt es aber haufenweise tolle Interviews, und das meine ich komplett nüchtern und ernsthaft. Der Fernsehmensch Manuel Andrack outet sich als Ex-Punk, die ollen Subhumans werden präsentiert, und natürlich kommen auch mal wieder EA80 und Social Distortion zu Wort. Dazu die göttlichen Agent Orange, die ebenfalls göttlichen Social Unrest und dann auch noch Mike Just – fertig sind die coolen 80er Jahre.

Gottseidank besteht das Heft nicht nur aus einem Rückblick auf alte Zeiten, es komnmen auch genug Bands zu Wort, die ich doof finde. Und einige, die mir gefallen ...

Wie immer ein rundum informatives Heft. Super!

26 August 2007

Geruhsamer Samstag

Nach den anstrengenden Tagen in Leipzig, die erst mitten in der Nacht von Freitag auf Samstag endeten (Zugfahren kann ja auch ermüdend sein), war der gestrige Samstag, 25. August, ein richtig schöner Sommersonnentag.

Mit ausschlafen war leider nichts, weil unsere Besucher sehr früh kamen. Nach gemeinsamem Frühstück ging's aber zum Baggersee nach Weingarten, wo wir uns unter die schönen Bäume ins Gras legten und das taten, was man an Baggerseen so tut: in die Luft gucken, ins Wasser hüpfen, fettige Pommes frites essen, trinken, Unsinn reden und lesen.

Boah, war das ein herrlich fauler Nachmittag!

Abends dann leckeres Essen im »Fünf«: wunderbares Dreigang-Menü, dazu Bier und hinterher flott Grappa. Wie ich in der Nacht noch mein Rad nach Hause schaukelte, war mir fast schleierhaft. Aber immerhin!

Kein Wunder, daß der heutige Tag erst um zwei Uhr mittags anfing. Im dunklen Zimmer fällt der Kreisel im Kopf nicht so auf ...

24 August 2007

Eine Band! Eine Band!

Eigentlich gibt es auf der Games Convention - genauer gesagt: parallel dazu - auch ein Open Air Festival, bei dem allerlei bekannte Kapellen aufspielen. Dafür hat ein Business-Mensch wie unsereins allerdings keine Zeit.

Also pilgerten wir in den Volkspalast, einem prunkmäßigen Bau im Süden der Messestadt, wo die Aussteller-Party stattfand. Überfüllte Räume, ein fieses Gedränge zeitweise, dafür Essen und Trinken im Eintritt enthalten. Was aber nützt das freie Essen, wenn es so dicht umlagert ist, und das freie Bier, für das man anstellen muß?

Okay, es gab Getränkeautomaten, die kostenloses Bier ausspuckten; das war praktisch. Und es spielte eine Band, lauter Männer in Anzug, die die ohnehin hitzige Atmosphäre in der Halle weiter aufheizten.

In Blues-Brothers-Outfit und entsprechendem Sound prügelten sie sich durch die fröhlichen Hits der 60er Jahre, sehr nett und überhaupt nicht so richtig passend zu einer in die Zukunft gerichteten Messe. Mir gefiel's, und das trotz der Hitze.

23 August 2007

Die höchste Dachterrasse ...

Das mußte ja sein: eine Einladung zu einer Party, die auf der höchsten Dachterrasse Deutschlands stattfindet. Es gab Freibier und einen tollen Ausblick auf das nächtliche Leipzig; wer unbedingt Aas futtern wollte, bekam haufenweise Fleischspeisen aller Art.

Dummerweise war für Musik gesorgt worden, und da einer der Veranstalter der Party ausgerechnet MTV war, hatte man zwei DJs organisiert, die grausige Musik auflegten. Anfangs Baller-Baller-Musik zwischen Techno und House, später dann HipHop, was erträglicher war. Da war der DJ dann angeblich der Ex-Freund der Sängerin Anastacia. Boah ey, voll der Promi-Bonus.

Immerhin gab es nette Leute und viele interessante Gespräche, und hinterher hatte ich definitiv die Bettschwere, die mir heute noch in den Knochen hängt.

22 August 2007

Schwitzen in Messehalle 1

Der erste Tag auf der Games Convention: Ich halte mich in der Messehalle 1 auf, dem sogenannten Business-Bereich der Messe, die Luft ist schlecht und überhitzt. Eine typische Messe also.

Mit dem einen Unterschied: Es geht nicht um Bücher und Musik, Bereiche also, in denen ich mich auskenne, sondern um Computerspiele. Anstrengende Sache das, wenn man sich privat für so etwas nicht interessiert und nur rein geschäftlich auf der Messe ist.

Im allgemeinen Bereich ist die Atmosphäre schon heute ein bisschen hitziger, inklusive halbnackter Mädels, die sich auf irgendwelchen Ferraris räkeln. Na ja, es geht letztlich darum, einer vorwiegend männlichen Publikumsschicht die neuesten Spiele zu präsentieren ...

Heute sind 5000 Leute auf der Messe, wie man mir sagte, morgen werden es dann 50.000 sein. Mir graust es fast schon, vor allem auch deshalb, weil ich jetzt schon verschwitzt bin und mir bevorsteht, daß morgen die Lautsprecher richtig aufgedreht werden.

Messe ist anstrengend. Aber das wußte ich ja schon im voraus.

21 August 2007

Auf geht's nach Leipzig

Games Convention - die größte Messe für Computerspiele im europäischen Raum, soweit ich weiß. Bisher mied ich solche Veranstaltungen, weil's mich nicht interessiert, aber heute fahre ich hin.

Der Grund: Das PERRY RHODAN-Computerspiel wird präsentiert, und das interessiert mich natürlich brennend. Die Bilder, die ich gesehen habe, und der Trailer machen einen sehr guten Eindruck, das bin ich schon mal gespannt.

Ich hoffe, daß ich von unterwegs wieder bloggen kann, gestehe aber gern ein, daß ich mir vorkomme wie vor meiner ersten Buchmesse. Neuland betreten kann sooo spannend sein.

20 August 2007

Schickes Werbeflugblatt


Geistig-moralisch bereite ich mich gerade darauf vor, morgen zur Games Convention zu fahren, der Messe für Computerspiele und anderen Kram in Leipzig. Ich war da noch nie und bin entsprechend gespannt darauf, was mich erwartet.

So lange kann ich mich aber darüber freuen, daß die Werbung des Dryas-Verlages für mein Buch anläuft. So gibt es beispielsweise einen sehr hübschen Flyer, der auf »Das Tier von Garoua« aufmerksam macht und hoffentlich auch eine gute Verbreitung findet.

Und da ich darauf stolz bin wie Harry, präsentiere ich das Ding auch hier in meinem Blog. Um möglichst weite Verbreitung wird gebeten ... ich freue mich also darauf, wenn die Werbung sich auch in anderen Blogs und Homepages finden wird.

19 August 2007

Endspurt für Afrika

Das Jahr 2007 geht für mich wohl in meine Biografie ein als ein Jahr, in dem ich nie zu Atem kam. Alle Bekannten, die sich darüber wundern, daß man seit Monaten nichts mehr von mir hört, haben das leider zu spüren bekommen.

Der Grund ist einerseits die Firma, die fürchterlich saugt und bei der die 50-Stunden-Woche als absolute Untergrenze zu gelten scheint. Aber darüber will ich nicht jammern, schließlich könnte ich ja meine Arbeit auch ein bißchen bequemer und weniger zeitintensiv betreiben.

Seit Monaten galt jede freie Viertelstunde dem Manuskript von »Das Tier von Garoua«, das ich in diesem Blog schon einige Male erwähnt habe. Am heutigen Sonntag lege ich letzte Hand an das Manuskript an.

Ich habe es verfaßt, und ich habe jede einzelne Geschichte gründlich bearbeitet. Dachte ich. Doch jetzt, zwei Wochen nachdem das Manuskript eigentlich längst beim Verlag liegt, gehe ich noch mal an die Detail-Korrekturen.

Mir wird echt schwindlig: Sooo viele Fehler, so viele Dinge, die ich noch ändern muß. Und ich weiß zu allem Überfluß, daß ich weitere Fehler sehen werde, nachdem das Ding aus dem Druck gekommen ist. Arrrrrrgggl.

18 August 2007

Kräuterküche und Bioweine

Denk ich an Bio in der Nacht, wird mir oft schwindlig: Mit Bio assoziiere ich körnerfressende Hippies und andere Dinge. Dabei mag ich selbst Körnerfraß und esse gerne Körnerbrötchen und anderen Kram in dieser Richtung. Ich hatte bloß in all den Jahrzehnten nie Lust, mich der grün-ökologischen Subkultur so richtig anzunähern ...

Glücklicherweise ist das in der »Kräuterküche« in der Karlsruher Innenstadt gar nicht nötig. Ich war nicht zum ersten Mal hier und verzichtete deshalb auf das leider nicht besonders gute Bio-Bier. Ich weiß aber, daß der Cola-Ersatz namens Bio-Zisch sehr lecker ist und empfehle durchaus die Weine, die aus biologisch-korrektem Anbau aus der Pfalz stammen.

Und dann das Essen. Ich hatte Nudeln mit vegegarischer Beilage - nein, keine Körner -, während sich die zahlreiche versammelte Fleischfresserfraktion auf Schweinebraten mit Kartoffeln und Gemüse stürzte. Allesamt herrschte große Begeisterung über das Essen vor.

Dazu noch die nette Bedienung, die stets zu Scherzen aufgelegt war, und der Chef/Koch, der uns Schwänke über seinen Hund erzählte. Und da wir auf der Karlstraße sehr bequem saßen, tratschten wir mit vorbeigehenden Menschen, erfuhren so die aktuellen Fußballergebnisse und waren somit mitten in der Karlsruher Tratsch-Kommunikation.

Anders gesagt: Mit dem Bio-Klischee hat die »Kräuterküche« nicht viel zu tun, eher mit schmackhaftem Essen, netten Leuten und gemütlicher Stimmung. Ein echter Ausgeh-Tipp für die Karlsruher Innenstadt!

17 August 2007

Denk ich an Washington, DC ...

... kommt mir tatsächlich nicht der doofe Präsident in den Sinn, der sich dort im Weißen Haus den Hintern breit sitzt. Da fallen mir vor allem Bands ein, deren Musik ich schon seit über zwanzig Jahre mag.

Dabei brauchte ich durchaus meine Zeit, bis mir klar wurde, welches musikalisches Potential tatsächlich in der amerikanischen Hauptstadt verborgen liegt. Washington, D.C., war in den 80er Jahren eine der wichtigsten Städte des US-Hardcore, aber ich bekam davon in meinem Dorf lange Zeit nichts mit.

Erst die Kontakte zur Szene in Nagold, vor allem zu Armin Hoffmann und einigen anderen Leuten, trugen dazu bei, daß mir Bands wie Minor Threat bekannt wurden. Dann kamen Fugazi und Ignition, ich entdeckte Fire Party, und dann fing ich auch an, mir ältere Platten aus der Stadt zu besorgen, die allesamt auf Dischord Records ihre Aufnahmen veröffentlichten.

Wie ich darauf komme? Ich höre seit Wochen, nein, Monaten praktisch ständig die Musik aus Washington. Emopunk, bevor er peinlich wurde, Bands wie Embrace oder Gray Matter, von Government Issue, Scream und den Bad Brains ganz zu schweigen - die nie Emocore oder Emopunk gespielt haben.

Schuld daran ist das Buch »Punk, DC«, erschienen im Ventil Verlag. Eine ausführliche Besprechung wird es noch in meinem ENPUNKT-Fanzine geben, das hoffentlich irgendwann in diesem Jahr mal wieder herauskommen wird.

Aber dieses Buch ist eben schuld daran, daß ich alte Platten aus dem Schrank krame und mit Staunen die Karriere mancher Leute nachvollziehe. Das interessierte mich früher ja alles nicht - es ist auch nicht immer wichtig.

Das Buch rockt. Und die Musik aus Washington, DC, auch!

16 August 2007

Ein durchaus selbstkritisches Vorwort


Endlich habe ich es erhalten: das PERRY RHODAN-Jahrbuch 2006. Hier und an dieser Stelle will ich nicht so viel über den Inhalt schreiben, das hier ist schließlich mein privater Blog.

Einen ausführlichen Jubelartikel liefere ich noch für die PERRY RHODAN-Homepage: Das Jahrbuch ist gut, und es erfüllt seinen Zweck. Hätte ich nicht diesen Job, würde ich es mit hoher Wahrscheinlichkeit privat kaufen und mir in die Sammlung stellen.

Von mir stammt eine Art Vorwort. Titel des Textes »Ein Rückblick mit Staunen«. Es ist nicht unbedingt positiv, sondern enthält eine Reihe von kritischen Äußerungen zum abgelaufenen Perry-Jahr 2006.

Aus diesem Grund dokumentiere ich das Vorwort hier – genauer gesagt in den Kommentaren zu diesem Posting. Damit klar ist, wo der Bezug vom privaten Blog zum geschäftlichen Kram ist ...

15 August 2007

Abenteuer Afrika – mein Buch kommt


Nachdem ich mein Manuskript abgeliefert habe und wir jetzt in der Korrekturphase stecken, kann ich endlich ein bißchen offensiver Werbung dafür betreiben: Im November (vielleicht auch schon früher ...) erscheint mein neues Buch.

Es trägt den Titel »Das Tier von Garoua« und erscheint unter dem Obergriff »Abenteuer Alltag in Afrika«, was auch den Inhalt sehr gut zusammenfasst. Publiziert wird es vom kleinen und feinen Dryas Verlag aus Mannheim.

Enthalten sind im Buch neben Erzählungen, Kurzgeschichten und Berichten auch gut ein Dutzend Farbfotos. In den Texten geht es um Kamerun und Malawi, um Algerien und Togo, um Senegal und Südafrika – eine bunte Mischung also.

Deshalb freue ich mich sehr, das Cover hier zeigen zu dürfen. Weitere Neuigkeiten zum Buch bringen ich peu à peu.

Dicke weiße Flusen

Ich war in Begleitung unterwegs, und wir hielten uns an einem Baggersee auf. Meine Begleitung – eine Gruppe eher jung wirkender Leute – blieb aber schattenhaft, so daß ich mich nicht an Gesichter oder Namen erinnern kann. Nicht einmal das Geschlecht der jeweiligen Menschen wurde mir bewußt.

Allein stand ich am Rand des Baggersees, die anderen waren bereits im Wasser. Ich packte meine Tasche aus und entrollte mein dunkelblaues Badetuch, legte es auf den sandigen Boden, der sich zwischen dem See und dem Strauchwerk dahinter erstreckte.

Dann wollte ich mich auf das Badetuch legen. Ich zog mein T-Shirt über den Kopf und beugte mich nach vorne. Da sah ich das weiße Zeugs, das auf dem Tuch lag: Flusen, die aussahen wie eine Mischung aus Schnee und Baumwolle, weiß und dick und recht stabil.

Ärgerlich nahm ich das Tuch zur Hand und schüttelte es kräftig. Die Flusen blieben darauf hingen, die meisten zumindest, und nur einige fielen auf den Boden. Und als ich das Tuch auf den Boden legte, stellte ich fest, daß jetzt überall solche weißen Flusen lagen, alle im Abstand von vielleicht zehn Zentimeter zum nächsten.

Es schüttelte mich. Wo kamen die Dinger auf einmal her? Ich hatte richtiggehend Angst und versuchte sie mit beiden Händen vom Boden wegzuwischen. Doch sie lagen überall, und sie flogen in Wolken her, um sich auf dem Tuch abzusetzen.

Ich schaute auf den See hinaus, wo meine Bekannten eigentlich schwimmen wollten. Doch ich sah nur weiße Flusen, die durch die Luft schwebten und sich auf dem Wasser niederließen, eine Mauer aus weißen leichten Flocken, die langsam alles zudeckten.

Dann wachte ich glücklicherweise auf.

14 August 2007

Frisuren und Bärte

Neuerdings machen sich die Presseleute wieder mal über einen Politiker und sein Aussehen lustig: Kurt Beck, der SPD-Obermacker, sei, so heißt es, ein gemütlicher Trottel mit Bart aus der Pfalz.

Gerne wird dann über seine Wampe, seinen Bart und seinen Pfälzer Akzent gelästert. Das Lästern kann ich verstehen, schließlich kenne ich das Dorf recht gut, in dem seine politische Karriere begann: Von Karlsruhe ist Steinfeld rund 25 Kilometer entfernt.

Das Lästern über Kurt Becks Bart paßt zum Geläster über Angela Merkels Frisur oder die Tatsache, daß Schäuble im Rollstuhl sitzt. Witze über Rollstuhlfahrer haben sogar in der ach so minderheitenfreundlichen »taz« Konjunktur.

Ich schüttle da nicht nur einmal den Kopf. Was bitte soll denn das? Schäuble, Merkel und Beck betreiben eine asoziale Politik, die das Gleichgewicht in diesem Land immer weiter verschiebt. Darüber könnte man sich aufregen, darüber sollte man Witze machen oder lästern.

Aber es ist halt einfacher, sich über Klamotten, Frisuren oder Behinderungen zu mokieren.

13 August 2007

Dan Shocker ist tot

Der Schriftsteller Jürgen Grasmück ist am Dienstag, 7. August 2007, gestorben. Er wurde 67 Jahre alt, und sein Tod ist wohl für viele Grusel-Fans das Ende einer Epoche.

Denn Grusel-Romane – das war das, womit Jürgen Grasmück alias Dan Shocker bekannt wurde. Nicht Horror, nein, Grusel nannte man das Genre, das vor allem in den 70er Jahren im deutschsprachigen Raum boomte. Ich weiß nicht, wie viele Heftromanserien es gab – aber der Grusel hatte einen großen Marktanteil, und innerhalb des Grusels war Dan Shocker ein Markenzeichen.

Dabei schrieb der Mann auch Science Fiction, hier unter Pseudonymen wie Jay Grams oder Jürgen Grasse; seine erste Veröffentlichung hatte der 1940 Geborene bereits 1956 im Fanzine ANDROMEDA. Und bereits im Alter von 17 Jahren publizierte er seine ersten Romane – schon zu diesem Zeitpunkt mußte der an einer Muskelschwundkrankheit leidende Jürgen Grasmück im Rollstuhl sitzen.

Er verfaßte haufenweise Heftromane und Leihbücher: Science Fiction und Krimis, sogar einen Western. 1967 erdachte er die Figur des Larry Brent – und spätestens danach war er auf Gruselhefte »abonniert«.

Das Genre Grusel bestand damals aus Elementen des Horror- und des Fantasy-Romans, angereichert durch Krimi-Elemente. In den 70er Jahren gab es sogar seltsame Reihen wie »Geister-Western« oder »Gespenster-Krimis«, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Häufig krude Geschichten verbargen sich hinter grausigen Titelbilder, die literarische Qualität der meisten Gruselhefte war unterirdisch. Gerade das machte wohl ihren Reiz aus, den ich allerdings nie nachvollziehen konnte.

Dan Shocker galt für seine Fans als der »Vater der Gruselromane«, es entwickelte sich sogar ein eigenes Fandom mit Fanzines und Clubs, das sich nur um ihn gruppierte. Die Reihe »Macabros« vermengte erfolgreich Science Fiction mit Grusel-Motiven und lieferte einen Genre-Mix aus allen möglichen Unterhaltungsreihen.

Den Höhepunkt seiner Beliebtheit erreichte Jürgen Grasmück, den alle nur als Dan Shocker kannten, in den frühen 80er Jahren: Seine Romane wurden mehrfach nachgedruckt, dazu kamen Hörspiele und zahlreiche andere Produkte. Als Mitte der 80er Jahre das große Heftromansterben begann, kam auch das Ende für die meisten Grusel-Hefte: Außer »John Sinclair« und »Professor Zamorra« ist aus dieser Zeit nichts übrig geblieben.

Immerhin hatte er längst eine esoterische Buchhandlung eröffnet, so daß er nicht vor dem Nichts stand. Leider ging es ihm gesundheitlich von Jahr zu Jahr schlechter. Immerhin gab es in all den Jahren noch einige seiner Fan-Kontakte, Leute also, die zu ihm hielten, weil er ihre Jugend durch seine Romane geprägt hatte.

Meine Jugend war's nicht unbedingt – aber Dan Shocker gehörte irgendwie immer dazu. Man las seinen Namen, man sah seine Romane. Dass er jetzt starb, mutet wirklich wie der Schlußstrich unter das Genre des Grusel-Romans.

Was ich in Köln nun wirklich tat ...

Meine Reise nach Köln, die ich in zwei anderen Blog-Beiträgen jetzt schon erwähnt habe, hatte einen rein geschäftlichen Nutzen. Also nix mit gemütlichem Biertrinken und Konzertebesuchen, nix mit Punkrock oder sonstigem Abenteuertum: brav Pressekonferenz machen und seriös aus der Wäsche gucken.

Es gibt bereits einen sehr schönen Bericht zu dieser Pressekonferenz im Netz; da gibt es auch einige Fotos von mir in seriös-rotem Business-Hemd. Da verlinke ich lieber auf die Homepage des Terranischen Clubs Eden, kurz TCE, als auf die PERRY RHODAN-Homepage, wo sich auch bald der eine oder andere Text zum Thema finden wird.

Aber ich wollt' ja eigentlich meinen Job aus diesem Blog so weit wie möglich raushalten ...

12 August 2007

Singende Köche

Seltsame Dinge passieren in Kölner Hotels. So am Donnerstag abend, 9. August, im Restaurant »Paparazzi« im Köln-Deutzer Radisson-Hotel: leckeres Essen übrigens auch für Vegetarier!

Irgendwann hielten die Köche eine Ansprache an das Publikum, die wir gebührend ignorierten, auf die sie aber viel Applaus erhielten. Und noch später sangen sie: fünf junge Männer, die einen auf »Comedian Harmonists« machten, mehrsprachigen Chorgesang auf deutsch und so.

Nett war's, aber eigentlich hätte es mir ja völlig gereicht, lecker zu essen und gut zu trinken. Köln ist schon anders ...

Streßfrei bei Ikea?

Mein erster Besuch bei Ikea in Walldorf war ein Alptraum – und das lag nicht daran, daß mich fürsorglich ein befreundetes Paar begleitete. Der Anblick der zahlreichen Möbel und der vielen Leute brachte mich geradezu durcheinander.

Das ist jetzt zehn Jahre her, und ich bin schon so verbürgerlicht, daß ich am Freitag abend – nachdem ich fast vier Stunden von Köln zurück gebraucht hatte – freiwillig und allein in das Ikea-Möbelhaus in Walldorf ging.

Allein, so dachte ich, sei es streßfreier: Schließlich wollte ich ausschließlich und allein nach Regalsystemen schauen, um damit dem Papierchaos in meinem Arbeitszimmer zuhause Herr werden zu können.

Aber ich machte meine Rechnung durch die Menschen aus einem Umkreis von rund 60 Kilometern: Ikea war voll. So richtig voll sogar. Mein Versuch, vom Eingang aus im Schnellgang zu den Regalen zu gehen, scheiterte kläglich.

Ganze Familienverbände aus Franken und Schwaben, Hessen und der Pfalz waren da, dazu Heerscharen von Badenern und Kurpfälzern, für die Ikea selbstverständlich ein Heimspiel ist. Einkaufswagen versperrten fast jeden Freiraum, so daß kaum ein Durchkommen war.

Verliebte Paare bummelten Hand in Hand durch das Gedränge, überall waren Menschen mit Maßbändern, Bleistiften und gelben Einkaufstaschen unterwegs. Und ich wollte doch nur gucken, ob das Besta-Regalsystem was taugt ... Arrrrrrrrgl!

Um's kurz zu machen: Ich bekam all die Informationen, die ich wollte, aber ich war hinterher naßgeschwitzt. Ikea ist kein Vergnügen, sondern eine Expedition.

09 August 2007

Amüsant, aber manchmal flach

Jaromir Konecny ist gebürtiger Tscheche, schreibt aber seit vielen Jahren in deutscher Sprache. Eigentlich sollte mir das Geburtsland eines Schriftstellers ziemlich egal sein – da der Autor aber ständig draufrum reitet und es in seinem Buch »Das Geschlechtsleben der Emigranten« mehrfach thematisiert, kann ich diese Tatsache nicht ignorieren.

Letztlich geht es in allen Kurzgeschichten des Buches (schon a bisserl älter, kam 2000 im Ariel-Verlag heraus) nur um den Autor, seine Erlebnisse als tschechischer Emigrant in Deutschland, als Asylbewerber im Lager, als Mann, der wilden Sex haben will, und als Schriftsteller, der fleißig Lesung abhält.

Ich bin mir sicher, daß die Geschichten zünden, wenn sie live vorgetragen werden. Konecny erzählt von Beziehungen, die scheitern, von haarsträubenden Begegnungen mit anderen Menschen, vom nicht erledigten Fick mit einer Prostiuierten oder vom seltsamen bayerischen Essen. Die Texte sind definitiv amüsant, und ich mußte bei der Lektüre mehrfach grinsen.

Das war's dann irgendwann mal. Das Buch lag immer wieder in der Ecke, da es haufenweise interessanteres Zeugs zu lesen gab. Jede Geschichte für sich ist amüsant und spaßig; insgesamt wird die Lektüre dann doch ein wenig flach und eintönig.

Soweit ich weiß, ist das 128 Seiten starke Taschenbuch derzeit eh vergriffen. Offiziell zumindest. Bei diversen Vertrieben solltet Ihr es aber noch erhalten, ebenso direkt beim Ariel-Verlag. Und wer gern Pop-Literatur schmökert, ist hier schon richtig!

08 August 2007

Bergradelträume, spät nachts

Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen war ich mit dem Rad unterwegs zwischen Dietersweiler – so heißt das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin – nach Wittlensweiler. Und als ich so aus dem Wald radelte, überlegte ich spontan, daß ich mal wieder meinen alten Kumpel Ulrich besuchen könnte, den wir ja früher immer nur den »Fool« nannten.

Also nahm ich die Straße nach rechts den Berg hoch, und mir fiel schon unterwegs ein, daß man die ja in den letzten Jahren komplett umgebaut hatte. Aber war die früher schon so steil gewesen? Sehr seltsam.

Ich keuchte und strampelte, und ich vergaß ganz, daß ich Fool besuchen wollte. Rechts und links erhoben sich hohe Gebäude aus Sandstein, die ein wenig an das alte Kepler-Gymnasium erinnerten, in dem ich bis 1979 unterrichtet worden war.

Der Berg war steil, fast hätte ich schieben müssen, aber mit letzter Gewalt schaffte ich es bis an eine T-Kreuzung: Die steile Straße endete, und es ging sowohl nach rechts als auch nach links weiter. Links ging es, wie ich wußte, nach Freudenstadt, und da kam ja auch schon der Wald, und das interessierte. Also fuhr ich langsam in die linke Richtung.

Ein grüner Gartenzaun grenzte Bürgerhäuser zum Gehweg hin ab, aber bei einer Einfahrt sah ich hindurch und stellte fest, daß ich in unbegrenzte Leere blickte – wie im Hochgebirge. Neugierig fuhr ich mit meinem Rad zu der Hofeinfahrt und betrat den Garten.

Vom Zaun aus bot sich mir ein überraschendes Bild. Ich blickte in die Ferne, denn zu meinen Füßen fiel der Fels nahezu senkrecht ab. Ich stellte fest, daß die Häuser, zwischen denen ich stand, gewissermaßen die obere Begrenzung eines gigantischen Steinbruches bildeten.

Mir wurde fast schwindlig, als ich in die Tiefe blickte, entlang der schroffen Wand, aus der einzelne Sandsteinblocks herausragten. Wenn ich in die Ferne blickte, sah ich die Dörfer der Region zu meinen Füßen liegen.

Ich drehte um und ging mit meinem Rad zurück zur Straße. »Schon interessant«, sagte ein alter Mann, der mich stark an den ehemaligen Dorbürgermeister von Dietersweiler erinnerte. »Da haben die lang dran gearbeitet.« Ich nickte und sprang aufs Fahrrad, um die Fahrt nach Freudenstadt fortzusetzen.

Verstört wachte ich auf und brauchte eine Weile, um mir klarzumachen, daß es in Wittlensweiler selbstverständlich keinen Sandsteinbruch gibt – so klar und deutlich hatte sich das Bild in meine Gedanken eingebrannt.

07 August 2007

Peter Pank und das neue OX


Das neue OX-Fanzine ist da, diesmal mit den verwirrten Gesichtern der Band Against Me! aus Florida auf dem Cover. Und mit einer aktuellen Folge meines Fortsetzungsromans »Peter Pank – Und: Hardcore!« im Innenteil.

Nach wie vor spielt die Handlung im Januar 1987; es ist saukalt in den Dörfern zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, und Peter Pank erinnert sich mit Grausen an die ersten Januar-Tage dieses Jahres zurück – da lebte er unter Straßenpunks in Stuttgart. Damit's ihm im Dorf nicht langweilig wird, bricht er in Begleitung seines Kumpels Jörg und eines pummeligen Journalisten zu einer kleinen Expedition auf ...

Ich weiß sehr genau, wohin ich mit dem aktuellen Fortsetzungsroman will, bin aber trotzdem immer wieder sehr überrascht, was meine Hauptfigur mit ihren Kumpels mit mir und meinen Gedanken anstellen. Aber das ist nichts neues, das war auch bei »Vielen Dank Peter Pank« und »Chaos en France« nicht viel anders, den zwei Vorgänger-Romanen. Solange es mir weiter Spaß macht, sollte das auch nicht stören.

06 August 2007

Afrikanisch essen

Wie ich ja gelegentlich in diesem Blog geschrieben habe, war ich schon mehrfach in diversen afrikanischen Ländern (nachzulesen in meinem Buch »Das Tier von Garoua – Abenteuer Alltag Afrika«, das im November 2007 im Dryas-Verlag erscheint; demnächst mehr dazu!). Insofern habe ich mehrfach Eindrücke in die afrikanische Küche bekommen.

In Eritrea war ich allerdings noch nie - im Restaurant »Kilimandjaro« (so die Schreibweise auf dem Restaurant-Schild und auf dem Kassenbon) allerdings umso öfter. Gewundert habe ich mich nicht nur einmal, warum ein Lokal mit eritreischem Hintergrund sich ausgerechnet nach einem Berg benennt, der einige tausend Kilometer weiter südlich liegt ... Aber da ging man wohl schlicht nach dem Örtlichkeitsempfinden deutscher Restaurant-Besucher, die solche Dinge nicht wissen.

Genug gespottet: Das Restaurant ist nämlich gut. Wir waren unlängst wieder drin, und sowohl die Vegetarier als auch die Aasfresser kamen auf ihre Kosten. Gut gewürzt ist das Essen allemal, aber nicht zu scharf – das paßt alles gut zusammen.

Die Bedienungen sind freundlich, die Einrichtung stimmungsvoll. (Sieht halt so aus, wie man sich in Deutschland Afrika vorstellt; in meinen Augen ein durchaus heikler Stil-Mix aus verschiedenen Kulturkreisen.) Gelegentlich sitzt merkwürdiges Volk aus dem nachbarschaftlichen Umfeld des Restaurants an der Theke, aber das kann man gut ignorieren.

Um's kurz zu machen: Das "Kilimandjaro" ist das beste afrikanische Restaurant in Karlsruhe. Ich empfehle es sehr gern.

Deutschpunk-lastig

Die gestrige Radiosendung im Querfunk, dem freien Radion in Karlsruhe, gestaltete ich ein wenig hektisch: Da ich zu lange zu Hause mit der Waschmaschine beschäftigt war, war ich danach gezwungen, mein Fahrrad wie ein Geisteskranker durch die Fußgängerzone zu dreschen, um noch halbwegs rechtzeitig ins Studio zu kommen.

»Halbwegs«, das heißt in diesem Fall, daß ich mit gut sieben Minuten Verspätung anfing. Vom Computer lief gerade eine unserer intellektuellen Pop-Sendungen, in der ein mir persönlich nicht bekannter Moderator gerade Tocotronic abfeierte, daß mir schlecht wurde. Umso besser, daß ich mit dem Psychobilly-Punkrock-Gebräu von Up To Vegas anfing ...

Thema war Baden-Württemberg, und ich gestaltete das ganze zwar recht abwechslungsreich, trotzdem kam ein Schwerpunkt Deutschpunk heraus. Tut Das Not mit Emo-Töne, Oxydation mit Junge-Männer-machen-Krawall-Punkrock und Gewohnheitstrinker mit deutschsprachigem Oi! sorgten schon für einen Touch ins Deutsche.

Okay, ganz so schlimm war ich nicht: politischer Hardcore von Guerilla, Garagen-Sound von den Seducers, IndiePop (jajaja!) von Diego, Trompetenpunk von Yakuzi und klassischen Streetpunk von den Higgins (nur echt mit schwäbischem Akzent!) brachten ein bißchen mehr Abwechslung ins Programm.

Dazu noch schweißtreibende Atmosphäre im muffelnden Studio und lauwarmes Bier. Ich kam mir vor wie auf einem Pogo-Abend und das ohne großartige Bewegung. Herz, was willst du mehr?

05 August 2007

Frühstücksbrötchen und Straßenpunks

Sonntag morgens, kurz nach dem Aufstehen: In Karlsruhe ist es etwa 13 Uhr, und ich radle zum Europaplatz, wo es beim »Wiener Feinbäcker« zwar keine besonders guten, aber immerhin genießbaren Frühstücksbrötchen gibt.

Ich trage meine übliche Kleidung an einem warmen Sommertag: Converse-Turnschuhe, kurze schwarze Hose, ein T-Shirt mit Asta Kask vorne drauf, also von meiner Lieblings-Schweden-Punk-Band der 80er Jahre (kannte ich überhaupt eine andere? egal!).

Neben der Bäckerei kommt der McDonald's, und daneben sitzt eine Gruppe Punks auf der Straße herum: bunte Haare, Nietenlederjacken, Hunde und Bierflaschen. Einer trägt ein Exploited-T-Shirt.

Nachdem ich meinen Einkauf erledigt habe, werde ich angeschnorrt: »Können Sie uns ein paar Groschen geben?« Die siezen mich! Ich bin entsetzt, springe auf mein Rad und strample nach Hause.

Unterwegs muß ich lachen. Na klar siezen die mich: Die sehen einen Mann mittleren Alters, der sich mit kurzer Hose, abstehenden Haaren und irgendeinem albernen T-Shirt, dessen Aufdruck den meisten Punks heutzutage nichts mehr sagen dürfte, noch ein bißchen jugendlich anzieht, ansonsten aber einfach mehr als doppelt so alt ist.

Wieder mal eine Schlacht gegen den eigenen Jugendkult verloren ...

02 August 2007

Schlechtschreibreform

Jetzt isse durch: die sogenannte Rechtschreibreform. Seit über neun Jahren ärgere ich mich nun über den gesammelten Schwachsinn, den irgendwelche »amtlichen Stellen« sich in dieser Zeit ausgedacht haben.

Was haben wir in den neun Jahren alles diskutiert! Groß- und Kleinschreibung, getrennt und zusam-men, Wortstämme und Apostrophe, Neudefinitionen und allgemeines Rückrudern. Jetzt dürfen wir ja wieder das »Schwarz« im »Schwarzen Brett« groß schreiben, dafür wurde das Deppen-Apostroph (bei »Lisa's Lädle«) allen Ernstes genehmigt.

Ich gestehe, dass ich schon lange nicht mehr durchblicke. Bei der Arbeit müssen im Zweifelsfall die Korrektoren ran, und die sind häufig päpstlicher als der Papst, ziehen auch Regeln durch, die von der dpa und anderen Nachrichtenagenturen aus gutem Grund ignoriert werden. Aber ich versuche ernsthaft, mich nicht mehr von jedem Scheiß aufregen zu lassen.

Zwei Änderungen habe ich mittlerweile verinnerlicht, so sehr, daß ich mich zwingen muß, sie weiterhin »alt« zu schreiben: die »ß-ss«-Regelung, nach der man eben »muss« statt »muß« schreibt, und das schließende Komma nach dem Frage- und Ausrufezeichen in wörtlicher Rede (wer das jetzt nicht kapiert hat ... auch egal).

Und wegen solcher Lappalien hat dieses Land neun Jahre lang gestritten. Glückliches Deutschland, daß du keine anderen Probleme hast!

01 August 2007

Frank Böhmert ist schuld

Das vergangene Wochenende gehörte stundenweise einem anderen Mann: Robert B. Parker heißt der Kerl, und er ist Schriftsteller. Sein Privatdetektiv Spenser hat im Pendragon-Verlag eine neue Heimat gefunden, und Frank Böhmert, den ich seit über einem Vierteljahrhundert kenne, ist der neue Übersetzer.

Grund genug, mir das aktuelle Buch anzutun: »Der stille Schüler« kam dank einer Vermittlungsmission der freundlichen Kollegen Miriam in meinen Besitz, und ich las es in rasendem Tempo, obwohl ich ja – weiß Gott! – richtig wichtige Dinge zu tun gehabt hätte.

In diesem Roman geht es um einen siebzehn Jahre alten Schüler, der mit einem anderen Jungen zusammen seine Schule stürmte. Die beiden hatten Waffen dabei, schossen um sich und töteten mehrere Menschen. Beide wurden festgenommen, beide legten Geständnisse ab.

Die Großmutter des einen Jungen glaubt aber an die Unschuld ihres Enkels; sie bittet Spenser, gegen jegliche Wahrscheinlichkeit zu ermitteln und die Unschuld zu beweisen. Spenser, der sich darüber wundert, dass niemand mehr über die Hintergründe der Tat erfahren will, kümmert sich auf seine ganz spezielle Art darum.

Der Einstieg in den Roman ist nicht einfach, da Robert B. Parker einen sehr reduzierten Stil pflegt. Beschreibungen sind auf das nötigste reduziert, Dialoge stets pointiert und kurz, nach vorne getrieben und häufig sehr lakonisch. Nach einiger Zeit hatte ich mich aber eingelesen und folgte mit staunendem Mund der sich entwickelnden Geschichte.

Spenser ist ein echter Held mit Moral und Anstand, der aber eigenen Gesetzen folgt. Um Aussagen zu erhalten, verprügelt er zwischendurch mal einen Zeugen oder legt sich mit der Polizei an, bricht in eine Wohnung ein und schreckt nicht vor Erpressung zurück. Das ist drastisch geschildert und glaubhaft erzählt – sehr spannend, obwohl fast keine Action vorkommt.

Ich gestehe, daß ich jetzt auch Spenser-Fan bin. Und Frank Böhmert ist schuld daran.

Robert B. Parker
Der stille Schüler
Originaltitel: School Days
Übersetzung: Frank Böhmert
Pendragon-Verlag, Taschenbuch
214 Seiten / 9,90 Euro / ISBN 978-3-86532-068-1