31 Juli 2007

Teeniefreie Party

In Karlsruhe hingen die letzten Wochen überall Plakate; ich guckte sie mir leider erst gestern nacht genauer an, als ich im Dauerregen unterstand, weil ich nicht bis auf die Haut durchnäßt sein wollte. Am Samstag hatte ich eine »Megaparty« verpaßt, wie mir schien.

Die Plakate versprachen eine »Ü 27«-Veranstaltung, angeblich Karlsruhes »größte und schrägste Party für alle von 27 bis 150 Jahren«. Laut Info gab es dabei Musik von gestern, gemixt mit den aktuellen Klassikern aus Charts und House, unterstützt von Saxophonspielern und Sängern.

Die Vorstellung grauselte mich schon ziemlich. Ich versuchte mir die jung gebliebenen Menschen über 27 Jahren vorzustellen, die zu irgendwelcher Musik tanzten, die ich mit hoher Wahrscheinlichkeit schlecht fand.

Und wie muß man eigentlich drauf sein, wenn man allen Ernstes mit folgendem Slogan wirbt: »100 Prozent teeniefrei« ... Vielleicht hätte ich doch hingehen sollen, um mir das »Reste-Poppen« der über-27-jährigen Karlsruher in der Festhalle Durlach anzuschauen ...

30 Juli 2007

Die Geschichte mit dem Zungenkuß


Ich brauchte zwar einige Zeit, um das Heft zu lesen, hab's aber keine Sekunde bereut: Das Fanzine Punkrock! – nur echt mit dem Ausrufezeichen – aus Mannheim zeigt mit seiner dritten Ausgabe zwar einen ausgesprochen un-hübschen Cover-Boy, überzeugt dafür aber mit schick gestaltetem und sehr gut geschriebenem Inhalt. Und das nicht nur, weil die Jungs & Mädels mein Buch »Zwei Whisky mit Neumann« positiv besprechen ...

Mir gefallen natürlich die Interview, etwa mit der Band Die Rote Suzuki oder mit Tobi von Twisted Chords, und ich las auch die Besprechungen neuer Tonträger und Papierberge. Am besten ist das Fanzine auf seinen sage und schreibe 96 Seiten allerdings vor allem dann, wenn es ans Erzählerische geht.

So begeisterte mich die Geschichte vom ersten Zungenkuß am meisten, aber auch die Erlebnisberichte vom Force Attack Festival oder von einer Begegnung mit dem Nationalen Widerstand machten Spaß. Die hohe Kunst des Erzählens – sehr schön!

Zwei Euro kostet das Ding, und die sind super investiert. Kaufen und abonnieren! Checkt die Homepage!

Amerikanische Sounds

Sieht man von einigen technischen Pannen aufgrund eigener Vertrotteltheit ab, war die gestrige Radiosendung richtig gut; zumindest fand ich das. Thema im ENPUNKT-Radio des gestrigen Abends war »Punk/Hardcore aus den USA«, wobei ich meinen Schwerpunkt auf aktuellere und auch nicht so bekannte Bands legte.

Das hieß in diesem Fall, daß die poppigen The Unknown aus Cleveland, Ohio, liefen oder die nach 1977 klingenden Observers aus Portland, Oregon. Etwas bekannter sind wahrscheinlich die Messengers aus Cincinatti, Ohio, oder das sehr poppige Lo Fat Orchestra aus Detroit. Anarcho-Punk aus Minneapolis, Minnesota, gab's von The Provoked, Anarcho-Punk aus Salt Lake City, Utah kam von All Systems Fail.

Dazu noch eine Prise richtig guten Emo-Punk von North Lincoln aus Grand Rapids, Michigan, und anderer Kleinkram, und fertig war die gestrige Punk-Suppe im freien Radio Querfunk in Karlsruhe. Schön war's.

29 Juli 2007

Gelbe Monster in Alaska

Wir waren in »Die Simpsons«, jawoll! Und wir haben es keine Sekunde lang bereut. Man muß natürlich den schrägen Humor der amerikanischen Zeichentrickserie mögen, um ihn auch auf Leinwand genießen zu können – dann machdt es richtig Spaß.

Es gibt haufenweise interne Witze, in denen die Fernsehserie selbst oder ihre Vermarktung durch den Kakao gezogen werden. Und natürlich gibt es weitere Witze, in denen Green Day, Arnold Schwartzenegger, Hillary Clinton und andere amerikanische Prominente verarscht werden. Von der generellen Kritik an Medien und Politik mal ganz zu schweigen.

Als einzig negativ fielen mir einige deutsche Sprecher auf; so paßt Anke Engelke nicht gerade zu Marge Simpson. Aber das kommt davon, wenn die Studios irgendwelche Promis engagieren und nicht unbedingt gute Sprecher.

Es stört nicht ernsthaft. Dafür gab's genug zu lachen und zu grinsen, bis in den Abspann hinein übrigens. Wer noch nicht in dem Streifen war: Es gibt sogar blöde Witze nach dem Abspann. Hübsch.

27 Juli 2007

Geschmacksverwirrungen

Beliebt ist ja, über den schlechten Geschmack anderer Menschen zu lästern. Mache ich auch gern – schließlich weiß ja jeder von sich selbst, daß er einen guten Geschmack hat. Ob das jetzt Musik oder Comics, Klamotten oder Pizza angeht, das Prinzip ist dasselbe. Vor allem bei Musik einigt man sich dann gerne darauf, daß »Geschmäcker eben verschieden« seien.

Liberales Geschwätz!

Anders rum wird ein Schuh draus: Es geht nicht darum, wer einen guten oder schlechten Geschmack hat, sondern es geht darum, daß die meisten Leute überhaupt keinen Geschmack besitzen. Mir ist es egal, ob jemand grauenvollen Deathmetal, peinlichen HipHop oder gruseligen Gruftie-Scheiß hört – letztlich beweist ein Mensch, der sich mit diesen für mich grausigen Musikrichtungen beschäftigt, in gewissser Weise schlicht seinen eigenen Geschmack.

Und das begrüße ich. Angesichts der Tatsache, daß die meisten Leute anscheinend am liebsten »die größten Hits der 70er, 80er und 90er Jahre« hören oder das Autoradio plärren lassen, wenn sie sich nicht komplett dem Geschmacksdiktat von MTV oder SWR 1 unterwerfen, ist mir egal, welchen Geschmack jemand hat.

Ich kann den noch so gräßlich finden, das ist zweitrangig. Lieber eine Geschmacksverwirrung als gar keinen Geschmack!

25 Juli 2007

Harry Potter und die deutschen Verlage

Auf einer Veranstaltung lernte ich eine deutsche Verlagsangestellte kennen. Sehr belesen, sehr klug, sehr intellektuell, natürlich ein Doktor-Titel. Irgendwie kamen wir auf den Erfolg der »Harry Potter«-Bücher zu sprechen.

»Es gab ja deutsche Verlage, die haben das Buch abgelehnt«, lästerte ich nicht zum ersten Mal bei diesem Thema. »Die Lektoren dort werden sich doch heute schwarz ärgern.«

Sie schüttelte den Kopf. »Na ja«, wandte sie ein, »der eine Verlag, den ich kenne und der es abgelehnt hat, bekam nur die ersten hundert Seiten. Und nach diesen ersten hundert Seiten mußte eine Entscheidung fallen.«

Wer sich jetzt wundert: Das ist nicht ungewöhnlich. Häufig werden Bücher von Verlagen auch angekauft, obwohl noch keine einzige Zeile geschrieben worden ist. Man investiert da gewissermaßen in die Zukunft, weil man ja glaubt, irgendwann einen großen Erfolg zu landen.

»Aber«, so fügte die Kollegin hinzu, »ich hätte genauso gehandelt. Ich habe die ersten hundert Seiten nämlich auch gelesen. Eine Ansammlung von Klischees, lauter kindisches Zeugs.«

Jetzt schüttelte ich den Kopf. Mich hatte Harry gleich gepackt; ich fand die Geschichte des Jungen, der bei seinen grausigen Zieheltern und seinem blöden Vetter aufwachsen muß, packend. Aber ich habe auch in mancherlei Hinsicht ein kindliches Gemüt und stehe auf Unterhaltungsliteratur.

Schon blöd, wenn in deutschen Verlagen manchmal Leute über Bücher entscheiden müssen, die manchmal rein gar nichts mit dem Inhalt anfangen können ...

24 Juli 2007

Punkrock-Papa

Auch schon über ein Jahr als ist das Fanzine Punk is dad, dessen ungewöhnlicher Name sich zwar an den Exploited-Klassiker »Punk's not dead« anlehnt, das sich aber darauf bezieht, daß sein Macher tatsächlich Punkrocker und mehrfacher Vater ist. Das finde ich richtig respektabel, belegt es doch, daß man als Punk auch ausprobieren kann, inwiefern Elternklischees unbedingt »nötig« sind.

Das vorliegende Heft ist locker mal 60 Seiten dick und liest sich zeitweise richtig gut; der Macher Tobi hält eine geschickte Mischung aus Besprechungen, Konzertberichten und privaten Texten ein, vermengt dazu noch einiges an politischem Kram, so daß sein Heft originell genug ist.

Deutschtechnisch finde ich das Heft nicht immer gut, manche Beiträge interessieren mich rein gar nicht, und das Layout ist auch nicht immer überzeugend - aber die Mischung macht's. Zudem kostet es gerade mal eineinhalb Euro. Wer sich interessiert, wende sich vertrauensvoll an Punkisdad-at-hotmail.com oder versucht, den Macher mal bei einem Punk-Konzert in Regensburg anzusprechen ...

23 Juli 2007

Der rockende Schrecken

Ich war schätzungsweise 15, als ich die »Rocky Horror Picture Show« zum ersten Mal sah. In den 70er Jahren und in der Kleintadt war das ganz schön rotzig, fand ich: Männer in Strapsen, laute Rock-Musik, dazu die Verherrlichung von Sex und Drogen.

Zwischen 1979 und 1984 sah ich den Film noch zweimal im Kino - man ging in der Clique hinein - und einmal zur Hälfte auf Video. Als ich in den späten 80er Jahren im Jugendzentrum »Murgtäler Hof« in Freudenstadt gelegentlich Platten auflegte, gehörte der »Time Warp« aus diesem Film-Soundtrack zum subkulturellen Tanz-Inventar.

Seither habe ich den Film irgendwie nicht mehr vermißt. Als er aber unlängst im Fernsehen kam, war alles wieder da: Ich erinnerte mich an jede Szene, ich konnte manches mitsprechen, und ich ärgerte mich über die miesen Übersetzungen in den Untertiteln (na ja, heute ist mein Englisch auch ein wenig besser als zur Schulzeit).

Nur: Der Spaß von damals stellt sich nicht mehr ein. Die »Rocky Horror Picture Show« hat nicht subkulturelles mehr an sich. In Zeiten, in denen Marilyn Manson zur guten Sendezeit auf MTV läuft, kann ein Tim Curry als Frank N. Furter wirklich nicht mehr schocken. Das ganze wirkt heute trashig im unfreiwilligen Sinne.

Eine seltsame Zeitreise für mich!

22 Juli 2007

Sterben die Dummen nie aus?

Mal wieder eine Mail der besonderen Art. Ein gewisser Martins Weber Dito schrieb mich an, ich zitiere auszugsweise aus dem lustigen Schreiben, inklusive aller Schreibfehler natürlich:

»Ich bin bei einer routinen Überprüfung in meiner Bank (Standard Bank von Süd Afrika) wo ich arbeite, auf einem Konto gestoßen, was nicht in anspruch genommen worden ist, wo derzeit $12,500,000 (zwölfmillionenfünfhundert US Dollar) gutgeschrieben sind.

Dieses Konto gehörte Herrn Manfred Becker, der ein Kunde in unsere Bank war, der leider verstorben ist. Herr Becker war ein gebürtiger Deutscher.Damit es mir möglich ist dieses Geld $12,500,000 inanspruch zunehmen, benötige ich die zusammenarbeit eines Ausländischen Partners wie Sie,den ich als Verwandter und Erbe des verstorbenen Herrn Becker vorstellen kann,damit wir das Geld inanspruch nehmen können.

Für diese Unterstützung erhalten Sie 30% der Erbschaftsumme und die restlichen 70% teile ich mir mit meinen zwei Arbeitskollegen, die mich bei dieser Transaktion ebenfalls unterstützen.Wenn Sie interessiert sind, können Sie mir bitte eine E-Mail schicken, damit ich Ihnen mehr Details zukommen lassen kann.«

Ich hab's unterlassen, darauf zu reagieren. Aber vielleicht mag jemand martinsdito@aim.com anmailen und mit ihm dieses großartige Geschäft anbahnen ...

21 Juli 2007

Karlsruhe brodelt jugendlich

Als ich gestern von München zurück kam, fiel mir auf, wie viele junge Menschen in Karlsruhe unterwegs waren. Dutzende, nein, Hunderte von Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren strömten zu Fuß oder auf dem Fahrrad in Richtung Europahalle; die Straßenbahnen in diese Richtung waren alle voll.

Heute herrschte dasselben Bild. Der Grund: In der Günther-Klotz-Anlage tobt von Freitag bis Sonntag »das Fest«, die große Karlsruher Open-Air-Veranstaltung, die jährlich Zigtausende aus Süddeutschland und dem nahegelegenen Ausland anzieht. Für dieses Jahr rechnete man mit insgesamt 300.000 Besuchern – »umsonst und draußen« nannte man so etwas noch in den 80er Jahren.

Ohne mich allerdings. Schon im letzten Jahr verpaßte ich bewußt die Großveranstaltung, und das, obwohl ich sie jahrelang gern besucht hatte. Kein Wunder bei der Mixtur aus bekannten und unbekannten Bands.

Faithless und Asiandubfoundation, The Stranglers und Suzanne Vega, Simple Minds und New Model Army ... irgendwie spielte alles, was irgendwann mal Rang und Namen hatte, in Karlsruhe. Geile Sache.

Aber im Lauf der Jahre wurde aus einer Veranstaltung für einige tausend bis zehntausend Leute eine Großveranstaltung mit hunderttausenden. Wenn man irgendwann auf dem Festival-Gelände nicht mehr umfallen kann, weil es so voll ist, bleibe ich lieber daheim und schreibe.

Wobei es heute abend ohnehin regnete ...

19 Juli 2007

Essen in München - Teil 2

Das Kaffeehaus des Literaturhauses - gedacht für Literaten, aber dummerweise in absolut bonziger Umgebung platziert. Männer in Anzug und Krawatte und Frauen in teuer aussehenden Kostümen sitzen an den schicken Tischen.

Ein Salat kostet über zwölf Euro; die Portionen sind klein und sehen nach Nouvelle Cuisine oder anderem Quatsch aus. Eine Handvoll Nudeln mit Soße, die gut schmeckt, kosten in Tateinheit mit einem Glas Spezi und Trinkgeld dann auch gleich elf Euro.

Respekt. München ist eine teure Stadt, das wußte ich schon. Aber das Kaffeehaus als Treffpunkt für Autoren und Übersetzer wirkt schon arg teuer.

Essen in München - Teil 1

Der Elisenhof unweit des Hauptbahnhofs ist eine Mischung aus Einkaufszentrum und direkter Anbindung zu den S-Bahnen; unter anderem gibt es auch diverse Restaurants. Ich setze mich ins "New Saigon", das vietnamesische Restaurant, direkt neben dem Einkauf zum Edeka-Neukauf-Markt.

Männer sitzen dort herum, reden im schlimmsten Bayerisch mit dem vietnamesischen Kellner, trinken fleißig Hacker Pschorr aus Weizenbiergläsern und verschlingen Unmengen an Schnitzel mit Pommes frites. Ich futtere ein leckeres vietnamesisches Gemüse- und Reisgericht mit scharfer Curry-Soße; es erinnert mich an das leckere Essen während meines damaligen Urlaubs und ich werde für einen Moment glatt sentimental.

Neonlicht flimmert über den Steinplatten auf dem Fußboden und der Glasfront des Supermarkts. Stimmengewirr flattert durch die Gänge, es riecht nach Bier und Curry.

Über den Tischen hängen zwei kitschige Drachen aus Papier; sie bilden die optische Trennung zum Modemarkt Adler im Erdgeschoß, und sie scheinen auf die bayerischen Männer und mich herunterzugrinsen.

Hätte ich an ihrer Stelle wohl genauso gemacht.

17 Juli 2007

Gute Stube Gutenbergplatz

Ich mag Karlsruhe sehr, das merke ich an Tagen wie diesen: Sommerlich warm ist es, man kann auch spät abends auf der Straße herumsitzen und Bier trinken, solange es die Nachbarn nicht zu sehr stört.

Besonders ideal ist dabei der Gutenbergplatz ganz in der Nähe, den ich gern als "meine gute Stube" bezeichne: Kopfsteinpflaster, halbwegs alte Häuer drumrum, sehr nette Kneipen und Restaurants und überall die Möglichkeit, im Freien zu sitzen.

So auch gestern. Bei tropischen Temperaturen von über 34 Grad auch abends um halb elf Uhr schmeckt das kühle Weizenbier gleich doppelt gut, wenn man mit netten Leuten auf dem Gutenbergplatz sitzt.

16 Juli 2007

Comic-Fanzine aus der Schweiz


Immer wieder überraschend ist die bunte Mischung, die das Fanzine Kaufzwang für den Leser bereit hält. Schönes Beispiel: die aktuelle Ausgabe 4.

Manche Comics sind grottenschlecht, zumindest nach meinen Begriffen; vielleicht ist das auch nur künstlerisch wertvoll, das weiß ich nicht immer. Andere Comics sind originell und skurril zugleich.

Eine bunte Mischung auf 32 A4-Seiten auf jeden Fall, die es für zwei Euro oder gegen ein Austausch-Fanzine zu entdecken gibt. Direkt per Mail den Kontakt herstellen über: Captain_Cumulus@gmx.net. Oder die Blogspot-Seite mal gucken ...

15 Juli 2007

Harry zum fünften

Gelesen habe ich nur die ersten drei Abenteuer des jungen Zauberlehrlings Harry Potter. Mittlerweile kam die Verfilmung des fünften Buches ins Kino, und natürlich hab' ich mir das angeschaut.

Anfangs fand ich den Film ein wenig zerfasert (trotzdem gab's einige coole Effekte), gegen Ende wurde er arg schnell runtergehudelt. Unterhalten konnten wir uns trotzdem sehr gut - vor allem die bescheuerte Schulleiterin in pinkfarbenem Kostüm bereitete viel Freude.

Die beste Szene im Film war allerdings die eigentlich sehr punkrockige Einlage mit den zwei Brüdern, die mit einem Haufen von Knallkörpern alles durcheinander bringen, die Autoritäten bloßstellen und sich dann gemeinsam verpissen. Sehr schön - endlich mal ein Schlag gegen das eigentlich fürchterlich autoritäre System der Zaubererschule (ich wäre da längst abgehauen).

Amüsanter Film. Sicher nicht der beste Potter, aber auf jeden Fall brauchbar.

13 Juli 2007

Stress-Wochen

Eine Situation, die langsam an die Nerven geht: Ununterbrochen sind Termine einzuhalten, praktisch jeden Tag ist eine Besprechung - und wenn das nicht ist, wird garantiert ein Autor oder sonst ein freier Mitarbeiter krank, und irgendwelcher Mist bleibt an mir kleben.

Ich stelle fest, wie kurzatmig ich bin, wie angespannt und hektisch, wie dauernd genervt und auch aggressiv. Kein guter Umgang also für Kollegen/innen, für die Lebensgefährtin, für Freunde & Bekannte. Wobei deren freundliche Wünsche wie »Darfst halt nicht so viel arbeiten« ebensogut gemeint sind wie »Dann gib halt mal einen Roman in Druck, der deinem Qualitätsanspruch nicht genügt«.

Schwierige Sache, das. Vielleicht hätte ich mir doch einen Beruf aussuchen sollen, mit dem ich mich nicht identifizieren kann. Lagerarbeiter in einem Supermarkt (wie 1981 bis 1984) oder Landwirtschaftshelfer (wie 1979/80). Da hat man dann auch pünktlich Feierabend.

Aber: An diesem heiligen Wochenende soll ja endlich der Sommer kommen. Und ich hab' mir fest vorgenommen, kein Manuskript zu lesen.

12 Juli 2007

Blättern in den frühen 80er Jahren

Ausgelöst durch die Lektüre von »Bam Wam«, dem Roman Oliver Bopps, nahm ich mir in den letzten Tagen immer mal wieder zwei Klassiker der amerikanischen Underground-Literatur vor, die auch im eben erwähnten Buch vorkommen. Schon seltsam, nach einem Vierteljahrhundert mal wieder in Büchern zu blättern und zu lesen - ich fand anfangs der 80er Jahre praktisch alle Bücher aus dem Maro-Verlag genial.

Mit dem Abstand wächst auch das Unverständnis ... Jack Michelines Kurzgeschichten finde ich immer noch lesenswert; sie haben auch in der nicht sonderlich überzeugenden Übersetzung (das fand ich damals toll!) ihren eigenen »Drive« und machten mir erneut Spaß. Sehr gut, sehr spannend.

Ganz anders Gerald Locklin. Einigermaßen irritiert saß ich mit dem Buch da und versuchte, Gefallen an den Gedichten und Geschichten zu finden. Mit dem langweiligen Zeugs wurde der Mann in den 70er Jahren zuerst zum Underground-Star und dann zum Literatur-Professor? Unglaublich.

Die zwei Bücher landeten jetzt wieder im Regal. Vielleicht hole ich sie in weiteren 25 Jahren wieder raus. Ich will gar nicht ausrechnen, wie alt ich bis dahin bin. Aber mein Geschmack hat sich bis dahin auf jeden Fall weiter verändert ...

11 Juli 2007

Leopardenmuster

Bleibt man in diesem Sommer 2007 eigentlich vor nichts mehr verschont? Am heutigen Tag kurz nach 18 Uhr habe ich das Schreckliche wieder gesehen ...

Es war in der Karlsruher Innenstadt, und sie war vielleicht anfangs 50: eine rundliche Dame mit etwas zu viel Schminke im Gesicht und knallroten Fingernägeln. Sie trug eine Leggins mit Leopardenmuster.

Eine Leggins ... Leoparden-Schick ... Die Hose saß wie angegossen und betonte jede Krampfader. Und die schwarzen Flecken tanzten geradezu über den hellen Hintergrund. Fast wäre ich vom Rad gefallen.

Was sagt da eigentlich Innenminister Schäuble dazu?

Witze machen

Bevor ich die Filigranmusiker von Rudolfs Rache aus dem beschaulichen Wilhelmshaven kennenlernte, hielt ich Ostfriesen pauschal für dumme Menschen. Ein Erfolg, wie jahrelange dumme Witze einen jungen Menschen verderben können.

Heute wohne ich in Karlsruhe, und hier macht man Witze über Pfälzer, also die Bewohner des südlichen Teils von Rheinland-Pfalz. Aus dieser Region kommt übrigens Kurt Beck, der aktuelle Sozialdemokraten-Häuptling, und vieles, was man über die Pfälzer mit lästerhafter Zunge sagt, ist einfach wahr.

Die Pfälzer wiederum machen Witze über die Saarländer. Das kann ich gut verstehen, nachdem ich in den 80er und 90er Jahren viele Expeditionen in das kleine Bundesland unternahm, wo alte Menschen ja nun wirklich sagen, sie führen »ins Reich«, wenn sie die Grenzen nach Rheinland-Pfalz überschreiten.

Schon seltsam: Über wen machen eigentlich die Saarländer Witze?

09 Juli 2007

Bundeswehr, Literatur und Erinnerung


1981 bis 1985 las ich regelmäßig die aus Münster stammende Literaturzeitschrift Am Erker; ich hatte zeitweise sogar ein Abonnement, wenn ich das Heft nicht bei Josef Wintjes in Bottrop bestellte. Irgendwann lief das Abo aus, und ich bestellte nicht mehr nach, ohne daß ich heute wüßte, warum das so war.

1984/85 war ich bei der Bundeswehr, die mit Abstand dümmste und überflüssigste Zeit meines Lebens. Sicher auch mal Thema für ein Buch voller peinlicher Geschichten, aber nicht jetzt.

Am Erker habe ich Ende letzten Jahres wieder abonniert. Mittlerweile ein schickes Paperback, das kaum noch an das Fanzine von vor einem Vierteljahrhundert erinnert - sehr schön! Ich erfreue mich an Gedichten und Geschichten, Besprechungen und Artikeln, stoße auf unbekannte Autoren und stelle fest, was es alles an interessanter Lektüre gibt.

Und natürlich lese ich keine Ausgabe komplett, dazu fehlt mir die Zeit; ich sehe Am Erker schlicht als bereichernd.

So auch die Ausgabe 53 mit dem Themenschwerpunkt Bundeswehr. Verschiedene Autoren nehmen sich des Themas an, manchmal literarisch-verquast, manchmal aber ziemlich cool. Sogar eine Geschichte mit Afghanistan-Thematik ist enthalten.

Ein lesenswerter Band, wie ich finde. Nicht nur für Leute, die in den 80er Jahren so blöd waren, zur Bundeswehr zu gehen ... 178 Seiten für neun Euro, ein Vierar-Abo gibt's für 30 Euro

Endgültig gaga?

Daß in diesem Land so einige Leute langsam hohldrehen, ist nichts neues. Die Spirale aus Angst und Schrecken, aus Wahn- und Unsinn – die dreht sich immer schneller. Und ich krieg' das manchmal gar nicht mehr rasch genug mit.

So erfuhr ich am Wochenende nur am Rande, dass mein Lieblings-Badener mal wieder Sprüche klopfte, bei denen es mir die Schuhe auszieht: Wolfgang Schäuble, gewissermaßen ein Landsmann von mir (was man beim Sprechen ja durchaus hört ...), denkt mittlerweile öffentlich über Dinge nach, für die man ihn eigentlich sofort einsperren müßte.

Wer so was fordert, fordert im Prinzip doch nix anderes als die Abschaffung der Grundrechte. Und dann wird er auch noch allen Ernstes von irgendwelchen CDU-Superhilfsheriffs unterstützt.

Besonders lustig finde ich Schäubles Überlegungen, man könne künftig verdächtige Personen »gezielt töten«. Also zackzack irgendwelche Leute abknallen, die man für Terroristen, Extremisten oder vielleicht auch nur Falschparker hält – eine großartige Idee.

Früher wäre man für solche Ideen eingesperrt worden, heute darf ein Minister so einen Unsinn erzählen; für den er immerhin noch den Begriff »rechtliches Problem« findet – das man dann lösen müsse. Wer in diesem Land derzeit der Grundgesetz-Aushöhler und -Verletzer Nummer eins ist, steht spätestens nach solchen Aussagen fest.

08 Juli 2007

Fahrrad-Missionar

Samstag mittag in Karlsruhe. In Hausschuhen, CRASS-T-Shirt und mit einer zerrissenen Jeans (also in einer Kleidungsmischung aus spießig und punkig) gehe ich über den Platz von meinem Auto zum Gartentor.

Auf einmal hält ein Radfahrer neben mir: grauhaariger Mann in brauner Hose und brauner Jacke, darunter ein kariertes Hemd. »Entschuldigen Sie«, beginnt er, »daß ich Sie so einfach anspreche. Haben Sie kurz Zeit?«

Ich bleibe stehen und mustere ihn irritiert, ohne etwas zu sagen. Hat er sich vielleicht verfahren?

»Wissen Sie«, sagt er, »wenn ich einen jungen Mann wie Sie sehe, muß ich kurz anhalten.«

Junger Mann? Wohin guckt der? Offiziell gilt jemand wie ich als »Mann mittleren Alters«. Ha!

»Ich komme vom evangelischen Missionswerk und wollte mit Ihnen kurz über ...«

Ich halte ihm die gekreuzten Zeigefinger vor die Nase. »Halt! Kein Wort mehr! Ich will nichts von Kirchen wissen.«

Er stottert. »Aber ... aber ... ich wollte doch gar nicht ...«

Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und ignoriere sein Gestammel. Ich glaub's einfach nicht: Am hellichten Tag überfallen einen die Sektierer schon vor der Haustür ...

07 Juli 2007

Ein alter Mann, der rockt

TV Smith ist seit 1977 in der Punkrock-Szene aktiv. Damals startete er mit den Adverts durch und hatte mit »Gary Gilmore's Eyes« sogar einen echten Hit. Seit Jahren tourt er solo.

Am Freitag, 6. Juli 2007, stand der mittlerweile über fünfzig Jahre alte Sänger mal wieder auf der Bühne des »Mikado«, des Kulturzentrums in der Karlsruher Nordstadt. Vor ihm zelebrierten die Jungs – und das eine Mädel – von der Garden Gang aus München ihre Mixtur aus 77er-Punk und Glamrock; sehr nett und zu recht mit viel Beifall belohnt.

Zum Toben und Johlen kam der Saal aber bei TV Smith. Wie es der alte Mann des Punkrock schafft, allein mit seiner Stimme und seiner Gitarre die Leute zum Tanzen, zum Mitsingen und zum Hüpfen zu bringen, das ist schon sagenhaft.

Einzig kritisch fand ich das hohe Durchschnittsalter im Saal – die Leute waren im Schnitt zwischen 30 und 40 Jahren alt. Das ist dann wirklich Senioren-Punkrock; da sage ich nichts dagegen, aber mit ordentlicher Werbung hätten sich auch noch einige aktive Jung-Punks in den Saal verirrt.

Scheißegal: TV Smith rockte wie Sau. Und sein Stück »The Future Used To Be Better« ist auch die ultimate Hymne für alternde Punkrocker.

06 Juli 2007

Gut Essen auf Badisch

Empfange ich im Büro irgendwelche Besucher, stellt sich oft die Notwendigkeit, mit diesen essen zu gehen. Meist gehen wir in die Kantine (damit habe ich kein Problem) oder zum nahegelegenen Italiener (schmeckt okay, ist nicht Weltklasse, aber völlig in Ordnung). Manchmal aber, wenn es besonders wichtig ist, müssen wir auswärts essen.

So auch gestern. Mit Gästen aus dem Norden muß man feudal essen gehen, so die Idee der Chefetage. Also eierten wir in zwei Autos über die Dörfer, bis wir die reizende Landgemeinde Hügelsheim erreichten.

Dummerweise sind gerade die Autobahnen rings um Karlsruhe eine einzige Baustelle, was dazu führt, daß die klugen Fahrer alle von der Autobahn runtergehen und über die Dörfer eiern. Wie wir auch ... Und alle stehen in denselben Dörfern vor denselben Ampeln in denselben Umgehungsstraßen-Staus. Na super!

Dafür gab's original badische Küche: fettreiche Soßen voller Geschmacksverstärker und Fleischfraß ohne Ende. Für den Vegetarier gab's einen Salat und eine blöde Bemerkung der Bedienung, als Vorspeise eine Pilzrahmsuppe, auf deren Fleischlosigkeit ich sowieso nicht gewettet hätte.

Das ganze dauerte inklusive An- und Abreise und der Besichtigung trottelig-badischer Autofahrer geschlagene zweieinhalb Stunden. Künftig schleppe ich meinen Besuch wieder in die Kantine.

05 Juli 2007

Rockass rockt


Da der Herausgeber seit einiger Zeit keine neue Ausgabe herausgebracht hat (kein Wunder; er hat geheiratet), stört es hoffentlich nicht so sehr, daß ich mit mörderischer Verspätung auf Rockass 8 hinweise, die aktuelle Ausgabe acht des Punk- und Rock'n'Roll-Fanzines aus Münster. Schickes A4-Format, lesbares Zeitschriften-Layout, immer interessante Beiträge.

Klar, daß mir der Beitrag über die Avengers am besten gefallen hat: Penelope Houston fand ich schon vor einem Vierteljahrhundert gut, und live überzeugte mich die alte Dame des Punk unlängst in Frankfurt. Cool: ein Interview mit den Sunny Domestozs, der Psychobilly-Band aus Münster, von denen ich mir anno 1986 ein Tape kaufte – die gibt es jetzt wieder.

Dazu Bands wie die Lazy Cowgirls (ich erinnere mich noch gern an ein unglaubliches Konzert in den späten 80er Jahren in Schramberg im Schwarzwald) oder die Uralt-Band The Dicks (Interviews hier in Englisch!). Einen Tourbericht gibt es mit der coolen Rotzepunk-Band Hidden Charms aus Münster. Dazu die üblichen Besprechungen.

Eine sackgeile Mischung, die auf 32 A4-Seiten für einen Euro plus Porto präsentiert wird.

04 Juli 2007

Punkrock for Hell!


Es lohnt sich immer wieder, die Heftromane der Konkurrenz durchzublättern. Diese Woche war's dann mal ein JOHN SINCLAIR-Heft, das den wunderbaren Titel »Der Höllenpunk« trug. Ich zitiere aus der Beschreibung einer der zwei wichtigen Nebenfiguren:

»Lena war siebzehn. Ein heißer Feger, ein Punk mit grünen Haaren, die wie breite Stacheln auf dem Kopf wuchsen. Sie hatte eigentlihc ein nettes Gesicht, noch etwas kindlich und rund, aber durch die ebenfalls grün geschminkten Lippen wirkte es stets verfremdet. Sie sah so aus, als würde sie auf ihren Auftritt in der Manege warten. Aber dazu fehlte ihr die entsprechende Glitzerkleidung.

Sie trug Jeans mit bewusst hineingeschnittenen Löchern, ein verwaschenes Sweatshirt und eine dunkelgrüne Lederjacke, die sie erst am gestrigen Tag in einem Billig-Shop gestohlen hatte. Das war eigentlich nicht ihr Outfit, aber sie wusste, was auf sie zukam, und hatte sich dementsprechend angezogen.«

John Sinclair regelt alles, prügelt sich dann auch mit einigen »Punkern« herum und legt letzten Endes den »Höllenpunk« aufs Kreuz. Yes!, so geht das ab in Gruselkreisen, wenn die bösen Punker mal wieder so richtig gemein sind. Großartiger Lesespaß!

03 Juli 2007

Geläster über Punkrock

Keine Ahnung, welcher Teufel mich am Sonntag abend, 1. Juli, ritt: Es war meine monatliche Punkrock-Radiosendung im freien Radio Querfunk, und ich lästerte praktisch ununterbrochen über die aktuellen Punk-Platten aus Deutschland, die ich spielte.

»Kreuzlangweilig« war eines meiner Lieblingsattribute für Bands wie Montreal aus Hamburg oder Bitume aus Oldenburg, »Musik, die meine Mutter mit ihren 76 Jahren nicht mehr aufregt.« Oder zu Raketenhund aus Braunschweig: »ideal für junge Männer, diegerne Halsketten mit Holzperlen tragen.« Daß ich noch ein Konzert mit Kettcar und einigen anderen Emo-Kapellen ankündigte, paßte gut ins Läster-Bild.

Immerhin hatte ich auch Hallo Kwitten aus Flensburg am Start, die ich nicht belästern konnte. Und den Abschluß bildeten die herrvorragenden Nein Nein Nein, die immerhin rotzigen Punk mit deutschen Texten spielen – so etwas hört man hierzulande tatsächlich immer seltener.

Festzuhalten bleibt trotzdem: Die Sendung am Sonntag abend hatte aufgrund meines unaufhörlichen Spottes über Punkrock hoffentlich einen hohen Unterhaltungswert.

02 Juli 2007

Yipee-yi-yea, Schweinebacke!

Man muß über »Stirb langsam 4.0« nicht mehr viel sagen, die meisten werden die einschlägigen Kritiken und Berichte in allen nur erdenklichen Medien mitbekommen haben. Auch das Internet überschlägt sich mit der üblichen unkritischen Berichterstattung.

Sagen wir so: Ich habe mich am Samstag abend königlich amüsiert. Bruce Willis ballert sich im vierten Teil von »Die Hard« durch New York und Washington sowie West Virginia und noch mindestens zwei weitere Bundesstaaten an der amerikanischen Ostküste.

Daneben gibt es haufenweise Seitenhiebe auf Kung-Fu-Stars, auf Computerspieler und Handy-Experten, auf das doofe FBI und was einem sonst noch einfallen mag. McLane als knallharter Bulle setzt sich mit sturer Muskelkraft und lakonischem Humor gegen alles durch, knallt reihenweise Bösewichte ab und hat ganz nebenbei noch eine Tochter, die ihm in jeglicher Hinsicht nacheifert.

Zu viel nachdenken darf man bei diesem Film nicht – dazu hat man im übrigen keine Luft, da es immer ratzfatz vorangeht. Gelungene Kino-Unterhaltung mit knalligen Effekten, viel Licht- und Krachspektakel und allerlei Krimskrams gibt es haufenweise. Ich kann mir nicht vorstellen, daß so was auf Video und in der Glotze ebenso gut funktioniert.

Dieser Film ist ein erneutes Plädoyer fürs Kino. Reingehen, staunen und Spaß haben!