14 Mai 2007

Freudenstadt, oh braune Heimat

Am Sonntag erzählte mir meine Mutter mit einiger Verunsicherung in der Stimme: »In Freudenstadt waren die Nazis. Die Straßenbahn war voll mit jungen Leuten, und ich wußte nicht, ob das jetzt Punker oder Nazis waren.« Und sie habe Angst bekommen, weil so viel Polizei am Bahnhof gestanden sei.

Na super: Ordnungshüter tragen dazu bei, daß eine 76 Jahre alte Frau in Angst und Schrecken versetzt wird.

Nach Durchsicht diverser Foto- und Textseiten bei Indymedia (inklusive alberner Diskussionen zwischen Nazis und Antifas), auf der Homepage des Südwestrundfunks (recht objektiv) und des Unabhängigen Infoportals (viele Fotos!) läßt sich feststellen: Tatsächlich machten die Nazis in Freudenstadt einen Aufmarsch, nicht zuletzt deshalb, weil sie in der Stadt Horb - wo das Ding ursprünglich geplant war - keinen Fuß auf den Boden bekamen.

Schon ein blödes Gefühl für mich, wenn ich sehe, dass ein Nazi-Mob vor »meinem« Jugendzentrum steht. Und wenn ich lese, dass die Polizei mal wieder gegen die »gewaltbereiten Linken« vorgeht. Klasse allerdings, dass in Horb die Bürger mobil gemacht haben - der Oberbürgermeister der Stadt, den ich aus den frühen 80er Jahren noch kenne, hat hier klar Flagge gezeigt.

Zu den wenigen positiven Überraschungen bei der schmierig-braunen Angelegenheit: Die besten Fotos schoß wieder mal Charly Kuball, mein ehemaliger Kollege bei der »Südwest-Presse«; ich wußte gar nicht, daß er noch aktiv ist. Seine Fotoseite prunkt mit großzügigen Nazi- und coolen Punk-Fotos.

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