30 November 2006

Die Deutschen an die Front

Mit einer gewissen Verwunderung stelle ich derzeit fest, daß ich anscheinend mit der Mehrheit der Bundesbürger einer Meinung bin. Werde ich jetzt endgültig spießig, oder was ist geschehen?

Aber wie mehr als zwei Drittel der Bevölkerung – je nach Umfrage – bin ich dagegen, daß die Bundeswehr ihren Einsatzraum in Afghanistan weiter ausdehnt. Kann ja sein, daß meine Motive andere sind als die der Mehrheit, aber endlich gehöre ich mal zum Mainstream.

Na super!

Wobei: Meiner Ansicht nach hat die Bundeswehr außerhalb unseres duften Landes nix verloren, sowieso nicht. Im letzten Jahrhundert hat die Wehrmacht – mit Hilfe meines Opas im Ersten, mit Hilfe meines Papas im Zweiten Weltkrieg – versucht, die halbe Welt zu erobern. Hat beides Mal nicht geklappt, wie wir aus dem Geschichtsunterricht wissen.

Ich bin der erste Mann seit einem Jahrhundert aus meiner Sippschaft, der nicht in den Krieg gegen Frankreich oder sonst einen Nachbarn gezogen ist. Das halte ich für einen Fortschritt, vielleicht einen für den wenigen in der Geschichte der letzten sechzig Jahre.

Nach zwei massenmörderischen Kriegen, so dachte ich, reicht es mit den deutschen Einsätzen in aller Welt. Die Jungs sollen unsere Grenzen sichern, wenn wir schon unbedingt eine Armee haben sollen, und bitteschön bei irgendwelchen Überschwemmungskatastrophen helfen.

Eine Armee für nationale Muskelspielchen brauche zumindest ich nicht.

29 November 2006

Ein Artikel im »Stern« und seine Folgen

Das hat wohl niemand erwartet: Im »Stern«, der bekannten Illustrierten aus Hamburg, erschien ein Artikel über PERRY RHODAN, die Science-Fiction-Serie, die von mir redaktionell betreut wird.

Der Artikel strotzt von gonzo-journalistischen Formulierungen und vielen Fehlern; die Aufregung bei den Autoren und Lesern ist groß. Und ich sehe mich auf einmal in der Rolle eines Mannes wieder, der eine Serie betreut, die anscheinend im rechtsradikalen Lager durch die Gegend wabert.

Aus diesem Grund habe ich ein recht staatsmännisch klingendes »Logbuch der Redaktion« geschrieben, in dem ich auf diese Vorwürfe eingehe, das ganze aber versuche, ein weniger zu relativieren. Daß man vielen Medien nicht trauen und nicht glauben darf, ist mir ja seit längerem bekannt ... die Chaostage und der Medienzirkus damals sind mir in bester Erinnerung (»an Steinen und Containern klebte das Blut«, sage ich nur).

Was ich als Redakteur sehr gut finde, ist das Engagement der Leser. Die Empörung ist groß, und es wird heftig diskutiert – sehr schön. Der eine oder andere Mißklang in so einer Diskussion ist auch auszuhalten ...

Möglicherweise trifft die Empörung eh nicht die richtige Stelle; ich fürchte, daß sich die »Stern«-Redaktion durch Leserbriefe nicht grundsätzlich ändern läßt. Und der Autor?

Stephan Maus befleißigt sich des sogenannten Gonzo-Journalismus, den ich ja manchmal auch lustig finde. Diesmal hat's allerdings mich bzw. meine Arbeit erwischt, und prompt finde ich das ganze nicht mehr so lustig. Schon seltsam, wie sich meine Meinung ändert.

27 November 2006

Diesmal ist Heidelberg dran ...


Kaum habe ich den Lese-Marathon mit Tübingen, Mainz und Karlsruhe absolviert, geht es auch schon weiter: Am Donnerstag, 21. Dezember, lese ich in Heidelberg.

Soweit ich mich erinnere, habe ich in der Universitätsstadt noch nie aus meinen Büchern vorgelesen. Ich habe dort in den 90er Jahre unzählige Konzerte und andere Festivitäten im Autonomen Zentrum besucht, wo es mir eigentlich fast immer Spaß machte.

Die Gestaltung des Flyers, den ich hier dokumentiere, orientiert sich massiv an der des Karlsruhe-Flyers. Sieht trotzdem schick aus, finde ich.

Und jetzt bin ich gespannt, wie viele Leute drei Tage vor dem Heiligen Abend auf eine Punkrock-Lesung kommen ...

26 November 2006

Zwei Texte in einer Anthologie


Der Titel des ganz in schwarz gehaltenen Buches ist »Die Städte brennen wieder«. Im Untertitel wird das Buch als eine »Underground Literatur Anthologie« bezeichnet. Und es sind zwei Texte von mir enthalten, worüber ich mich selbstverständlich gefreut habe.

Erschienen ist das rund 120 Seiten starke Büchlein bei Jerk Götterwind, Postfach 21 03, 64511 Groß-Gerau. Jerk gibt seit Jahren sein Fanzine My Choice heraus und macht ebenfalls seit Jahren in krawalligen Punk-Bands von sich reden.

Es sind haufenweise Autoren im vorliegenden Buch vertreten. Mit Roland Adelmann, Volly Tanner oder Frank Bröker gibt es einige Schreiber, die im literarischen Underground durchaus bekannt sind. Und auch der Herausgeber selbst ist mit einem Text vertreten.

Zum Inhalt kann ich so viel noch gar nicht sagen: Ich habe das Buch bislang nicht gelesen. Von mir stammen zwei Texte/Gedichte, die meine letztjährige Amerika-Reise verarbeiten: »Träume in San Francisco« und »Strandhotel, nachts um elf«.

Wer sich für Underground-Literatur interessiert, der checke einfach die Götterwind-Homepage. Aber mal zackig!

25 November 2006

50 zahlende Gäste, aber ...

Meine Lesung am Donnerstag abend, 23. November, war einigermaßen erfolgreich: fünfzig zahlende Besucher plus diverser »Anhang« - das ist eigentlich respektabel. Vor allem für die Verhältnisse der Stadt Karlsruhe.

Die hervorragende Pressearbeit hat damit aber nichts zu tun: Die Besucher rekrutierten sich praktisch ausschließlich aus der Karlsruher Punkrock-Szene sowie dem Umfeld der Veranstalter; »normale« Leute fanden nicht ihren Weg ins »Oriente«.

Teilweise war's für mich sehr anstrengend: Die Horde Punk-Mädels, die sich in einer Ecke des Raumes versammelte, hatte seit dem Nachmittag dem frischen Federweißer zugesprochen und war entsprechend laut und lustig. Immerhin kamen sie hinterher fast alle an, lobten die Lesung (und ich frage mich: »Haben die auch nur ein Wort verstanden?«) und kauften fleißig Fanzines und Bücher, teilweise von zusammengeschnorrtem Geld. Sehr schön.

Jetzt stellt sich eigentlich vor allem die Frage: Sind die Aufnahmen, die gemacht wurden, gut genug, daß es für ein geplantes Live-Hörbuch von »Peter Pank« und Konsorten reichen wird?

23 November 2006

Ein Buch, das mich packte

Wer gerne liest, kann nachempfinden, wie es mir in den letzten Tagen ging: Ich kaufte am Samstag nachmittag ein Buch, mehr aus spontanen Gründen und weil es mich schon immer interessierte, und ich war übers Wochenende zeitweise kaum ansprechbar, bis ich es in der Nacht von Montag und Dienstag zu Ende lesen konnte.

Die Rede ist von James Graham Ballards Roman »Das Reich der Sonne«. Das Buch wurde sogar verfilmt, unter Regie von Steven Spielberg, aber diesen Film kenne ich nicht. Ich hatte von dem Buch nur immer wieder gehört und gelesen – eigentlich schätze ich Ballard vor allem wegen seiner teilweise genialen Kurzgeschichten.

Bei »Das Reich der Sonne« handelt es sich um einen teilweise autobiografischen Roman. Er spielt in den Jahren 1941 bis 1945 in Shanghai, wo der jugendliche Erzähler Jim (zufälligerweise so alt wie Ballard selbst, der ebenfalls den Krieg in Shanghai überlebte) von den japanischen Truppen in ein Internierungslager gesteckt wird und dort im Prinzip nur deshalb überlebt, weil er sich »nütz-lich« macht und sich gleichzeitig in eine Traumwelt flüchtet, in der es immer wieder um Flugzeuge geht.

Der Roman ist erschütternd. Das allgegenwärtige Sterben beginnt schon auf den ersten Seiten: Der Elfjährige kommt an verhungernden Bettlern vorbei, sieht aufgespießte Köpfe rotchinesischer Sol-daten und andere Scheußlichkeiten. Er wird von seinen Eltern getrennt, schlägt sich auf den Straßen Shanghais allein durch – und als er von den Japanern in ein Lager gesteckt wird, begreift er das Lager sogar als seine Rettung. Doch dort wird das andauernde Sterben noch viel schlimmer ...

»Das Reich der Sonne« ist ein beeindruckendes Werk, dessen Wirkung in mir immer noch anhält. Die Bilder bleiben im Gedächtnis – und das geschieht nicht bei vielen Büchern.

Leider ist der Roman derzeit nicht im Buchhandel erhältlich. Mein heißer Tipp: Schaut auf Flohmärkten, das Ding lohnt sich!

22 November 2006

Neuerdings bin ich Papa ...


Ich habe noch nie die »Rheinpfalz« gelesen, die wohl wichtigste Tageszeitung auf der anderen Rheinseite. In der heutigen Ausgabe für lokale Kultur aber war ein Artikel über mich drin, der mich – seit ich ihn gesehen habe – richtiggehend euphorisiert.

Als Peter Panks Vater bezeichnet zu werden, kommt mir zwar ein bißchen seltsam vor; gleichzeitig paßt es aber ja auch wieder. Felix, der Autor des Artikels, hat das sehr gut geschrieben – gefällt mir.

Und die Arbeit des Fotografen finde ich ebenfalls gut: Wir trafen uns gestern vormittag auf dem Gottesauer Platz; der Wind fegte Blätter durch die Straßen, und es war kühl. Aber der Fotograf blieb cool und schoß einige Fotos aus der Hand, ohne Schnickschnack drumherum. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.

Da steigt meine Nervosität angesichts des morgigen Tages ja noch weiter ...

21 November 2006

Moralapostel, widerliche!

Da sind sie sich mal wieder alle einig: Nach dem sogenannten Amoklauf eines Schülers in Nordrhein-Westfalen fordern irgendwelche neunmalklugen Politiker wieder einmal, die angeblichen Gewaltcomputerspiele zu verbieten. Von »Killerspielen« ist sogar die Rede – und was einem Politiker wie Wolfgang Bosbach, dem stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Bundestagsfraktion, und anderen Kandidaten für gelungenen Wortwitz sonst noch einfallen mag.

Emsdetten, quasi zwischen Gronau und Münster gelegen, den einzigen Städten dieser Region, die ich schon mal besucht habe, wird sicher zu einem Fanal werden. Man wird die Stadt in einem Atemzug mit Erfurt nennen, die Boulevard-Presse überschlägt sich wahrscheinlich vor Begeisterung – und Politiker sowie selbsternannte Moralwächter finden eine tolle Gelegenheit, sich einmal mehr zu profilieren.

Es ist widerlich.

Daß ein Jugendlicher seine Schwierigkeiten mit Gewalt löst, ist kein neues Phänomen und hat nichts mit den Videos zu tun, die er auf seiner Homepage veröffentlichte, oder mit irgendwelchen Egoshootern, die er am Computer spielte. Daß sich jetzt irgendwelche Leute an ihm und seiner Leiche profilieren, hat damit nur indirekt etwas zu tun.

Und das treibt mir die Wut ins Gesicht.

19 November 2006

Endlich gesehen: »Hotel Ruanda«

Als er zur regulären Zeit im Kino kam, habe ich den Film verpaßt. Jetzt haben wir ihn auf DVD angeschaut – und waren hinterher sehr still.

Die politischen Hintergründe waren mir durchaus bewußt: Mitte der 90er Jahre kam es in Ruanda zu einem fürchterlichen Gemetzel, zu einer ethnischen Säuberung derbsten Ausmaßes, bei der innerhalb weniger Monate zwischen 500.000 und einer Million Menschen massakriert wurden. Zumeist zu Tode gehackt.

Die europäischen Regierungen taten alles, um ihre weißen Landsleute auszufliegen und die Tutsi dem Abschlachten zu überlassen. Ein Skandal, bei dem einem heute noch die Schamröte ins Gesicht steigt. Frankreich griff erst ein, als die Völkermörder den Konflikt verloren – dann schickte die Grande Nation ihre Truppen, um den flüchtenden Völkermord-Milizen den Rückzug in den Kongo zu decken. Womit im übrigen der Kongo-Krieg mit bislang mehr als drei Millionen Toten begann ...

Hierzulande interessiert das keine Sau. Deshalb finde ich es gut, daß es Filme wie »Hotel Ruanda« gibt. Erzählt wird die Geschichte eines Hotelmanagers, der kein Held ist, der aber letztlich über tausend Menschen das Leben rettet.

Der Film wurde damals kritisiert, weil er zu viel Wert auf eine »human touch«-Geschichte legt, um eben auch das Massenpublikum zufriedenzustellen. Die Kritik ist meiner Ansicht nach völlig fehl platziert. Ohne diese Liebes- und Familiengeschichte wäre der Film nicht auszuhalten – man kann nicht eineinhalb Stunden lang nur Gemetzel zeigen, auch wenn das wohl der Realität eher angemessen wäre.

Trotzdem ein beeindruckender Film, spannend und informativ zugleich. Mein Tipp: in der Videothek oder sonstwo ausleihen! Das lohnt sich!

18 November 2006

Ein Kongress »für mehr Innovation«

Den Begriff »do it. Kongress« fand ich von Anfang an eher blöd. Zu viele Anglizismen stören auch bei neuen Internet-Anwendungen. Trotzdem fuhr ich am Donnerstag, 16. November 2006, nach Freiburg.

Und dann verbrachte ich den schönsten November-Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nicht im Freien wie jeder vernünftige Mensch, sondern saß in einem Kongresszentrum, wo ich mir mehr oder weniger kluge Vorträge anhörte und anschaute.

Ich interessierte mich – zusammen mit der begleitenden Kollegin – vor allem für den Bereich »IT und Marketingkommunikation«. Vorträge gab es von Leuten, die für Firmen wie ebay oder Burda, BASF oder Fischer (die Dübel-Firma) tätig waren: meist interessant, manchmal spannend, nur einmal langweilig dargeboten.

Es ging im wesentlichen um das sogenannte Web 2.0, die neue Welt des neuen Internet, von der noch niemand so genau weiß, wohin es damit gehen soll. Als Tatsache gilt, daß es spannend ist, was derzeit im Internet an Neuigkeiten ausprobiert werden.

Ob das ganze wieder in eine platzende Blase mündet wie vor einigen Jahren schon mal, werden wir sehen müssen. Ich fand's auf jeden Fall sehr interessant, mich mal auf einem Kongress über neue Erkenntnisse zu informieren.

Das hatte dann tatsächlich etwas mit »echter« Science Fiction, fand ich. Nicht gerade Punk ...

17 November 2006

Berichte zur anstehenden Lesung

Die Vorberichterstattung in Karlsruhe ist der Hammer: Nächste Woche lese ich ja in meiner aktuellen Heimatstadt, und die Veranstalter-Crew von »LessTalkMoreRock« trommelt derzeit unglaublich. Der Beweis dafür, daß sich gute Pressearbeit in guten Berichten niederschlägt – ob sich das auf die Besucherzahlen auswirkt, werden wir noch sehen.

Die Stadtzeitungen haben fleißig berichtet. Vorberichte gab es in der »Klappe Auf« und im »Inka«, alle mit schönen Fotos garniert. Am besten aber sind die bisherigen Internet-Vorberichte.

Unter der Headline »Lesung mit Klaus N. Frick – Pogo-Poesie im Oriente am 23. November« gibt es beispielsweise einen famosen Artikel bei ka-news. Die Seite ist in Karlsruhe so ziemlich die Nummer eins, was elektronische Berichterstattung über diese famose Beamten- und Studentenstadt in Baden angeht.

Mein Lieblingssatz: »Außerordentlich witzig und mitunter drastisch - die Welt Peter Panks besteht eben nicht nur aus Pogo und der Erschütterung schwäbischer Kleinbürgerlichkeit.« So was finde ich natürlich klasse!

Irgendwie lustig liest sich die Beschreibung auf der Homepage des »Radio Oriente«: Als »lebende Legende der süddeutschen Punkrock-Szene und Multitalent« werde ich da bezeichnet, wobei ich mir sicher bin, daß hier die eigentlichen Veranstalter den Text geliefert haben. Gefreut habe ich mich trotzdem. Im übrigen ist das »Oriente« auch ein sehr netter Ort, in dem ich schon manches Jazz-Konzert oder sonstigen Musik-Kram bei einem netten Bierlein »für umme« mitgekriegt habe.

Sagen wir so: Meine Spannung steigt ...

16 November 2006

Neuer Titel für den Herrn

Der Laden sah eigentlich recht gutbürgerlich aus: Holztische, Holzstühle, eher schlicht alles gehalten. Und die Speisekarte war ebenfalls recht übersichtlich.

Trotzdem war ich mitten im Universitätsgelände von Mainz. Und die »Taberna Academica« nannte sich selbst »die freundliche Kneipe auf dem Campus«.

Das war sie auch: Die Bedienung war nett, der Kaffee machte mich wach, und die Kartoffelpuffer mit Pilzrahmsoße schmeckten lecker. Alles so, wie ich es wollte. Eine schöne Vorbereitung auf die hoffentlich erfolgreiche Lesung.

Als ich der Bedienung sagte, daß meine Rechnung von den Veranstaltern übernommen werden sollte, lachte sie und meinte: »Aha, Sie sind also der vegetarische Künstler

Und seither überlege ich mir, ob ich mir das als offiziellen Titel auf die Visitenkarte schreiben soll ...

15 November 2006

Fast ein Desaster in Mainz

Irgendwann mußte es ja einmal passieren: eine kleine Kulisse für eine Lesung. Wobei der Raum im Kultur-Café der Mainzer Universität am Dienstag abend, 14. November, anfangs gut gefüllt war ...

Dummerweise interessierten sich die meisten Leute nicht für meine Lesung und gingen hinaus, bevor ich anfing. Aus dem Nebenraum heraus sorgten sie dennoch für eine mörderische Geräuschkulisse.

Dummerweise spielte am selben Abend Trend in Wiesbaden. Eine echt fiese Konkurrenzveranstaltung. Kein Wunder, daß nur zehn »echte« Zuhörer da waren, die sich dann aber als treu und sehr freundlich erwiesen.

Und ich war tapfer. Es gab kein Mikro und aus dem Nebenraum, von der Theke und von hinten drang ein permanenter Gesprächspegel. Aber ich schrie tapfer dagegen an und riß ein gut eineinviertel Stunden dauerndes Programm runter.

Danach war ich heiser. Und unterhielt mich noch ganz gut mit Teilen des Publikums. Also war's doch eine nette Veranstaltung.

14 November 2006

Großartiger Vergleich

Zu meiner Schande muss ich gestehen, daß ich von Oliver Uschmann noch nie etwas gelesen habe, zumindest nicht bewußt: Gelegentlich blättere ich ja im »Visions« oder schnappe mir ein »Galore«, aber für »testcard« fehlt mir das Studium – das sind die Magazine, für die er schreibt.

Er hat aber auch Bücher verfaßt, die unter dem Reihentitel »Hartmut und ich« erschienen sind und die mir bislang unbekannt waren. Peinlich aber wahr; klingt ja alles doch recht interessant und originell.

Aus Gründen, die ich hier nicht länger erläutern will, bin ich aber auf seinem Blog gelandet. Und dort fand ich folgenden Absatz in einem Text:

»Gut, Ego- und Fanzineschreibe, radikale Subjektivität und Gonzojournalismus waren toll. Als Idee. In der Praxis konnten das Hunter S. Thompson, Klaus N. Frick und mit Abstrichen der größenwahnsinnige Christoph Parkinson vom Furios Clarity Zine. Die meisten anderen erschöpften sich irgendwann in öden Saufberichten.«

Und danach schwebte ich einen Meter über dem Fußboden. Der Vergleich mit Hunter S. Thompson schmeichelt mir. Coole Scheiße.

Danke!

13 November 2006

Emocore und Lesung in Tübingen

Eine Fahrt nach Tübingen - das ist für mich schon gelegentlich wie eine Reise in die Vergangenheit. Zu oft hielt ich mich in der Stadt auf, in den 80er Jahren vor allem einer der wichtigsten Zielpunkte für einen Kleinstadtjungmenschen wie mich.

Die Schellingstraße selbst kannte ich gar nicht selbst: Hier gibt es ein autonomes Wohnprojekt und zugleich Kulturzentrum. Und dort las ich am Montag, 13. November 2006, nachdem ich vorhin Bier und Kuchen zu mir genommen hatte - in meinem Vorbericht fand ich das ja ein bißchen lustig. Als Räumlichkeit diente eine anständig mit politischen Büchern bestückte Bibliothek.

Das Publikum war etwas gehemmt, dafür umso studentischer. Hinterher gab es nur zaghafte Gespräche, die dafür sehr nett verliefen. Und ich verpaßte die lokale Hardcore-Band, die ihre vier Stücke schmetterte, während ich im Nebenraum noch laberte.

Immerhin bekam ich Kurhaus komplett mit. Die Band aus Schleswig-Holstein macht im weitesten Sinne Emocore - ein wuchtiges Brett, das total authentisch rüberkam, das von den fünf Jungs absolut energiegeladen präsentiert wurde. Auch wenn die Ansagen manchmal zu lang waren, zeigten sie doch, daß die Band sich was dachte, als sie die Stücke schrieb.

Und wer ein Statement wie "in the name of love this must come to an end" ins Publikum schmettert, das sich auf den Kapitalismus bezieht, steht auf jeden Fall auf der richtigen Seite.

12 November 2006

Punkrock mit Frauenbonus

Mal wieder Frankfurt: Einigermaßen spontan hatten Lars und ich beschlossen, am Samstag abend, 11. November 2006, in die "Au" zu fahren, das autonome Wohn- und Kulturzentrum der Messestadt, seit bald einem Vierteljahrhundert in der Hand der ehemaligen Besetzer.

Als erste Band spielten Supabond aus Düsseldorf: drei Typen, eine Frau. Die Musik, die ich von der Demo-CD her bereits kannte, läßt sich mit einer Mischung aus rotzigem NdW-Punk der frühen 80er Jahre und heutigem Gebratze einigermaßen gut beschreiben. Die Sängerin tobte auf der Bühne gut herum, das zur Hälfte aus jungen Frauen bestehende Publikum ging entsprechend mit. Sehr gute Vorband.

Das wurde aber von den Rotten Apples getoppt. Die vier Frauen aus Seattle, schlechte Tattoos und ungewöhnliche Klamotten inklusive, bratzten eine großartige Mischung aus Rock'n'Roll und Punkrock in den Saal; eine fiese Rockröhre als Frontfrau und eine Bombenstimmung im Saal.

Ich fühlte mich geschätzte zwanzig Jahre jünger und fuhr auf einer Welle der Euphorie nach Hause. Sehr schön. Frankfurt, wir kommen wieder!

11 November 2006

Meine neue Lieblings-Kneipe

Seit heute habe ich einen neuen Ort zum Weggehen: das Restaurant im obersten Stock von »Mann-Mobilia«, dem großen Möbelhaus am Stadtrand von Karlsruhe. Nicht gerade still und ruhig, sondern eher quirlig und voll, aber ansonsten voll subber.

Ich mußte dorthin, weil wir eine neue Lampe fürs Wohnzimmer suchen. Die fanden wir auch, und weil ich mich so gut bei diesem Einkaufsbummel geführt hatte, gab es hinterher Kaffee und Kuchen im Möbelzentrum. So wie das alle anderen Leute in dem vollgestopften Laden machten.

Der Kaffee war besser als in manchem Restaurant, der Kuchen schmeckte lecker, die Bedienung war zackig und freundlich zugleich, und die Preise waren in Ordnung. Das Neonlicht an der Decke war vielleicht ein bißchen störend, und schätzungsweise 250 Gäste in dem Restaurant sind auch nicht jedermanns Sache ...

Aber: Vom Fenster aus hatte ich einen traumhaften Blick über das im November-Regen versackende Karlsruhe. Schwarze Vögel taumelten durch die Luft, Schwärme, die vor dem Fenster auf und ab flatterten. Kirchtürme, Schornsteine und die Flutlichtscheinwerfer des Fußballstadions bohrten sich wie abwehrbereite Geschütze in den grauen Himmel.

Von oben sah der Verkehr auf der vierspurigen Straße klein und beschaulich auf: Lastwagen im Regen, Autos wie Spielzeug, Menschen, die sich unter ihren Schirmen versteckten. Da machte mir sogar der November-Blues ein bißchen Spaß.

10 November 2006

Geschafft: wichtige Person!

Folgt man der Regel, daß nur das wirklich gilt, was für die Nachwelt aufbewahrt wird, habe ich es ja jetzt einigermaßen geschafft: In irgendeinem Literaturlexikon stehe ich angeblich schon drin, im deutschsprachigen »who is who« irgendwie ebenfalls – und jetzt hat mich eine treue Seele auch noch in der Wikipedia verewigt.

Yes! Ein Grund, ein Bier zu öffnen. Hurra!

Lustig ist die holperige Zeitenfolge. Zwischen »machte« und »feiert« pendelt der Autor fleißig hin und her. Und dass ich die PETER PANK-Geschichten »später veröffentlicht« habe, ist auch eher heikel – kommt ja immer darauf an, auf welche Zeit sich das bezieht.

Sei's drum. Schmeichelhaft ist das allemal.

09 November 2006

Neuerdings mache ich Kleinkunst

Das finde ich wirklich lustig: Ich lese demnächst in Mainz, und die Lesung wird unter der Rubrik »Kleinkunst am Dienstag« angekündigt. Okay, das ist der Titel der Reihe, insofern paßt es ja schon – aber ich mußte grinsen, als ich es las.

Die Lesung selbst ist am Dienstag, 14. November 2006; sie beginnt um 21.30 Uhr. Ort ist das Kulturcafé auf dem Campus der Universität Mainz (Becherweg 5, 55128 Mainz).

Und ich bin schon sehr gespannt, wie das wird, wenn ich auf einem solchen universitären Gelände meine Geschichten zum besten geben kann ...

08 November 2006

Straßengewalt in München

Warum der schwedische Krimi »The Third Wave« in »Die dritte Gewalt« übersetzt wurde, ist wohl nur den deutschen Fernsehverantwortlichen nachvollziehbar: Im Film geht es um die »dritte Welle« des organisierten Verbrechens, und der deutsche Titel ist schlicht unsinnig. Aber trotzdem guckten wir uns den Streifen ausm Jahr 2003 am Montag abend an.

Zur Handlung will ich so viel nicht sagen – nur einen Tip: Wenn das Ding mal wieder in der Glotze kommt, guckt's Euch an. Die Schweden zeigen mal ganz flott, wie man heutzutage einen spannenden Thriller macht. Die Handlung spielt in England, Holland und Deutschland, ein bißchen auch in Schweden. Verfolgungsjagden durch den Hürtgenwald spielen ebenso eine Rolle wie eine heftige Straßenschlacht in München.

Ja. Eine Straßenschlacht. Ja. In München.

Im Rahmen einer Demonstration gegen die EU gehen nämlich militante Autonome (voll vermummt!) auf die Polizei los, es rappelt ohne Ende. Steine fliegen, Autos brennen. Zeitweise hart an der Grenze zur Parodie gezeigt, weil anscheinend die Statisten rar waren: Im Prinzip boxen sich die Polizisten und die Autonomen in einer Seitenstraße der Innenstadt, und die Fronten gehen immer hektisch hin und her.

Mit Realität hatte das dann nicht mehr viel zu tun. In München würde da kurzen Prozeß gemacht, wie alle möglichen Demonstrationsversuche in der freiheitlich bayerischen Landeshauptstadt ja schon bewiesen haben.

Aber spannend war der Film trotzdem, und die Straßenschlacht ... Allein dafür lohnt sich der Film dann schon!

06 November 2006

Anstrengender Nachmittag

Wer sich mit Buchverlagen ein bißchen auskennt, weiß, daß die halbjährliche Vertreterkonferenz zu den Highlights eines Arbeitsjahres gehört. Highlights im positiven wie im negativen Sinne.

Heute war unsere ADM-Tagung, wie das heißt. ADM steht für Außendienstmitarbeiter und ist eine selten bescheuerte Abkürzung.

Mein Kollege Klaus Bollhöfener und ich versuchten tapfer, den Buchvertretern zu erklären, welche Überlegungen wir zu unseren neuen Büchern angestellt haben. War ein verdammt harter Job.

Nach acht Stunden etwa reichte es mir. Ich verzichtete auf das feudale Abendessen und fuhr lieber nach Hause, kaufte mir unterwegs an einem Imbiss eine fettige Pizza, die ich mittlerweile gefuttert habe, kam nach Hause, machte mir ein Bier auf und werde mich jetzt gleich vor die Glotze setzen.

Egal was kommt: Es ist nicht so anstrengend ...

05 November 2006

Sonntag nachmittag mit Punkrock-Kuchen

Das finde ich ja irgendwie cool: In Tübingen wird in der Schellingstraße am Sonntag, 12. November 2006, nicht bloß eine Lesung mit mir stattfinden, sondern zuerst ein netter Kaffee-und-Kuchen-Nachmittag, bevor dann abends noch ein Punk-Konzert läuft. Das ist mal ein praktischer Tip für die Sonntagsgestaltung.

So schreiben ja auch die Veranstalter in ihrer Mail an mich: »Die Vorbereitungen für näxten Sonntag laufen auf Hochtouren. Es wird kräftig geworben, die Backbücher fürs Kuchenbuffet werden gewälzt ...« Vor allem auf den Kuchen bin ich schon jetzt gespannt – es geht um 17 Uhr los mit »Kaffeesaufen und Kuchenessen in der Hausbar«. Klingt alles sehr punkig, und ich wünsche den Veranstaltern viel Erfolg mit der neuen Veranstaltungsreihe, über die sie auf ihrer eigenen Homepage informieren.

Das Kuchenbuffet ist natürlich vegan, es gibt Kaffee und Tee, und hinterher werde ich als »Karlsruher Punkrock-Dinosaurier« angekündigt. Angesichts der Tatsache, daß ich in den 80er und frühen 90er Jahre geschätzte hundert Punk-Konzerte in Tübingen gesehen habe, paßt das irgendwie ja schon.

Seien wir mal gespannt ...

04 November 2006

»Bäume im Sandmeer«

Eigentlich lag es nahe: Der Mittwoch, 1. November, ist in Baden-Württemberg ein Feiertag, und der Samstag und Sonntag sind eh frei – also liegt es irgendwie nahe, die zwei Tage dazwischen ebenfalls freizunehmen.

Und ich nahm mir wieder mal einige »Schreibtage«, leider ein wenig beeinträchtigt durch häusliche Arbeiten, Renovierungen und private Aktivitäten. Trotzdem nutze ich ja jeden längeren Zeitraum, an dem ich ans Schreiben komme – auch wenn mein »großer Roman« sicher noch eine Weile auf sich warten läßt.

Am Mittwoch und Donnerstag entstand eine aktuelle Folge von »Und: Hardcore!«, dem dritten PETER PANK-Roman, die ich fürs OX schrieb. Und ab Donnerstag schrieb ich an einer Fantasy-Erzählung mit dem Arbeitstitel »Bäume im Sandmeer«, mit der ich heute abend fertig werde.

In der Rohfassung, versteht sich. Feinarbeiten folgen später.

Für heute und morgen habe ich zusätzliche Textarbeiten angesetzt. Keine Tätigkeiten, die mich dem Nobelpreis nahebringen werden. Aber Texte, deren Verfassen mir einfach Spaß macht – das soll ja auch nicht schaden.

03 November 2006

Coole Scheiße: ein Video mit mir

Es ist noch gar nicht lange her, als ich mich mit Felix traf, der ein Interview mit mir aufzeichnete. Ein Interview der besonderen Art: eins per Video und dann auch noch für YouTube.

Das gut eine halbe Stunde dauernde Gequatsche hat Felix sehr gut zusammengeschnitten. Entstanden ist ein Clip, der rund zweieinhalb Minuten lang ist.

In diesen zweieinhalb Minuten erzähle ich allerlei über meine PETER PANK-Bücher sowie die dazu gehörenden Inhalte. Das ganze wirkt erstaunlich unterhaltsam – sehr schön! Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte sich das Ding bei YouTube anschauen.

02 November 2006

Deutscher Film, ganz unterhaltsam

Wenn ein Film bereits in der ersten Woche im kleinsten Saal des Multiplex-Kinos läuft und dann auch nur schätzungsweise zwanzig Leute im Saal sitzen, weist das darauf hin, wie unspektakulär die meisten Leute diesen Film anscheinend einschätzen. Dabei gehören Daniel Brühl und Jürgen Vogel doch zu den beliebtesten deutschen Schauspielern der neuen Generation, und für ihren Film »Ein Freund von mir« wurde anständig Werbung gemacht.

Der Film, den ich gestern gesehen habe, ist wirklich sehenswert. Nicht spektakulär genug für die Massen, das leuchtet ein, aber weitaus besser als viele Hollywood-Komödien mit Stars wie beispielsweise Adam Sandler oder Ben Stiller.

Die Geschichte eines jungen Versicherungsmenschen, der eigentlich ein in sich gekehrter Spießer ist und durch die Begegnung mit einem leicht wahnwitzig auftretenden Auto-Fan langsam aufwacht, wirkt auf mich glaubhaft, war konsequent erzählt und kam mit vielen stillen Sequenzen auf, Szenen, in denen nicht einmal Filmmusik lief.

Der Regisseur traut sich glatt, die Schauspieler in seinem Streifen auch mal schweigen zu lassen – das ist ja heutzutage schon mal mutig. Und so wechseln sich amüsante Szenen mit durchaus nachdenklichen Passagen ab, endet der Film zudem mit einem Happy-End, bei dem der Zuschauer sich selbst überlassen wird.

Alles in allem ein schöner Film. Wer mag, kann ja darauf warten, bis er in absehbarer Zeit im Fernsehen kommt. Mangels Spezialeffekte muß man ihn ja wirklich nicht auf der großen Leinwand angucken, vor allem, wenn die üblichen Kino-Deppen im Saal sitzen und eine stille Szene durch lautes Gelaber, asthmatisches Husten oder albernes Kichern zerstören.

01 November 2006

Halloween-Party in der »Kombe«

Wer immer auf die Idee gekommen ist, die amerikanische Tradition des Halloween in Deutschland einzuführen, dem sollte man mal kräftig auf das Resthirn klopfen. Immerhin scheint das ganze genügend Trottel zu begeistern, wovon ich mich am Dienstag abend, 31. Oktober, überzeugen konnte: In der altehrwürdigen »Kombe«, in der ich in den 90er Jahren manchen Hektoliter Bier getrunken hatte, liefen gut zwei Dutzend Leute mit entsprechenden Halloween-Klamotten und ebensolcher Schminke herum. Wenn's ihnen gefällt ...

Immerhin spielten drei Bands, aber vor allem waren Lars und ich wegen alter Bekannter hier, mit denen wir stundenlang laberten. So ertrug ich zumindest die erste Band ganz gut: Torrent sind eine uralte Karlsruher Deutschpunk-Band, die ich in dem Dutzend Jahren, das ich in der Stadt wohne, noch nie gesehen habe – wie ich seit gestern weiß, habe ich da nix verpaßt.

Der schlichte Schrammel-Sound von Torrent und deren Zeigefinger-Texte ertrug ich aber eher als die folgende Band, die Loco Live oder so hieß: drei Metaller, die einfach Ramones-Stücke nachspielten, technisch perfekt und einfach mit der doppelten Geschwindigkeit und ohne jegliches Gespür für den richtigen Zeitpunkt, mit der Show aufzuhören. Das langweilte sogar die Langhaarigen im Saal gründlich.

Dafür aber die Lonesome Dragstrippers mit Ün am Gesang. Sieht man davon ab, daß Üns Frisur und Koteletten eigentlich ein Fall für die Style Police wären, boten die drei Burschen ein kompaktes Rock'n'Roll-Brett, unterlegt mit Punk und allerlei Faxen. Sehr schick und das entschädigende Ende für einen ansonsten musikalisch grausigen Abend.

Früher brauchte ich zehn Moninger Export, um Kopfschmerzen zu bekommen. Heute nacht reichten sechs. Ich werd' echt alt.