19 Oktober 2006

Ein sinnvoller Nobelpreis

Ich habe 1984 mein Abitur am Wirtschaftsgymnasium abgelegt. Damals habe ich verschiedenes kapiert: Der gesamte Betriebswirtschaftskram ist mir zutiefst zuwider – aber er ist das, was letztlich die Welt am Laufen hält. Daran hat sich bis heute nix geändert; die Macht der Wirtschaft über die Politik ist eher noch gewachsen.

Umso besser finde ich, dass ausgerechnet ein 66 Jahre alter Ökonomieprofessor aus Bangladesch dieses Jahr den Friedensnobelpreis erhalten wird: Muhammad Yunus und seine Grameen Bank haben durch ihr geschicktes Wirtschaften wahrscheinlich mehr für den Frieden auf der Welt getan als Heerscharen von Friedenspolitikern oder Experten aller Couleur.

In den letzten Tagen habe ich einiges über die Mikrokredite gelesen, die Yunus' Bank vergibt. Das liest sich alles extrem kompetent und nachvollziehbar. Eine sehr gute Sache.

Fragt sich nur, wann auch in Deutschland solche Mikrokredite vergeben werden. Wer in diesem unserem Land arm ist, kriegt schließlich auch bei keiner Bank mehr einen Kredit oder sonstwie Hilfe. Insofern unterscheidet sich Deutschland kaum von einem Drittweltstaat irgendwo in Afrika oder Asien ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Dass in Deutschland keinen armen Menschen geholfen wird, sich selbständig zu machen, ist aber echt ein Gerücht. Sowas würde nicht mal Oskar Lafontaine behaupten. :)

Primär gab und gibt es Förderung von der Arbeitsagentur. Eine Zeitlang hat man es breit angelegt mit den Ich AGs versucht, aber das war wohl nicht so richtig effizient. Mein letzter Wissensstand ist hier, dass an die Stelle der Ich AGs wieder ein Förderinstrument getreten ist, bei dem stärker geprüft wird. Soweit ich weiß, wird die Förderknete auch nach wie vor nicht als Kredit vergeben.

Der Zeitpunkt, wo wir neidisch auf Bangladesh schauen müssen, liegt also doch noch ein wenig in der Zukunft. Wobei ich die Grameen Bank selbstredend ebenfalls als herausragende Institution ansehe, die sich den Friedensnobelpreis redlich verdient hat.